Leopard 2-Panzer der Bundeswehr.
FAQ

Rüstungshersteller Wie viele "Leoparden" hat der Westen?

Stand: 25.01.2023 20:39 Uhr

Nach der Entscheidung zur Lieferung deutscher Kampfpanzer an die Ukraine will sich die Regierung mit Rüstungsfirmen abstimmen. Wie groß sind Europas Bestände - und was kann die deutsche Industrie liefern?

Von Detlev Landmesser, tagesschau.de

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat angekündigt, kurzfristig Gespräche mit der Rüstungsindustrie aufzunehmen. Dabei soll es nicht nur um die "Leopard"-Kampfpanzer gehen - sondern auch um die Frage, wie bessere und schnellere Nachschubwege möglich seien. Nach Einschätzung des in London ansässigen International Institute for Strategic Studies (IISS) wären etwa 100 Kampfpanzer vom Typ "Leopard 2" nötig, um die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine spürbar zu verbessern. Über wie viele "Leoparden" verfügen Deutschland und seine Partner? Und wie schnell können die Hersteller neue Panzer bauen? Antworten auf einige wichtige Fragen.

Wieviele Kampfpanzer hat die Bundeswehr im Bestand?

Die Bundesregierung hat entschieden, der Ukraine in etwa drei Monaten 14 Kampfpanzer vom Typ "Leopard 2A6" direkt aus Bundeswehrbeständen zu liefern. Dagegen waren bisherige Lieferszenarien meist von dem etwas älteren Typ 2A4 ausgegangen, der in den vergangenen Jahren von der Bundeswehr ausgemustert wurde. Dieser Typ dürfte in einem zweiten Schritt an die Ukraine gehen, was laut Verteidigungsminister Pistorius "etwas länger" dauern würde. Pistorius schloss aber auch nicht aus, dass es sich bei der zweiten Lieferung um den älteren "Leopard 1"-Panzer handeln könnte.

Das International Institute for Strategic Studies (IISS) geht insgesamt von über 200 "Leopard 2A4" aus, die bei der Industrie und der Bundeswehr eingelagert sind - inklusive der 22 Exemplare beim Rüstungskonzern Rheinmetall. Im aktiven Bestand oder in der Instandhaltung hat die Bundeswehr nach Daten des IISS 321 "Leopard 2" neuerer Baureihen, davon zu knapp einem Drittel die neuesten Modelle 2A7 und 2A7V. Für 2025 gibt die Bundeswehr einen Zielbestand von 320 "Leopard 2A7V" an.

Über wieviele "Leoparden" verfügen die Partner?

Deutsche Kampfpanzer werden voraussichtlich auch direkt aus den Beständen der NATO-Partner geliefert werden. Heute hat die Bundesregierung dafür prinzipiell grünes Licht erteilt. Gestern hat Polen einen entsprechenden Antrag für die Lieferung von 14 "Leopard"-Panzern an die Ukraine an die Bundesregierung gerichtet. Auch Finnland, die Niederlande und Spanien haben ihre Bereitschaft zur Lieferung von Kampfpanzern erklärt.

Insgesamt stehen über 2100 "Leopard 2" verschiedener Varianten bei den Streitkräften der NATO oder anderer europäischer Staaten wie der Schweiz und Österreich. Nach Daten des IISS hat Finnland zusätzlich zu den aktiven 100 "Leopard"-Panzern 100 Exemplare der Baureihe 2A4 eingelagert, Norwegen weitere 16.

Wer stellt in Deutschland Kampfpanzer her?

Als "Kampfpanzer", das heißt ein stark gepanzertes Gleiskettenfahrzeug mit besonders leistungsfähiger Hauptkanone, gelten in der Bundesrepublik derzeit allein die "Leopard"-Modelle.

Wie bei Projekten dieser Größenordnung üblich, sind zahlreiche Firmen in die "Leopard"-Produktion eingebunden. Generalunternehmer des Projekts ist der Münchener Hersteller Krauss-Maffei Wegmann, große Produktionsanteile hat außerdem Rheinmetall aus Düsseldorf.

Das Grundmodell des "Leopard" wurde ab 1965 gebaut. Diese Modellreihe wurde ab 1979 vom "Leopard 2" ersetzt. Mittlerweile sind der 2A7 und der 2A7V die modernsten verfügbaren Modelle. Die Weiterentwicklung "Panther KF51", den Rheinmetall im vergangenen Juni vorgestellt hat, ist noch in der Entwicklung und könnte nach Firmenangaben innerhalb der nächsten 15 bis 18 Monate verfügbar werden.

Während Krauss-Maffei Wegmann mittlerweile im Besitz der deutsch-französischen Holding KNDS ist, handelt es sich bei Rheinmetall um einen börsennotierten Konzern. Über 70 Prozent der Anteile sind im Besitz kleinerer Aktionäre.

Wieviele Panzer könnte die Industrie nun liefern?

Noch in diesem Jahr könnte Rheinmetall nach eigenen Angaben etwa zehn bis 15 aufbereitete "Leopard 2A4" zur Verfügung stellen - allerdings nur, wenn dies jetzt beauftragt werde. Insgesamt hat Rheinmetall nach eigenen Angaben 22 "Leopard 2A4" und 88 "Leopard 1A5" im Bestand. Ein Großteil davon könnte nach Unternehmensangaben innerhalb der nächsten acht bis zwölf Monate einsatzbereit gemacht werden. Rheinmetall hat die Modelle auch deswegen im Bestand, weil mehrere Kampfunterstützungsfahrzeuge des Unternehmens wie beispielsweise der Pionierpanzer "Kodiak" auf dem Fahrgestell des "Leopard 2" basieren.

Bereits beauftragt sind weitere 29 "Leopard 2A4", die voraussichtlich ab April fertiggestellt sein werden. Diese sind für Tschechien und die Slowakei vorgesehen, die dafür in einem Ringtausch Panzer sowjetischer Bauart an die Ukraine weiterreichen sollten. Tschechien hat einer direkten Abgabe der Panzer an die Ukraine bereits eine Absage erteilt.

Sollten weitere "Leopard"-Panzer bestellt werden, wird die aktuelle Kapazität der Hersteller grob auf möglicherweise drei Panzer pro Monat geschätzt - beginnend mit dem kommenden Jahr 2024. Unter Verweis auf "viele Stellschrauben" wie etwa die noch unklare Auftragslage sowie sicherheitspolitische Fragen ist die Branche mit eigenen Prognosen aber zurückhaltend.