Elon Musk

Wortgefecht mit Twitter-Chef Musk verunglimpft Twitter-Mitarbeiter mit Behinderung

Stand: 08.03.2023 08:20 Uhr

Über Tage hinweg weiß ein Mann nicht, ob er noch bei Twitter angestellt ist. In der Folge entspann sich ein öffentlicher Schlagabtausch auf dem Portal mit Firmen-Chef Musk. Der vergriff sich dabei mehrfach im Ton.

Von Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieser Meldung hieß es unter Berufung auf die Nachrichtenagentur AP, Musk habe den Bedarf einer Unterkunft für den Betroffenen infrage gestellt. Es handelt sich hier um einen Übersetzungfehler des Begriffs "accomodation". In der hier verwendeten Form meint das Wort Anpassungsmaßnahmen am Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderung. Wir haben den Text entsprechend korrigiert.

Ein Twitter-Mitarbeiter hat nach tagelanger Ungewissheit erst bei einem bizarren Nachrichtenaustausch mit Elon Musk von seiner Entlassung erfahren. Haraldur Thorleifsson loggte sich nach eigenen Angaben vor kurzem in seinen Rechner ein, um zu arbeiten. Doch dann stellte er fest, dass er aus dem internen System ausgesperrt wurde. So erging es 200 weiteren Mitarbeitern.

Nachdem er nach neun Tagen noch immer keine Antwort auf die Frage bekam, ob er noch bei der Online-Plattform angestellt sei, entschied er sich, Musk via Tweet zu kontaktieren. "Vielleicht antworten Sie mir hier, wenn genügend Leute retweeten?", schrieb Thorleifsson am Montag.

Thorleifsson ist auf einen Rollstuhl angewiesen

Das Wortgefecht, das sich im Anschluss zwischen Thorleifsson und Musk entspann, griffen zahlreiche US-Medien auf. So berichteten die "Washington Post", der Sender CNN Business und die Nachrichtenagentur AP darüber. Denn tatsächlich bekam der Isländer eine Antwort von Musk - und noch viel mehr. Der Tech-Milliardär fragte ihn nach dessen Arbeit für den Kurznachrichtendienst aus und stellte dessen Behinderung und den daraus erwachsenden Bedarf nach Anpassungsmaßnahmen infrage.

Thorleifsson leidet an Muskeldystrophie und ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Außerdem behauptete Musk, der Isländer habe einen "prominenten, aktiven Twitter-Account und ist reich". Thorleifsson konfrontiere ihn nur öffentlich, weil er es auf eine dicke Abfindung abgesehen habe.

"Jedes Recht, mich zu entlassen"

Thorleifsson twitterte zurück, dass er Musk nur öffentlich gefragt hat, weil "Sie (oder irgendjemand anderes bei Twitter) nicht auf meine privaten Nachrichten geantwortet" hätten. "Sie hatten jedes Recht, mich zu entlassen. Aber es wäre nett gewesen, mir Bescheid zu geben!", fügte er hinzu.

Während es zwischen Musk und ihm hin- und hergegangen sei, habe er schließlich eine E-Mail von Twitter erhalten: Er sei entlassen, berichtete er.

Bekannter Unternehmer in Island - und Steuerzahler

Thorleifsson lebt in seiner Heimat und hat rund 160.000 Follower bei Twitter - Musk folgen mehr als 130 Millionen. Zu Twitter stieß der Isländer im Jahr 2021, nachdem das Unternehmen unter dem damaligen Management seine Start-up-Firma Ueno aufgekauft hatte.

Damals gab es viel Lob für Thorleifsson von isländischen Medien, weil er sich entschieden hatte, sich den Erlös für Ueno in Gehältern und nicht mit einem hohen Pauschalbetrag auszahlen zu lassen. Denn so nahm er bewusst höhere Steuern in seinem Land in Kauf, um die sozialen Sicherungssysteme zu unterstützen.

Am Tag danach: Musk spricht von "Missverständnis"

Am frühen Dienstagabend gab Musk im Fall Thorleifsson einen Sinneswandel bekannt. Er wolle sich bei Halli (Thorleifssons Twittername) dafür entschuldigen, dass er, Musk, dessen Situation missverstanden habe, twitterte der Tech-Milliardär. "Das lag Sachverhalten zugrunde, die mir berichtet wurden und die unwahr waren oder, in einigen Fällen, nicht von Bedeutung." Dann ergänzte Musk, dass Thorleifsson darüber nachdenke, bei Twitter zu bleiben.

Zu Musks Tweet äußerte sich Thorleifsson zunächst nicht. Nach dem zäh errungenen Entlassungsbescheid hatte er erklärt, dass er schon neue Pläne habe. "Ich eröffne sehr bald im Zentrum von Reykjavik ein neues Restaurant", twitterte Thorleifsson. "Es ist nach meiner Mutter benannt."