Werksanlagen der BASF in Ludwigshafen.

Noch mehr Stellen fallen weg BASF will weitere Milliarden einsparen

Stand: 23.02.2024 10:38 Uhr

Der Gewinn ist eingebrochen, der Umsatz geschrumpft: Beim Chemiekonzern BASF reagiert der Vorstand mit einem weiteren Sparprogramm auf die Krise. Die gesamte Chemieindustrie hat Probleme.

Der Chemie- und Pharmakonzern BASF reagiert auf die akute Umsatz- und Ergebnisschwäche mit einem neuen Sparprogramm. Dazu gehören auch Stellenstreichungen am Standort Ludwigshafen, wie das Management heute mitteilte. Insgesamt will das Unternehmen bis 2026 allein dort zusätzlich jährlich Kosten von einer Milliarde Euro einsparen. Einsparungen soll es sowohl in der Produktion als auch in den Bereichen außerhalb geben. Die Fixkosten sollten durch Effizienzsteigerungen gesenkt und die Produktionskapazitäten den Markterfordernissen angepasst werden, heißt es.

Bereits 2022 hatte die BASF-Führung wegen verschlechterter Geschäfte und schwierigerer Rahmenbedingungen in Europa ein Sparprogramm angekündigt. Hintergrund waren vor allem die stark gestiegenen Gaspreise. Zuletzt war geplant, die jährlichen Kosten bis Ende 2026 um insgesamt 1,1 Milliarden Euro zu senken. Zu den Maßnahmen zählen auch der Abbau von Arbeitsstellen und die Stilllegung mehrerer Chemieanlagen.

Nach Angaben des Konzerns sind die Kosten Ende 2023 bereits um rund 600 Millionen Euro gesunken. Die restlichen 500 Millionen Euro an Einsparungen aus dem Programm sollen ab 2026 hinzukommen, teilte das Unternehmen weiter mit.

Geschäfte werden ausgegliedert

Um den Chemiekonzern wieder profitabler zu machen, hatte BASF im vergangenen Dezember angekündigt, die Geschäfte rund um Agrarchemie, Batteriematerialien sowie Lacke und Beschichtungen ("Coatings") aus dem Verbundsystem zu lösen. Diese sollen in rechtlich eigenständige Tochtergesellschaften umgewandelt werden. Die Bereiche hängen weniger stark mit dem Rest des Konzerns zusammen. Einem Verkauf hatte Unternehmenschef Martin Brudermüller eine Absage erteilt.

"Es geht letztlich um Leistungssteigerung sowie darum, näher am Kunden zu sein und sich noch härter im Wettbewerb zu messen", sagte Finanzchef Dirk Elvermann. Ein Wachstumsgeschäft müsse anders gesteuert werden als ein Geschäft, das im Wesentlichen auf Rendite ausgerichtet sei. Das schaffe BASF mit einer neuen Struktur.

Ludwigshafen fällt zurück

Die aktuellen Jahreszahlen machen laut Vorstandschef Martin Brudermöller weitere Sparmaßnahmen vor allem in Deutschland erforderlich: "In absoluten Zahlen haben unsere Teams in allen wichtigen Ländern einen positiven Ergebnisbeitrag geliefert, mit Ausnahme von Deutschland", sagte Brudermüller. Das Ergebnis im Heimatmarkt habe dabei unter dem deutlich negativen Ergebnis am größten Produktionsstandort Ludwigshafen gelitten. Daher sei es notwendig, am Stammsitz weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit vorzunehmen.

2023 schrumpfte der Umsatz im Jahresvergleich um ein Fünftel auf knapp 69 Milliarden Euro. Ausschlaggebend hierfür waren deutlich niedrigere Preise und Mengen. Der Absatz sei in allen Segmenten infolge einer schwachen Nachfrage aus vielen Abnehmerbranchen gesunken, hieß es.

Das operative Ergebnis ging um fast 29 Prozent auf knapp 7,7 Milliarden Euro zurück. Unter dem Strich blieben 225 Millionen Euro. 2022 hatte BASF, allerdings aufgrund von milliardenschweren Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Russlandgeschäft, einen Verlust von 627 Millionen Euro ausgewiesen.

Probleme in der Chemiebranche

Die Probleme bei BASF spiegeln die derzeit insgesamt schwierige Konjunkturlage der deutschen Industrie und Wirtschaft. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres war das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft.

Die Chemiebranche, eine von Deutschlands Schlüsselindustrien, erwartet im laufenden Jahr keine Besserung: "Wir befinden uns mitten in einem tiefen, langen Tal. Und noch ist unklar, wie lange wir es durchschreiten müssen", hatte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Markus Steilemann, im Dezember gesagt.

Deutschlands drittgrößte Industriebranche leidet unter gestiegenen Energiepreisen wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und der schwachen Konjunktur. 2023 fiel der Umsatz der Chemie- und Pharmabranche um zwölf Prozent auf rund 230 Milliarden Euro. Die Produktion brach um acht Prozent ein, in der Chemie allein waren es elf Prozent.

Sabine Geipel, SWR, tagesschau, 23.02.2024 10:53 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete SWR Aktuell am 23. Februar 2024 um 08:03 Uhr.