Der Sitz der Deutschen Bahn in Berlin

Hohe Kosten, gestiegene Zinsen Bahn fährt Milliardenverlust ein

Stand: 21.03.2024 13:05 Uhr

Viele Fahrgäste, aber trotzdem tiefrote Zahlen: Die Bahn hat im vergangenen Jahr 2,4 Milliarden Euro Verlust gemacht. Ein Grund sind nach Angaben des Konzerns die hohen Investitionen in das Netz, das über viele Jahre vernachlässigt wurde.

Die Deutsche Bahn steckt tief in den roten Zahlen: Durch hohe Kosten für Bau, Energie und Personal, gestiegene Zinsen und mehrere Streiks kommt der bundeseigene Konzern im Jahr 2023 auf ein Minus von 2,4 Milliarden Euro. Das teilte die Bahn auf ihrer Bilanzpressekonferenz mit. Im Jahr zuvor war der Fehlbetrag mit rund 0,2 Milliarden Euro noch deutlich geringer ausgefallen.

Deutsche Bahn verzeichnet Milliardenverlust laut Bilanz für 2023

André Kartschall, RBB, tagesschau, 21.03.2024 14:00 Uhr

Hohe Unpünktlichkeit durch marode Strecken

Auch in Sachen Pünktlichkeit hat die Bahn weiter nachgelassen. Konzernchef Richard Lutz versprach eine "Zeitenwende" mit mehr Investitionen, Sanierungen und letztlich pünktlicheren Zügen.

Als pünktlich gilt ein Zug, wenn er weniger als sechs Minuten Verspätung hat. Im Fernverkehr war vergangenes Jahr etwa jeder dritte Zug mit Verspätung unterwegs. Auch im Regionalverkehr sank die Pünktlichkeit weiter von 91,8 auf 91,0 Prozent, wie die Bahn mitteilte. Trotzdem reisten vergangenes Jahr mehr Menschen mit der Bahn. Rund 1,8 Milliarden Fahrten verbuchte der Konzern 2023 - ein Plus von 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Überlastete Strecken und ein an vielen Stellen sanierungsbedürftiges Netz sorgten demnach für die hohe Unpünktlichkeit. Bahn und Bund wollen deshalb in den kommenden Jahren so viel investieren wie nie, um die Infrastruktur wieder fit zu machen. Es soll also viel gebaut werden - was wiederum den Verkehr in den kommenden Jahren zunächst weiter ausbremsen dürfte.

Bahn ging in Vorleistung bei Investitionen

Grund für die schlechten Zahlen in der Unternehmensbilanz sei, dass die Bahn bei den hohen Investitionen in die Infrastruktur in Vorleistung gegangen sei, teilte der Konzern mit. In diesem Jahr sollen die Mittel vom Bund ausgeglichen werden. Dann will der Konzern zumindest operativ wieder schwarze Zahlen schreiben. Die Bahn investierte 2023 demnach rund 7,6 Milliarden Euro aus Eigenmitteln in die dringend notwendige Ertüchtigung der Infrastruktur.

Der Umsatz ging 2023 um 13 Prozent auf rund 45,2 Milliarden Euro zurück. Und auch im operativen Bereich machte der Konzern Verluste. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank auf ein Minus von fast einer Milliarde Euro - nach einem positiven Ergebnis von rund 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2022. 

Gewinne im Logistikbereich gehen zurück

Zu den schlechten Zahlen in diesem Jahr führten auch anhaltende wirtschaftliche Probleme bei der Güterverkehrstochter DB Cargo sowie ein sich abkühlender Transportmarkt, den vor allem die ansonsten gut laufende Logistiktochter DB Schenker zu spüren bekam. Schenker, die zum Verkauf steht, machte im vergangenen Jahr nur noch 1,1 Milliarden Euro Gewinn - 2022 waren es noch 1,8 Milliarden Euro.

Hoffnung auf Einigung mit der GDL

Auch zu den Verhandlungen mit der Lokführergewerkschaft GDL äußerte sich der Vorstand und machte Hoffnung, den Tarifstreit bald beilegen zu können. "Wir sind auf gutem Weg, aber die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen", sagte Personalvorstand Martin Seiler. "Wir arbeiten konzentriert." Man hoffe, dass man in den nächsten Tagen einen Abschluss erreiche. Wichtig sei, dass so lange nicht gestreikt werde.

Die Konfliktparteien hatten am Wochenende erklärt, die Verhandlungen fortzusetzen. Die GDL sieht so lange von weiteren Arbeitskämpfen ab. Die Gewerkschaft hatte in den vergangenen Monaten immer wieder den Bahnverkehr weitgehend lahmgelegt.

Neben Hunderttausenden von Berufspendlern und anderen Reisenden war durch den Ausfall von Güterzügen auch die Industrie unmittelbar betroffen. Als größter Streitpunkt gilt vor allem die von der GDL geforderte Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeitende auf 35 Stunden bei gleichem Lohn.