Amazon-Logo und russische Rubel

Rückzug aus Russland Amazon zieht den Streaming-Stecker

Stand: 10.03.2022 09:23 Uhr

Der weltgrößte Onlinehändler Amazon hat Russland vom Versand und seinem Streaming-Dienst Prime Video abgeklemmt. Und auch für seine Aktie plant der Tech-Riese große Veränderungen.

Die Liste der Technologiekonzerne, die Russland den Rücken kehren, wird immer länger. Nach Apple, Microsoft, Intel und Netflix hat nun auch der weltgrößte Onlinehändler Amazon seine Geschäfte in Russland gestoppt.

Nachdem Streaming-Konkurrent Netflix bereits zu Wochenbeginn vorgeprescht war, kündigte Amazon gestern Abend an, den Nutzern in Russland bis auf Weiteres den Zugang zu seinem Streaming-Dienst Prime Video zu sperren. Der Konzern gab zudem bekannt, den Versand von Produkten an Privatkunden in Russland und Belarus zu stoppen.

Keine Playstation mehr für Russland

Die Möglichkeiten für Russen, sich mit westlichen Technologien zu unterhalten, werden damit immer kleiner, zumal auch der japanische Elektronik- und Unterhaltungskonzern Sony nun die Lieferung seiner Playstation-Konsole und zugehöriger Spiele nach Russland aussetzt.

Der jüngste Titel der Spielreihe "Gran Turismo" werde in Russland nicht erscheinen und der Playstation-Store werde geschlossen, teilte Sony mit. Zuvor hatten die Japaner bereits mitgeteilt, sie würden keine Filme mehr in Russland veröffentlichen. Gaming-Konkurrent Nintendo erklärte, den Versand aller Produkte nach Russland zunächst zu stoppen.

Hilfe beim Schutz gegen Cyber-Angriffe

Derweil zieht Amazon nicht nur bei seinen Paket- und Streaming-Diensten Russland den Stecker. Der weltgrößte Online-Händler beschloss außerdem, sowohl seinen Online-Marktplatz als auch die Cloud-Plattform AWS für neue Kunden in Russland und Belarus zu schließen. Der Konzern betonte, in Russland keine Datenzentren, Infrastruktur oder Büros zu betreiben.

Überdies verfolge Amazon seit Langem die Richtlinie, keine Geschäfte mit der russischen Regierung zu machen. Der Konzern arbeite eng mit IT-Organisationen zusammen, um der Ukraine beim Schutz gegen Cyber-Angriffe zu helfen.

Amazon kündigt Aktiensplit an

Der Rückzug aus Russland ist allerdings nicht die einzige Neuigkeit, die der Onlinehändler gestern Abend bereithielt. Auch für seine Aktie plant der Tech-Gigant große Veränderungen. Der Amazon-Verwaltungsrat hat einen Aktiensplit im Verhältnis eins zu 20 beschlossen. Die für den 25. Mai geplante Jahresversammlung der Aktionäre muss dem Plan noch zustimmen.

Anleger, die am 27. Mai nach Geschäftsschluss eine Amazon-Aktie halten, bekommen demnach am oder um den 3. Juni 19 weitere Papiere ins Depot gebucht. Der Aktienkurs wird entsprechend zum Stichtag durch 20 geteilt. So verändert sich der Anteil, den ein Anleger an dem Unternehmen und seinen Gewinnen hält, nicht.

Amazon-Aktie schnellt in die Höhe

Ziel eines Aktiensplits ist es, den nominell teuren Aktienkurs zu verbilligen und die Titel dadurch leichter handelbar und vor allem für Privatanleger als Anlageobjekt attraktiver zu machen. Bereits Anfang Februar hatte der Suchmaschinenriese Google einen Aktiensplit für seine Papiere in Aussicht gestellt.

An der Börse kommt die Aktiensplit-Ankündigung von Amazon hervorragend an. Zumal der Konzern auch noch ein Aktienrückkaufprogramm über bis zu zehn Milliarden US-Dollar beschloss. Die Amazon-Aktie schnellte im nachbörslichen US-Handel in einer ersten Reaktion um rund zehn Prozent in die Höhe. Zuletzt hatte sie deutlich unter Druck gestanden; seit dem Rekordhoch bei 3773 Dollar im Juli vergangenen Jahres hatte sie rund 26 Prozent ihres Werts eingebüßt.