Jony Ive

Jony Ive wechselt zu KI-Firma Was OpenAI mit Apples früherem Chefdesigner vorhat

Stand: 22.05.2025 10:44 Uhr

Die ChatGPT-Firma OpenAI heuert Jony Ive an - der einst der kreative Kopf hinter dem iPhone war. Er soll eine neue Generation von Geräten für Künstliche Intelligenz entwerfen. Was steckt dahinter?

Von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Gesucht: ein Designer für die Zukunft der Künstlichen Intelligenz. Fündig wurde OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, bei Jony Ive. Der legendäre Ex-Chefdesigner von Apple soll für das KI-Unternehmen neue Hardware entwickeln. Dazu erwirbt OpenAI das von Ive mitgegründete Unternehmen mit dem Namen io. Der Deal hat laut übereinstimmenden Medienberichten des Finanzdiensts Bloomberg und des "Wall Street Journal" ein Volumen von fast 6,5 Milliarden Dollar.

Jony Ive (l.) und OpenAI-Chef Sam Altman präsentieren sich gemeinsam auf der Internetseite des KI-Unternehmens

Jony Ive (l.) und OpenAI-Chef Sam Altman präsentieren sich gemeinsam auf der Internetseite des KI-Unternehmens

"Das coolste Stück Technik"

Man habe bereits vor zwei Jahren angefangen, über neue Geräte für die Ära Künstlicher Intelligenz nachzudenken und daran zu arbeiten, teilten Ive und OpenAI-Chef Sam Altman mit. Ive und Altman kennen sich bereits seit Jahren - nun wird aus der persönlichen Verbindung auch eine geschäftliche.

Ive wird gemeinsam mit seinem Team das Design bei dem KI-Unternehmen übernehmen. Ziel sei es, eine ganze Produktfamilie an neuen KI-Geräten zu entwickeln, betonten Altman und Ive in einer gemeinsamen Erklärung. Einen ersten Prototyp der Zusammenarbeit bezeichnete der OpenAI-Chef als "das coolste Stück Technik, das die Welt je gesehen hat".

Braucht KI neue Geräte?

Die Übernahme von io läutet eine neue Phase für OpenAI ein. Nachdem das Unternehmen Ende 2022 seine Software ChatGPT veröffentlicht und damit weltweit für Aufsehen gesorgt hatte, will es nun die physische Welt erobern - mit Geräten, die speziell für die Interaktion mit Künstlicher Intelligenz konzipiert sind.

Laut Altman benötigt die neue Technik der Künstlichen Intelligenz auch eine neue Art von Hardware: "Diese Technologie verdient etwas viel Besseres", als lediglich Fragen in einen Laptop zu tippen, sagte er.

Früher ein enger Mitarbeiter von Steve Jobs

Wer aber ist Jony Ive - und warum ist er für OpenAI so wichtig? Der Designer hatte sich Apple 1992 angeschlossen und war fast drei Jahrzehnte lang für den Konzern tätig. Er war über Jahre einer der engsten Mitarbeiter von Apple-Gründer Steve Jobs.

Ive prägte das Design von Apple-Produkten - von Mac-Computern über iPods bis hin zu iPhone und iPad. Sein minimalistischer Stil und sein Verständnis für die Verbindung von Funktion und Ästhetik machten ihn zu einer Ikone der Tech-Welt. Vor allem das iPhone prägte das Aussehen von Smartphones entscheidend.

2019 verließ Ive den Apple-Konzern und machte sich mit seinem eigenen Designstudio "LoveFrom" selbstständig. Bei der vor einem Jahr zusätzlich gegründeten Firma io schlossen sich ihm unter anderen die Designerin Evans Hankey, die bis 2023 Ives Nachfolgerin bei Apple war, sowie Tang Tan an, der bis zum vergangenen Jahr das iPhone-Design verantwortete.

Ergänzung zu Smartphone und Laptop

Welche neuen KI-Geräte sollen nun künftig unter Ives Ägide entstehen? Offiziell ist noch wenig bekannt. Doch bei einem Auftritt vor OpenAI-Mitarbeitern sagten Altman und Ive dem "Wall Street Journal" zufolge, beim ersten Projekt gehe es um ein Gerät, das die Umgebung von Nutzern und deren Leben erfasse. Es sei als eine Ergänzung für Smartphones und Laptops gedacht.

Ziel dürfte wohl ein Produkt sein, das nicht nur technisch beeindruckt, sondern auch emotional anspricht - ganz in der Tradition von Apples Designphilosophie. Ive dürfte nicht nur das Äußere gestalten, sondern auch das Nutzererlebnis neu denken. Denkbar sind tragbare Geräte, die Sprachsteuerung, Augmented Reality und lernfähige KI kombinieren.

Bisherige Geräte enttäuschten

Dabei gibt es solche Geräte bereits. So brachte das von ehemaligen Apple-Mitarbeitern gegründete Unternehmen Humane bereits im vergangenen Jahr den "AI Pin" auf den Markt: einen kleinen tragbaren KI-Assistenten, der Sprache versteht, Inhalte projiziert und sich per Sprachsteuerung bedienen lässt.

So groß die Aufregung im Vorfeld war, so groß war allerdings auch die Ernüchterung nach dem Start des Produkts. Kritiker bemängelten vor allem langsame Reaktionszeiten und mangelnde Alltagstauglichkeit. Zudem verfüge der "AI Pin" über keinen echten Mehrwert gegenüber Smartphones. "Großartige Idee, miserable Umsetzung", lautete das vernichtende Urteil des Tech-Nachrichtenportals "The Verge". Die "Post-Smartphone-Zukunft" sei noch nicht einmal nahe.

AI Pin Humane

Sorgte für Ernüchterung: Der "Ai Pin" des Herstellers Humane

Und was machen die großen Tech-Konzerne? Apple und Google verfolgen bislang keine Hardware-Strategie speziell für KI, sondern arbeiten an der Integration von KI-Funktionen in ihre bestehenden Geräte. Meta versucht sich derweil mit "Smart Wearables" wie den "Ray-Ban Meta Smart Glasses" an der Verbindung von KI, Augmented Reality und Sozialen Plattformen.

Unterm Strich bleibt der Deal zwischen OpenAI und Jony Ive somit ein deutliches Signal: Künstliche Intelligenz soll in Zukunft nicht nur in Software-Anwendungen stecken, sondern Teil unseres Alltags werden - in Form neuer, intelligenter Geräte. Ob diese neue Art von Alltagsgeräten ähnlich revolutionär sein wird wie einst das iPhone, bleibt allerdings noch abzuwarten.