Schwedische GM-Tochter insolvent Saab will sich von maroder Mutter lösen

Stand: 20.02.2009 16:17 Uhr

Der Niedergang des US-Autoriesen GM hat in Europa ein erstes prominentes Opfer: Die schwedische Tochter Saab meldete Insolvenz an - und will sich von der maroden Mutter lösen. Eine Zukunft für Saab könne es aber nur mit einem Partner geben, sagte Autoexperte Diez tagesschau.de.

Der zum US-Konzern General Motors (GM) gehörende Autohersteller Saab hat einen Insolvenzantrag gestellt. Die Produktion soll aber fortgesetzt werden. Das teilte der Aufsichtsrat mit.

Ein Insolvenzverwalter soll prüfen, ob Teile des Autobauers unabhängig von der US-Mutter überleben können. Unter Gläubigerschutz will sich der Hersteller sanieren. Das Insolvenzverfahren schützt den Autobauer in der Zeit der Restrukturierung vor den Forderungen seiner Gläubiger.

Saab-Chef Jan Ake Jonsson erklärte, die Neuorganisation habe das Ziel, ein "völlig unabhängiges" Unternehmen zu schaffen, das zukunftsfähig sei und offen für Investitionen. Man werde alle Optionen ausloten, auch einen Verkauf. Die Umorganisation solle innerhalb von drei Monaten umgesetzt werden und erfordere eine "unabhängige Finanzierung". Jonsson sagte, nach 20 Jahren unter einer ausländischen Mutter beginne nun "ein neues Kapitel in der Saab-Geschichte".

Der Staat hält sich raus

Die schwedische Regierung hatte sich geweigert, Saab Finanzspritzen zu gewähren - auch, um zu vermeiden, dass das Geld schwedischer Steuerzahler beim angeschlagenen Mutterkonzern GM versickert. Schweden Regierung hatte erst gestern erneut klargestellt, dass sie sich an keinem der Automobilbauer in dem Land beteiligen werde. Schwedens Regierungschef Fredrik Reinfeldt sagte: "Wenn der größte Autokonzern der Welt es über 20 Jahre nicht geschafft hat, Saab überlebensfähig zu machen, wird das der schwedische Staat wohl kaum besser können."

Saab hat im vergangenen Jahr 94.000 Autos abgesetzt und beschäftigt 4000 Mitarbeiter. Von der Insolvenz sind nicht nur die Jobs bei Saab betroffen, sondern laut Gewerkschaften auch 11.000 Arbeitsplätze bei Zulieferern in Schweden gefährdet. Das Unternehmen fährt seit mehreren Jahren hohe Verluste ein. Saab steht seit 2008 zum Verkauf.

Partner-Suche unausweichlich

Branchenexperten bezweifelten, dass Saab eine Chance als eigenständiges Unternehmen hat. Der Autobauer muss sich nach Ansicht des Automobilexperten Willi Diez von der Fachhochschule Nürtingen nun dringend einen neuen Partner suchen. "Bis auf Porsche kenne ich kein Unternehmen von vergleichbarer Größe, dass alleine auf dem Markt bestehen kann", sagte er tagesschau.de.

Opel vor ähnlichen Problemen

Auch bei den Planspielen für die Rettung der deutschen GM-Tochter Opel wurde eine Trennung von General Motors diskutiert. Sollte sich Opel vom maroden Mutterkonzern lösen, stünde der Rüsselsheimer Autobauer vor einem ähnlichen Problem wie Saab, sagte Diez weiter. Opel produziert zwar mit rund 1,5 Millionen Autos pro Jahr etwa mehr als 10 Mal so viele Fahrzeuge wie Saab. "Aber auch Opel braucht einen Partner", sagte er. Vorstellbar ist für ihn ein indisches oder chinesisches Unternehmen, das versucht Zugang zum europäischen Markt zu bekommen. Wie groß die Chancen dafür seien, ließe sich aber schwer beurteilen.

Zusammengehen mit Opel als Rettung?

Branchenexperten spekulieren seit längerem über ein Zusammengehen von Saab und Opel. General Motors hat in den vergangenen Jahren die Verflechtung seiner europäischen Töchter energisch vorangetrieben. Die Deutschland-Zentrale von Saab residiert am Opel-Stammsitz in Rüsselsheim. Und auch viele Opel-Händler bieten seit einigen Jahren zusätzlich Saab-Fahrzeuge an. In den vergangenen Jahren entwickelten Ingenieure für bestimmte Modelle von Opel und Saab gemeinsame Plattformen. Auch deshalb warnte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer im ARD-Mittagsmagazin: "Opel ist nicht gerettet, wenn Saab Insolvenz anmelden muss." Im Gegenteil: Die Brisanz der Probleme werde größer. "Das, was bei Saab passiert ist, wirft zusätzliche dunkle Schatten auf Opel", sagte Dudenhöffer.

Mit der Opel-Krise beschäftigt sich auch der Bericht aus Berlin - am kommenden Sonntag, den 22.2., um 18:30 Uhr im Ersten