Röslers Griechenland-Reise Besuch eines Unbeliebten
Es ist nicht gerade so, dass sich die Griechen auf diesen Besucher freuen - im Gegenteil: Wirtschaftsminister Rösler ist spätestens seit seinen "Resolvenz"-Plänen einer der unbeliebtesten Deutschen. Dabei will er doch auch helfen - mit einer gewaltigen Wirtschaftsdelegation und der Kraft der Sonne.
Von Christian Faul, BR, ARD-Hörfunkstuido
Den Namen Philipp Rösler, den kennen sogar griechische Taxifahrer. Gemeinsam mit Angela Merkel gehört ihr Vizekanzler zu den deutschen Politikern, auf die die Griechen besonders verärgert reagieren.
Sie wissen, mit welchen Satz der FDP-Chef auf sich und seine Partei aufmerksam macht: "Wir wollen, dass Griechenland in der Eurozone bleibt. Dafür brauchen wir eine Wiederherstellung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und bei dieser Wiederherstellung darf es aus meiner Sicht keine Denkverbote geben." In den griechischen Medien war das ein großes Thema: Die Deutschen wollen uns in die Pleite schicken, hieß es.
Die Nerven sind angespannt
Der Wirtschaftsminister dürfte in Athen nicht besonders freundlich empfangen werden. "Rösler bringt die geordnete Insolvenz mit", schreibt eine Athener Zeitung. Im Bundeswirtschaftsministerium hoffen sie, dass auf der Kurzvisite nichts passiert, dass Rösler nicht noch gewalttätigen Demonstranten in die Arme läuft. Die Nerven der deutschen Botschaftsmitarbeiter jedenfalls sind schon reichlich angespannt.
Die Kanzlerin gibt ihm auch einen klaren Ratschlag mit auf den Weg: Schweigen, kein Wort in der Öffentlichkeit über Pleiten. "Ich glaube wir tun Griechenland den größten Gefallen, indem wir wenig spekulieren", sagte sie, "sondern Griechenland ermutigen, die Verpflichtungen auch umzusetzen, die es eingegangen ist."
Klingt "Resolvenz" nach Aufbau?
Ob Rösler den Griechen seine Idee von einer "Resolvenz" vorstellt, ist offen. Für ihn klingt das nicht so hart, nicht nach nur Pleite, sondern nach Aufbau. Deshalb hat er auch so etwas wie einen Marshallplan in der Tasche und fliegt mit vielen deutschen Unternehmern nach Athen - von einer Wachstumsoffensive für Griechenland ist die Rede.
"Da will ich mich ausdrücklich nicht nur bei Ihnen bedanken, sondern beim BDI insgesamt. Dafür, dass sie bereit sind, sich nächste Woche auf die Reise zur Frage der Investitionstätigkeit", sagte Rösler vor kurzem auf dem Tag der Deutschen Industrie, da war auch der griechischen Ministerpräsident Giorgos Papandreou zu Gast.
Aber Rösler dämpft die Erwartungen. Es wird keine schnellen Milliardeninvestitionen geben, heißt es im Bundeswirtschaftsministerium: Man wisse um die Schwierigkeiten, die es noch gebe.
Unternehmer klagen über mieses Investitionsklima
Deutsche Unternehmer klagen seit langem über ausufernde Bürokratie und Vetternwirtschaft in Griechenland. Das sei kein gutes Investitionsklima, sagt Hans Peter Keitel, oberster Vertreter der Industrie: "Seien wir ehrlich: Es waren nicht die Götter, die sie vor ihre Sanierungsaufgabe gestellt haben." Er kennt sich in Athen aus, hat dort als Chef von Hochtief den Flughafen errichtet.
"Um ausländische Investoren in ihr Land zu holen bedarf es neuen Vertrauens", meint Keitel weiter. Er sieht die Lage ziemlich skeptisch - und macht klar: Wenn selbst griechische Investoren das Land verließen, dann komme auch kein ausländischer Investor.
Hoffen auf die Sonne
Aber auch wenn den Griechen das Geld ausgeht, die Sonne scheint weiter, 300 Tage im Jahr. Deshalb sitzen in Röslers Flugzeug viele Unternehmer aus der Solarbranche. Sie rechnen mit einem Boom bei der Erzeugung von Sonnenstrom. Griechenland träumt schon von einem Exportschlager und Deutschland verspricht: Wir helfen.