Europaweites Daten-Roaming und Telefonieren EU will niedrigere Handy-Gebühren erzwingen

Stand: 06.07.2011 15:46 Uhr

Die Gebühren für europaweite Telefonate oder Datentransfers mit Mobiltelefonen sollen bis 2014 noch einmal kräftig sinken. Mit strengen Preisgrenzen und mehr Wettbewerb will Brüssel erreichen, dass die grenzüberschreitende Handy-Nutzung in der EU nicht teurer ist als im Inland.

Von Stephan Ueberbach, ARD Berlin

Von Stephan Ueberbach, SWR-Hörfunkkorrespondent Brüssel

Mit dem Handy, dem Blackberry oder dem iPad mal eben die E-Mails checken, das nächste Hotelzimmer buchen oder bei Facebook ein paar Bilder hochladen - im Ausland kann das sehr teuer sein. Denn wer das so genannte Roaming betreibt, wer also mit seinem Handy durch ausländische Telefonnetze wandert, der wird beim mobilen Surfen kräftig zur Kasse gebeten. Aktuell für jedes Datenpaket von einem Megabyte im Schnitt mit 2,50 Euro.

Diese Kostenfalle will die EU-Kommission nun entschärfen. "Ich habe interessante Neuigkeiten für alle, die so ein Ding besitzen und es auch benutzen", sagte Medienkommissarin Neelie Kroes, und reckte ein Smartphone in die Luft. Zum ersten Mal will die EU nun auch die Preise für das Daten-Roaming deckeln. Ab Sommer 2012 zunächst auf 90 Cent pro Megabyte, bis 2014 dann schrittweise auf 50 Cent.

"Netzbetreiber freuen sich über unerhörte Gewinne"

"Der Wettbewerb ist leider immer noch sehr, sehr schwach. Die Kunden müssen im Ausland sehr viel Geld bezahlen, und die Netzbetreiber freuen sich über unerhörte Gewinne", sagt Kroes. Um das zu ändern, will die Medienkommissarin dafür sorgen, dass Verbraucher im Ausland auch die Dienste anderer Anbieter nutzen können, wenn diese billiger sind als der eigene. Dabei sollen sie die gewohnte Handy-Nummer behalten können, ohne umständlich die SIM-Karte wechseln zu müssen.

So will die EU einen zusätzlichen Impuls für mehr Wettbewerb setzen, damit das Roaming im europäischen Ausland spätestens 2015 genauso viel kostet wie der Kunde im Inland bezahlt. "Ich bin zuversichtlich, dass diese Maßnahmen dafür sorgen, dass die Verbraucher deutlich bessere Deals bekommen werden, und das betrifft sowohl die Auswahl zwischen den Anbietern als auch die Preise", erklärte Kroes.

Niedrigere Netzentgelte haben Verbraucher nicht erreicht

Für die Netzbetreiber ist das mobile Internet ein äußerst lukratives Geschäft. Denn untereinander dürfen sich die Anbieter seit dem 1. Juli auf Druck der EU höchstens 50 Cent pro Megabyte in Rechnung stellen, 2014 sollen es nur noch 10 Cent sein. Diese vergleichsweise günstigen Großhandelspreise wurden aber bisher nicht an die Verbraucher weitergegeben. Auch das soll sich nun ändern.

Auch Telefonate sollen noch günstiger werden

An die Preise für normale Handy-Gespräche im europäischen Ausland will die Medienkommissarin ebenfalls noch einmal ran. Dabei ist die letzte Senkung noch keine Woche her. Seit dem 1. Juli dürfen Anrufe nicht mehr als 42 Cent pro Minute kosten, eingehende Gespräche  und SMS höchstens 13 Cent, Mehrwertsteuer inklusive. 2014 will die EU die Kosten für abgehende Anrufe nun auf 29 Cent drücken, für ankommende auf 11 Cent. Der Verordnung müssen die EU-Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament zwar noch zustimmen. Kroes geht aber fest davon aus, dass ihre Pläne bestätigt werden.