Regale in einem Supermarkt in der Türkei.

Preisanstieg nicht gedrosselt Türkei weiter in der Hyperinflation

Stand: 03.04.2024 13:43 Uhr

Die Teuerungsrate in der Türkei bleibt auf extrem hohen Niveau. Auch im März verteuerten sich besonders Lebensmittel. Der zuletzt erfolgte Eingriff der türkischen Notenbank wirkt sich bislang nicht aus.

Die Menschen in der Türkei müssen weiterhin mit einem rasanten Anstieg der Preise zurecht kommen. Auch im März legten die Verbraucherpreise deutlich zu, der Preisauftrieb verschärfte sich sogar nochmals. Die Verbraucherpreise stiegen im Jahresvergleich um 68,5 Prozent, wie das nationale Statistikamt heute in Ankara mitteilte. Damit wurde der Februarwert von 67,1 Prozent übertroffen.

Immerhin gab es aus Sicht der Beobachter einen Hoffnungsschimmer: Die Volkswirte hatten mit einem noch stärkeren Anstieg der Teuerung auf 69,1 Prozent gerechnet.

Gastronomie, Lebensmittel, Gesundheit und Bildung

Allein von Februar auf März - also binnen eines Monats - wurden Güter und Dienstleistungen in der Türkei um 3,2 Prozent teurer. In der Gastronomie legten die Preise besonders stark zu. Hier meldete das Statistikamt nahezu eine Verdoppelung im Jahresvergleich.

Überdurchschnittlich stark fiel im März auch der Anstieg der Lebensmittelpreise aus: Sie zogen im Jahresvergleich um 70,4 Prozent an. Einen starken Anstieg gab es auch bei den Gesundheitskosten mit etwa 80 Prozent und im Bereich Bildung mit 104 Prozent.

Türkische Lira schwächelt weiterhin

Wesentlicher Treiber der Inflation bleibt die schwache Landeswährung Lira, die eingeführte Güter und Dienstleistungen wechselkursbedingt zusätzlich verteuert. Am Morgen wurde für einen US-Dollar 32,03 Lira und für einen Euro 34,48 Lira gezahlt.

Seit Beginn des Jahres hat die Lira zum Euro etwa sechs Prozent abgewertet. Zuletzt hatte sich der Kursverfall der Lira aber nicht fortgesetzt. Die türkische Landeswährung hat in den vergangenen Jahren erheblich an Wert verloren. Viele Importe, die auf den Weltmärkten in ausländischen Devisen bezahlt werden müssen, verteuern sich durch die schwächelnde Landeswährung.

Experten sagen nachlassenden Inflationsdruck voraus

Steigende Leitzinsen können eine Währung für Investoren wieder attraktiver machen. Die türkische Zentralbank hat deshalb ihre Geldpolitik zuletzt überraschend gestrafft. Der Leitzins wurde im März von 45 auf 50 Prozent angehoben. Begründet wurde der Schritt mit verschlechterten Inflationsaussichten.

"Der straffe geldpolitische Kurs wird so lange beibehalten, bis ein signifikanter und anhaltender Rückgang des zugrunde liegenden Trends der monatlichen Inflation zu beobachten ist", hieß es. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen gehen davon aus, dass die Inflationsrate bis Jahresende auf knapp 44 Prozent fallen wird.

Die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten gelten als ein Grund für die Niederlage der AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei den Kommunalwahlen am vergangenen Wochenende. In zahlreichen Großstädten - darunter in Istanbul - konnte sich die Opposition durchsetzen.

Uwe Lueb, ARD Istanbul, tagesschau, 03.04.2024 13:43 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk in den Nachrichten am 03. April 2024 um 12:00 Uhr.