Schuldenreduzierung frühestens in einigen Jahren IWF glaubt nicht an griechischen Sanierungszeitplan

Stand: 09.10.2012 12:50 Uhr

Griechenland wird wohl seine Sanierungsziele nicht erreichen. Der IWF rechnet damit, dass das Land in fünf Jahren klar über dem vereinbarten Stand der Gesamtverschuldung liegen wird - und auch der Defizitabbau dauert länger. Doch im Vergleich zu den Defiziten der USA oder Japans steht Griechenland fast noch gut da.

Griechenland wird nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) sein Ziel der Schuldenreduzierung bis 2017 nicht erreichen. Die griechische Gesamtverschuldung werde in fünf Jahren noch bei 152,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen, prognostizierte der IWF.

Im Zusammenhang mit den Finanzhilfen für Griechenland ist für diesen Zeitpunkt eigentlich eine Verschuldung in Höhe von 137,3 Prozent des BIP geplant. Dieses Ziel hatte Griechenland mit dem IWF und der Europäischen Union vereinbart. Es war Basis des 130-Milliarden-Euro-Rettungspakets. Nach diesem Programm soll Griechenland ab 2014 einen Haushaltsüberschuss von 4,5 Prozent des BIP erwirtschaften, um die Gesamtverschuldung bis 2020 auf 120 Prozent des BIP zu reduzieren.

Dem aktuellen IWF-Bericht zufolge ist ein Haushaltsüberschuss aber frühestens 2016 zu erwarten. Auch dieses Ziel scheint zumindest ehrgeizig: Für dieses Jahr sagt der IWF für Griechenland ein Haushaltsdefizit in Höhe 7,5 Prozent voraus; 2013 wird ein Minus von 4,7 Prozent erwartet.

USA und Japan weiterhin mit sehr hohen Defiziten

Weltweit sollte die Defizitquote in den Staatshaushalten laut IWF insgesamt auf 4,2 Prozent in diesem und 3,5 Prozent im nächsten Jahr sinken. Im vergangenen Jahr hatte dieser Wert bei 4,6 Prozent gelegen. Deutschland sieht der IWF mit Defizitquoten von 0,4 Prozent in 2012 und auch 2013 unter den großen Industrieländern als Primus. Nachbar Frankreich wird dagegen laut IWF seine Haushaltsziele verfehlen und in diesem Jahr ein Minus von 4,7 Prozent verbuchen. Auch im kommenden werde das Land gegen die Maastricht-Kriterien verstoßen und mit einem Minus von 3,5 Prozent abschließen. Für die USA sagt der Fonds Minus-Quoten von 8,7 Prozent in diesem und 7,3 Prozent im kommenden Jahr voraus, für Japan 10,0 Prozent und 9,1 Prozent.

Für die gesamte Eurozone veranschlagt der IWF das Defizit in diesem Jahr auf 3,3 Prozent und im nächsten Jahr auf 2,6 Prozent. Für Spanien erwartet der Fonds Defizite von 7,0 Prozent in diesem und 5,7 Prozent im nächsten Jahr.

Der IWF hatte zuvor seine Wachstumsprognose für Deutschland deutlich gesenkt: Statt mit 1,4 rechnet der IWF für 2013 nur noch mit 0,9 Prozent Wachstum der Wirtschaft. Schuld daran seien vor allem die Schuldenkrise der Euro-Länder und die politischen Unwägbarkeiten in der EU.

Martin Fritz, M. Fritz, ARD Tokio, 09.10.2012 06:34 Uhr

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 9. Oktober um 12:23 Uhr im Deutschlandfunk