Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Neue Rekordstände KI-Hype und kein Ende

Stand: 09.02.2024 22:34 Uhr

An der Wall Street hat sich der Rekordlauf der Tech-Aktien fortgesetzt. Vor allem der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) ist ungebrochen und sorgt weiter für viel Fantasie bei den Anlegern.

Es kommt einem Goldrausch sehr nahe: Der Hype um die Zukunft von Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) sorgt derzeit für unendlich viel Fantasie und Gier an der Wall Street - und lässt sogar die eher mauen Zinssenkungsaussichten in den Hintergrund treten.

Zum Wochenschluss gab es eine weitere Tech-Rekordsitzung. Die technologielastigen Nasdaq-Indizes markierten dabei ebenso neue Bestmarken wie der marktbreite S&P-500-Index, der bei 5.030 Punkten sein Tages- und Allzeithoch markierte. Der Schlussstand lag bei 5.026 Punkten, ein Plus von 0,57 Prozent.

Der Nasdaq-Composite-Index ging bei 15.990 Zählern um 1,25 Prozent höher aus dem Handel, das Hoch lag bei 16.007 Zählern und damit erstmals über der Marke von 16.000 Punkten. Der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg bis auf 19.787 Punkte knapp an die Marke von 18.000 Punkten, am Ende rückte er um 1,01 Prozent vor auf 17.962 Punkte.

Der Leitindex der Standardwerte, der Dow-Jones, konnte heute zwar anfangs nicht mithalten, nahm dann aber auch Fahrt auf und schüttelte seine Anfangsverluste größtenteils ab. Zu mehr reichte es aber heute nicht. Am Ende verlor der Index leicht 0,14 Prozent auf 38.671 Punkte.

Sinnbildlich für die derzeitige KI-Fantasie steht Nvidia. Die Titel des Chipkonzerns kletterten nach einem Reuters-Bericht um 3,58 Prozent und schlossen bei 721,33 Dollar nahe am neuen Tages- und Rekordhoch von 721,85 Dollar. Das Unternehmen baut Insidern zufolge eine neue Geschäftseinheit zur Entwicklung maßgeschneiderter Halbleiter auf.

Diese Chips seien für Cloud-Computing-Firmen aber auch andere Bereiche gedacht, wie etwa fortschrittliche Prozessoren für künstliche Intelligenz (KI), erfuhr Reuters von mit der Sache vertrauten Personen. Der weltweit führende Entwickler und Anbieter von KI-Chips wolle sich so einen Teil des boomenden Marktes für maßgeschneiderte KI-Chips sichern und sich für die wachsende Zahl von Unternehmen wappnen, die an Alternativen zu seinen Produkten interessiert sind. Genau das sind die Nachrichten, die die Börse derzeit gerne hört und immer weiter antreibt. Andere Technologiefirmen wie Microsoft, Amazon und Alphabet legten in Nvidias Kielwasser ebenfalls hinzu.

Im Standardwertebereich ging es wesentlich nüchterner zu. Denn der Getränke- und Snackkonzern Pepsico legte seine Geschäftszahlen vor. Das Unternehmen geht zwar optimistisch ins neue Jahr und erwartet 2024 weitere Zuwächse, allerdings dürfte der Schwung nachlassen. Der Aktienkurs fiel um 3,55 Prozent.

Abseits des Tech-Booms bleibt die Aussicht auf eine Zinswende der Notenbank, die die Kurse ebenfalls hoch hält. Auch wenn es wohl nicht so schnell gehen wird wie gedacht, ist der Zinsgipfel erreicht. Die Notenbank Federal Reserve (Fed) wird nun datengetrieben vorgehen und auf den richtigen Moment warten, um die Zügel wieder zu lockern. Ihr kommt dabei zugute, dass sie trotz des hohen Zinsniveaus wie angestrebt die Konjunktur nicht abgewürgt hat. Das kommt an der Börse gut an.

Neue Erkenntnisse in Sachen neuer Wirtschaftsdaten werden am Dienstag erwartet mit der Veröffentlichung der Inflationszahlen für Januar. Die Anleger erhoffen sich daraus mehr Klarheit über die Entwicklung der Verbraucherpreise, die für die künftige Geldpolitik der Fed wichtig ist. Die Notenbanker versuchen, mit erhöhten Zinsen die Inflation von zuletzt 3,4 Prozent auf ihr Ziel von zwei Prozent zu drücken.

Am letzten Handelstag der Woche ist dem deutschen Leitindex DAX im Verlauf die Puste ausgegangen. Da es keine marktbewegenden neuen Wirtschafts- und Unternehmensdaten gab, verlief der Handel in ruhigen Bahnen zischen 16.876 und 16.993 Punkten. Der Index hat damit allerdings den erneuten Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 17.000 Zählern nicht geschafft. Nach einer Annäherung an diese Hürde bis auf wenige Punkte schreckten die Anleger wieder zurück. Der heimische Markt kann damit weiterhin nicht mit der Tech-getriebenen Dynamik der Wall Street mithalten.

"Es fehlt einfach an Katalysatoren oder positiven Nachrichten, die den Ausbruch begünstigen", kommentierte Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Die Zeit für eine Pause scheine gekommen. Der Schlussstand lag dann bei 16.922 Punkten, ein moderater Verlust von 0,22 Prozent. Auf Wochenbasis stagnierte der DAX damit. Der MDAX der mittelgroßen Wert schloss bei 25.728 Zählern ebenfalls um 0,22 Prozent etwas leichter.

Die Bären leckten sich nach dem Anstieg auf ein neues Allzeithoch noch die Wunden, während die Bullen kaum neue Gründe fänden, noch einzusteigen, meinte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets. "Es ist im Moment eine Art Pattsituation zwischen Käufern und Verkäufern im DAX", so der Experte weiter.

"Die Aufwärtsdynamik hat bisher deutlich nachgelassen, allerdings wurde auch noch kein Schwächesignal generiert", schildert ING-Marktexperte Christian Zoller die Lage am Aktienmarkt. Der DAX tendiere seitwärts und konsolidiere den vorherigen Kursanstieg

Zinssenkungshoffnungen der Investoren hatten gestern einen weiteren Dämpfer erhielten: Die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe war überraschend stark gesunken. Ein weiterhin robuster Arbeitsmarkt spricht eher gegen baldige Leitzinssenkungen durch die Fed. Auch bezüglich der EZB werden die Spekulationen der Investoren immer zurückhaltender.

Update Wirtschaft vom 09.02.2024

Stefan Wolff, HR, tagesschau24, 09.02.2024 09:00 Uhr

Der Euro war heute im europäischen Handel moderat im Aufwind. Im US-Handel tat sich nicht mehr viel, zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0785 Dollar gehandelt. Sie kostete damit etwas mehr als am Morgen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0772 (Donnerstag: 1,0758) Dollar fest.

Kurzzeitig stieg der Euro am Nachmittag bis auf fast 1,08 Dollar. Verantwortlich waren die jährlichen Revisionen zur Entwicklung der US-Verbraucherpreise. Zuvor hatte es Befürchtungen gegeben, die Zahlen könnten wie im Jahr zuvor einen deutlicheren Preisauftrieb ergeben. Dies war jedoch nicht der Fall, die Revisionen hielten sich unter dem Strich in Grenzen. Der Euro gab seine Gewinne rasch wieder ab.

Die heute publizierten Inflationsdaten aus Deutschland bestätigten lediglich die erste Schätzung: Wie erwartet stiegen die Verbraucherpreise im Januar um durchschnittlich 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Generell befindet sich der Euro seit Jahresanfang im Abwärtstrend. Ein Grund ist der deutliche Anstieg der Renditen am US-Anleihenmarkt, was wiederum die starke Entwicklung der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten widerspiegelt. Vor diesem Hintergrund sind rasche und schnelle Zinssenkungen in der größten Volkswirtschaft der Welt unwahrscheinlich geworden. Dies stützt den Dollar.

Im DAX gehörten Siemens zu den Verlierern, allerdings war der Effekt primär optischer Natur. Denn die Aktie wurde nach der gestrigen Hauptversammlung mit einem Dividendenabschlag von 4,70 Euro gehandelt und hätte ansonsten wenig verändert tendiert. Gestern hatte der Konzern zudem auch Geschäftszahlen für das erste Geschäftsquartal vorgelegt, die von Analysten heute überwiegend positiv aufgenommen wurden.

Schlusslicht im DAX waren Vonovia, die unter anderem unter einer Studie des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zum Preisverfall am deutschen Markt für Wohnimmobilien litten. Demnach sind Preise 2023 einer Studie zufolge so stark gefallen wie seit mindestens 60 Jahren nicht.

"Die Geschwindigkeit und das Ausmaß des gegenwärtigen Preisverfalls bei Immobilien in Deutschland sind historisch einmalig", hieß es. "Noch nie seit Beginn der Kaufpreissammlungen der Gutachterausschüsse in den 60er Jahren fielen Immobilienpreise so schnell so stark." Dem jüngsten Preisverfall vorausgegangen sei allerdings eine historisch ebenfalls einmalige Preisrally, die etwa 2009 begonnen habe.

Die Papiere der im SDAX enthaltenen deutschen Pfandbriefbank sind derweil auf ein neues Rekordtief gesunken. Auch für die Anleihen der Bank ging es kräftig nach unten. Investoren sorgen sich zunehmend über hohe Leerstände am US-Gewerbeimmobilienmarkt. "Am US-Immobilienmarkt braut sich etwas zusammen", kommentierte Arthur Brunner von der ICF Bank den derzeitigen Renditedruck bei den Unternehmensanleihen.

Der BASF-Konzern sieht großes Potenzial für Künstliche Intelligenz (KI) in der Chemiebranche. "Die Frage ist nicht, ob KI einen wesentlichen Einfluss auf Industrieunternehmen haben wird, sondern, wie schnell das geschieht", sagte Chief Digital Officer Dirk Elvermann. "Was genau und wie wird das passieren?" BASF erprobe KI mit Tausenden von Mitarbeitern. "Jede Einheit macht dabei spezifische Erfahrungen."

Der Pharma- und Laborausrüster Sartorius will nach dem jüngsten Gewinneinbruch die Dividende um fast die Hälfte zusammenstreichen. Für das Geschäftsjahr 2023 sollen die Anteilseigner je Stammaktie 73 Cent und je Vorzugsaktie 74 Cent erhalten, teilte der DAX-Konzern heute in Göttingen mit. Der Aufsichtsrat habe einem entsprechenden Vorschlag des Vorstands zugestimmt. Nun muss noch die Hauptversammlung am 28. März einen entsprechenden Beschluss fassen. Für 2022 hatte Sartorius noch 1,43 Euro je Stammaktie und 1,44 Euro je Vorzugsaktie ausgeschüttet.

Im MDax katapultierten besser als befürchtet ausgefallene Quartalszahlen die Aktien von Carl Zeiss Meditec auf den höchsten Stand seit neun Monaten. Zuletzt blieb ein Plus von 4,5 Prozent. Erstmals seit mehr als einem Jahr habe der Medizintechnikkonzern die Erwartungen übertroffen und bleibe auf Kurs zu seinen von Investoren bislang skeptisch gesehenen Jahreszielen, lobte Analyst Graham Doyle von der Schweizer Großbank UBS.

Europas größte Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn haben im wichtigen Weihnachtsgeschäft ein Gewinnplus erzielt. Der Umsatz stagnierte im ersten Quartal indes bei rund sieben Milliarden Euro, wie die Eignerin der beiden Ketten, die Holding Ceconomy, mitteilte. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) kletterte im Quartal um 18 Prozent auf 248 Millionen Euro, unter dem Strich blieb ein Gewinn von 147 (127) Millionen Euro.

Die Nachfrageschwäche in Nordasien hat den französischen Kosmetikkonzern L’Oréal im Schlussquartal überraschend deutlich gebremst. Dank einer ansonsten aber starken Nachfrage nach Make-up und Hautpflege-Produkten legten Umsatz und Gewinn 2023 kräftig zu. Der Umsatz sei 2023 um 7,6 Prozent auf knapp 41,2 Milliarden Euro geklettert. Bereinigt um Währungseffekte sowie den Folgen von Zu- und Verkäufen habe das Wachstum bei elf Prozent gelegen.

L’Oréal-Aktien fielen in Paris deutlich über sieben Prozent. Im Gefolge gerieten im DAX auch die Papiere von Konkurrent Beiersdorf unter Druck, wenn auch nicht so stark. .

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 09. Februar 2024 um 09:00 Uhr.