Wall Street bremst Kurserholung stockt
An der Wall Street kam die jüngste Kurserholung nicht weiter voran. Der DAX erreichte dagegen fast wieder die runde Marke von 16.000 Punkten.
An der New Yorker Aktienhandel konnten die Standardwerte ihre Kurserholung vom Dienstag nicht fortsetzen. Der Leitindex Dow Jones büßte nach einer unaufgeregten Sitzung 0,22 Prozent ein.
Der Technologieindex Nasdaq 100 ging dagegen mit einem Aufschlag von 0,12 Prozent aus dem Handel. Für zwischenzeitlich deutliche Verluste im Chip-Sektor sorgten wieder aufflammende Spannungen im Handelsstreit zwischen den USA und China. Die US-Regierung erwägt laut einem Zeitungsbericht eine Verschärfung der Lizenzvorschriften für den Export von Spezialchips für künstliche Intelligenz (KI) nach China.
Wenig Einfluss hatten die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell auf der jährlichen Geldpolitikkonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) im portugiesischen Sintra, wo er erneut weitere Zinserhöhungen in Aussicht stellte. Powell habe seinen Ton nicht geändert, meinten Marktteilnehmer. Händler sehen eine Wahrscheinlichkeit von etwa 80 Prozent, dass die Fed den Leitzins im Juli um weitere 25 Basispunkte anhebt. Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte, dass der Leitzins in der Eurozone voraussichtlich weiter steigen werde.
Nur sechs Punkte fehlten dem DAX zeitweise zur runden Marke von 16.000 Punkten. Mit einem Zuwachs von 0,64 Prozent setzte der deutsche Leitindex seine gestrige Erholung fort, nachdem er zuvor sieben Handelstage in Folge Verluste erlitten hatte.
Die heutige Kursentwicklung schürt Hoffnung, dass die Konsolidierungsphase nach dem Ausbruch auf ein neues Rekordhoch (16.427 Punkte) am großen Verfallstag nun beendet ist. Rückenwind kommt auch von der Charttechnik. So hatte der DAX in den vergangenen Tagen die wichtige Unterstützungszone bei 15.600/15.700 mehrfach erfolgreich getestet. Auch neue Rekordstände seien möglich, meinte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Der Experte verwies auf eine ähnliche Entwicklung Anfang Juli vergangenen Jahres.
Ein Alarmsignal kommt weiterhin vom Rentenmarkt, ist die Renditekurve in Deutschland doch so invers wie zuletzt vor über drei Jahrzehnten. Rentieren kürzer laufende zweijährige Anleihen höher als die länger laufenden zehnjährigen Papiere, so gilt dies als valider Vorbote einer Rezession.
Dabei wirken die jüngsten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) schon jetzt dämpfend auf die Investitionstätigkeit in Deutschland. Das zeigt auch das heute veröffentlichte DIW-Konjunkturbarometer. Die Konjunktur in Deutschland hat sich demnach zum Ende des zweiten Quartals erneut eingetrübt und liegt nun deutlich unter der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum angibt.
Heute Abend nach Börsenschluss an der Wall Street veröffentlicht die US-Notenbank die Ergebnisse ihres jüngsten Stresstests der US-Großbanken. Insgesamt wurden 23 Institute, darunter Bankenriesen wie Goldman Sachs, Morgan Stanley, Bank of America und JPMorgan, einem umfassenden Belastungscheck unterzogen. Der diesjährige Stresstest gilt als härteste Prüfung seit Jahren.
Die europäische Gemeinschaftswährung zeigte sich wenig bewegt. Am Abend tendierte der Euro bei 1,0919 Dollar etwas leichter. Unterdessen konnte Gold seine zwischenzeitlichen Verluste wieder eingrenzen. Die Feinunze kostete im späten Handel mit 1910 Dollar 0,3 Prozent weniger als gestern.
Nach den neuesten Lagerdaten aus den USA zogen die Ölpreise an. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 74,14 Dollar. Das waren 1,8 Prozent mehr als gestern. Die Bestände an Rohöl in den USA fielen in der vergangenen Woche überraschend stark um 9,6 Millionen auf 453,7 Millionen Barrel. Die tägliche Ölproduktion verharrte bei 12,2 Millionen Barrel.
Ein Glanzlicht im US-Handel setzte Apple. Die Aktie erklomm mit 189,90 Dollar ein historisches Hoch. "Der Markt konzentriert sich stark auf die einzige wirkliche Wachstumsquelle, nämlich den Technologiesektor und insbesondere den KI-Sektor, was die Bewertung dieses Sektors im Vergleich zum Rest des Marktes deutlich erhöht hat", sagte Michael Green, Portfoliomanager bei Simplify Asset Management.
Für Aufregung der kanadische Cannabisproduzent Canopy Growth, dessen Aktie um weitere acht Prozent auf ein Rekordtief einbrach. Laut eines bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Dokuments ist der Wirtschaftsprüfer KPMG von seinem Mandat zurückgetreten. Der letzte Prüfungsbericht habe ergeben, dass die Firma keine "wirksame interne Kontrolle" über die Finanzberichterstattung aufrechterhalten habe, hieß es dort. Canopy Growth hatte vergangene Woche an seiner Fähigkeit zur Fortführung der Geschäfte gezweifelt, seitdem ist der Kurs um mehr als 20 Prozent abgesackt.
Am Abend gerieten die Papiere von Fuchs Petrolub unter starken Abgabedruck. Ein Großaktionär des Schmierstoffherstellers will sich offenbar von einem Teil seiner Stammaktien trennen. Die kanadische Investmentfirma Mawer Investments Management biete 2,2 Millionen Anteilscheine an, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Aktuell hält Mawer laut der Agentur 6,95 Millionen Fuchs-Aktien. Die Papiere sollen in einem beschleunigten Verfahren institutionellen Investoren angeboten werden.
Im DAX führte die Aktie von Siemens Energy die Gewinnerliste an. Sie setzte damit ihre jüngste Stabilisierung fort, nachdem sie am Freitag noch um mehr als 37 Prozent eingebrochen war. An Abend teilte Siemens mit, dass es ein Teil seines Aktienpakets an seiner ehemaligen Energietechnik-Tochter an den eigenen Pensionsfonds weiterreicht. Damit werde die Beteiligung an Siemens Energy von 31,9 auf 25,1 Prozent verringert. Siemens muss diese Aktien damit nicht mehr in der eigenen Bilanz aufnehmen und erspart sich nach dem Kurssturz der Siemens-Energy-Papiere deren Abwertung zum Quartalsende am Freitag.
Siemens Energy hatte vor einer Woche tiefgreifende Probleme bei seiner spanischen Windkraft-Tochter Siemens Gamesa eingeräumt, die Anleger flohen daraufhin scharenweise aus der Aktie. Der Pensionsfonds, der das Pensionsvermögen der Siemens-Belegschaft verwaltet, hatte bereits bei der Abspaltung von Siemens Energy 9,9 Prozent der Anteile bekommen, diese aber komplett verkauft.
Die rote Laterne im DAX hielt Zalando. Die Aktie geriet kräftig unter Druck, nachdem die Investmentbank Bernstein Zweifel an den Langfristzielen des Onlinehändlers gesät hatte. In einer Studie bezeichnete Analyst William Woods Zalando als "anachronistisch". "Die Aggregatoren im Modehandel sind auch nur moderne Kaufhäuser, und Kaufhäuser sind tot", so Woods.
Am Abend war noch nicht klar, ob die US-Beteiligungsgesellschaft Silver Lake wie angestrebt die Mehrheit an der Software AG erreicht hat. Zehn Stunden vor Ablauf der Frist um Mitternacht hatte sich die US-Beteiligungsgesellschaft erst 49,4 Prozent der Anteile gesichert. Die 50-Prozent-Schwelle hat allerdings nur noch symbolische Bedeutung, seit Silver Lake sie nicht mehr zur Bedingung für den Einstieg bei der dem Darmstädter Software-Unternehmen macht. Viele professionelle Aktionäre warten bis zur letzten Minute, ehe sie ihre Anteilsscheine andienen. Mit einem höheren Gebot rechnet aber kaum noch jemand: Mit 31,70 Euro notiert die Software-AG-Aktie unter dem gebotenen Preis von 32 Euro. Die EU-Kommission hatte zuvor grünes Licht für die Übernahme gegeben.
Zeitweise stand die Bayer-Aktie unter Druck. Der Bayer-Partner Regeneron hat in den USA einen Rückschlag mit seinem Augenmedikament Eylea erlitten. Die US-Arzneimittelaufsicht FDA lehnte überraschend die Zulassung für eine hoch dosierte Variante des Mittels ab.
Der Gesundheitskonzern Fresenius verkleinert den Vorstand. Die Chefs der bisherigen Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) und der Dienstleistungssparte Vamed, Helen Giza und Ernst Wastler, sind künftig nicht mehr in dem Führungsgremium vertreten.
Protestaktionen haben die Hauptversammlung der Porsche AG in Stuttgart gestört. Während der Rede von Vorstandschef Oliver Blume stand eine Frau auf, die unter anderem "dreckige Dividende" rief und ein Transparent mit der Aufschrift "Nazi-Erbe enteignen" hoch hielt. Mehrere Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation blockierten zudem eine Zufahrt zu dem Treffen. Aktionärsvertreter bekräftigten unterdessen ihre Kritik an der Doppelrolle von Blume. Der 55-Jährige ist Vorstandschef des VW-Konzerns und der Porsche AG und führt damit als einziger Manager zwei DAX-Unternehmen.
Der Walldorfer Softwarekonzern SAP sieht einem Zeitungsbericht zufolge erhebliches Potenzial bei der Entwicklung der neuen Generation künstlicher Intelligenz (KI). "Generative KI wird fundamental verändern, wie Menschen mit unserer Software arbeiten", sagte Konzernchef Christian Klein dem "Handelsblatt". "Die ganze Entwicklung ist ein enormer Wachstumstreiber für SAP."
Der Chip-Hersteller Elmos verkauft seine Waferfertigung an das US-Technologie-Unternehmen Littlefuse. Eine deutsche Tochter von Littelfuse übernehme die Waferfertigung am Standort in Dortmund mit rund 225 Beschäftigten, teilte Elmos mit. Alle anderen Aktivitäten inklusive des Testbereichs verbleiben weiterhin bei Elmos. Der Kaufpreis beträgt laut Elmos rund 93 Millionen Euro.
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat von den Behörden in Norwegen die Genehmigung für die Entwicklung und den Betrieb des Gasfeldes Berling in der Nordsee bekommen. Die ersten Bohrungen seien für das dritte Quartal 2026 geplant, die Gas- und Kondensatproduktion werde für 2028 erwartet, teilte das Unternehmen mit. Die geschätzten förderbaren Bruttoreserven dürften insgesamt etwa 45 Millionen Barrel betragen.
Die Schweizer Bank UBS will einem Medienbericht zufolge infolge der Übernahme der Rivalin Credit Suisse (CS) mehr als die Hälfte der CS-Stellen streichen. Mit den Entlassungen solle im nächsten Monat begonnen werden, berichtet die Agentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. UBS wolle die gesamte Belegschaft um rund 30 Prozent reduzieren. Das entspreche 35.000 Angestellten.
Der US-Konzern Amazon will ab September die Einstiegslöhne für seine Logistik-Belegschaft auf bundesweit 14 Euro "und aufwärts" erhöhen. Das teilte die deutsche Tochtergesellschaft in München mit. Der Konzern reagiert damit auf die Runde teils kräftiger Gehalts- und Tarifsteigerungen in der deutschen Wirtschaft. Amazon lehnt Tarifverträge ab und liegt deswegen seit Jahren im Streit mit der Gewerkschaft ver.di.