
Aktienindizes schließen im Plus Wall Street tastet sich vor
Vorsichtig optimistisch haben sich die Anleger an der Wall Street vorgewagt. Sie setzen auf Fortschritte bei den US-Zollverhandlungen mit China. Der DAX konnte davon nicht mehr profitieren.
Ähnlich wie hierzulande begannen die US-Börsen heute zunächst zögerlich und ohne klare Richtung. Im Verlauf setzte sich dann aber vorsichtiger Optimismus für den Ausgang der seit gestern laufenden Handelsgespräche zwischen Vertretern der Trump-Regierung mit China in London durch, auch wenn es bis zum Handelsschluss keine konkreten Neuigkeiten über eine Einigung gab.
Am Ende schlossen alle großen Aktienindizes im Plus. Der Leitindex Dow Jones gewann letztlich 0,25 Prozent auf 42.866 Zähler. Besser hielten sich Technologieaktien, was sowohl dem marktbreiten S&P 500 als auch der Technologiebörse Nasdaq höhere Gewinne bescherte. Der S&P stieg um 0,55 Prozent auf 6.038 Zähler, die Nasdaq legte 0,63 Prozent zu. Der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte am Ende 0,66 Punkte vor.
Gleichwohl scheinen die Gespräche zur Entschärfung des Handelsstreits zwischen den USA und China nach US-Darstellung voran zu kommen. Gestern hatten die Verhandlungen hochrangiger Vertreter der beiden weltgrößten Volkswirtschaften bereits fast sieben Stunden gedauert.
"Die Marktteilnehmer zeigen sich optimistisch, da es erste Anzeichen für Fortschritte zu geben scheint", sagte Laura Cooper, Chefstrategin beim Vermögensverwalter Nuveen. "Das wird aber nur dafür sorgen, dass die Kurse weiter schwanken, weil unklar ist, wie ein tatsächliches Abkommen aussehen könnte."
Unter den bedeutendsten Tech-Werten ragte der Elektroautobauer Tesla mit einem Anstieg um 5,67 Prozent hervor. Damit setzten die Aktien ihre Erholung von dem kräftigen Kursrutsch fort, den ihnen der eskalierte Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und Tesla-Chef Elon Musk in den vergangenen Wochen eingebrockt hatte.
Gefragt waren auch Aktien der Google-Mutter Alphabet, die um 1,3 Prozent zulegten. Wegen des stark wachsenden Bedarfs an Rechenpower für ChatGPT will OpenAI mehreren Insidern zufolge künftig auf die Cloud von Google zurückgreifen.
Die Alphabet-Tochter Google hat mit "Gemini" eine eigene Künstliche Intelligenz (KI) im Angebot, die mit ChatGPT um die Führungsposition bei dieser Technologie rangelt. Bislang läuft die Software von OpenAI hauptsächlich in den Rechenzentren des Partners und Investors Microsoft. Weder OpenAI noch Google oder Microsoft wollten sich zu diesem Thema äußern.
Der unklare Ausgang der laufenden Zollgespräche zwischen den USA und China hat die Risikobereitschaft der Anleger heute gebremst. Der deutsche Leitindex DAX schloss bei 23.987 Punkten um 0,77 Prozent leichter und rutschte dabei unter die Marke von 24.000 Punkten.
Der Index bewegte sich in einer relativ engen Handelsbandbreite zwischen 23.964 und 24.168 Punkten. Am Pfingstmontag hatte der DAX bereits ein halbes Prozent auf 24.174 Punkte verloren, nachdem er in der vergangenen Woche am Mittwoch und Donnerstag jeweils ein frisches Rekordhoch markiert hatte. Der MDAX der mittelgroßen Werte verlor stärker 1,05 Prozent auf 30.548 Zähler.
Investoren warteten auch heute auf Ergebnisse der gestern begonnenen Handelsgespräche zwischen den USA und China und hofften dabei auf Erleichterungen. Börsianer gingen aber nicht davon aus, dass die Zölle vollständig abgeschafft würden, konstatierte Jonas Goltermann, Ökonom bei Capital Economics.
US-Finanzminister Scott Bessent, US-Handelsminister Howard Lutnick und der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sind heute in London erneut mit ihren chinesischen Amtskollegen zusammengetroffen, nachdem die Handelsgespräche am Montag aufgenommen worden waren.
"Knackpunkt in den Verhandlungen dürfte der Umgang mit den sogenannten Seltenen Erden werden", schreibt Marktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. 90 Prozent der begehrten Industriemetalle stammten aus China. Mit diesem Faustpfand könnte China "Trump auflaufen lassen", was für die Aktienmärkte ein großes Enttäuschungspotenzial berge.
Die USA hatten erklärt, mit China eine grundsätzliche Übereinkunft zu Seltenen Erden erzielen zu wollen. US-Präsident Donald Trump sagte, er habe gute Nachrichten aus London erhalten. Wie es mit den Exportkontrollen weitergehe, werde man sehen. China hat sich nicht zu Einzelheiten oder zum Verlauf des Treffens geäußert.
Welche Richtung der DAX letztlich einschlägt, hängt also maßgeblich von den aktuellen Verhandlungen zwischen China und den USA zum Zollstreit ab. Die Motivation für einen Deal sei auf beiden Seiten spürbar, meint Jochen Stanzl, Marktexperte bei CMC Markets.
"Ob man sich allerdings zeitnah auch auf die Details verständigen kann, ist offen." In Frankfurt suchten die Anleger gerade nach handfesten Gründen, die 28-Prozent-Rally im DAX weiter nach oben auszudehnen. "Eine Einigung zwischen China und den USA wäre durchaus ein Argument", so Stanzl. Technische Analysten verweisen darauf, dass eine Korrektur nach der Rally im Leitindex durchaus gesund und überfällig sei.
Angesichts der steigende Staatsschulden, Inflationsrisiken und der mauen Konjunktur geraten am Rentenmarkt die Versteigerungen von US-Staatsanleihen in dieser Woche zunehmend in den Blick. Am Mittwoch werden die sogenannten Treasuries mit einer Laufzeit von zehn Jahren im Wert von 39 Milliarden Dollar angeboten, am Donnerstag dann 30-jährige Anleihen im Wert von 22 Milliarden Dollar. Diese einst routinemäßigen Auktionen werden zu einem Lackmustest für den Appetit im In- und Ausland auf amerikanische Staatsanleihen.
"Wir befinden uns jetzt in einem Umfeld, in dem die Anleger auf eine sinkende Nachfrage blicken, während das Angebot kurz vor einem weiteren Anstieg zu stehen scheint", sagt Analyst Zachary Griffiths vom Finanzhaus CreditSights. Ratingagenturen befürchten, dass der Handelskrieg und die geplanten Steuersenkungen von US-Präsident Donald Trump die Inflation anheizen werden. Gleichzeitig könnte das Hin und Her der Trump-Administration beim Thema Zölle das globale Wachstum zusätzlich bremsen und die Regierungen zu höheren Ausgaben zwingen.
Die Folge könnte sein, dass die Anleger erhöhte Risikoaufschläge verlangen. Das wiederum würde die Kosten für die US-Regierung erhöhen, wenn sie am Kapitalmarkt Geld leiht.
Die Gemeinschaftswährung hat am Nachmittag höhere Gewinne bis zu 1,1448 Dollar wieder abgegeben und handelte zuletzt im US-Handel bei 1,1431 Dollar wieder tiefer.
Neben der Zollproblematik dürfte sich nach Einschätzung der Helaba-Experten der Fokus der Investoren bereits auf Daten zur Preisentwicklung in den USA richten, die am Mittwoch auf dem Programm stehen. "Sie werden von den Vertretern der US-Notenbank, die in der nächsten Woche über das weitere Vorgehen in der Geldpolitik zu entscheiden haben, mit Spannung verfolgt."
Marktbewegende US-Konjunkturdaten standen am Nachmittag nicht auf der Agenda. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1429 (Freitag: 1,1411) Dollar fest
Bei den Einzelwerten gingen Gewinne und Verluste meist quer durch alle Branchen. Rüstungstitel gaben allerdings nach den gigantischen Kursgewinnen der jüngsten Zeit stärker nach. Rheinmetall standen am DAX-Ende und verloren über 5,0 Prozent.
"Eine doppelte Herabstufung der BofA von 'Buy' auf 'Underperform' bei Renk hat den Sektor nochmal unter Druck gebracht", sagte ein Händler. Die Aktien des Panzergetriebe-Herstellers Renk brachen MDAX um über elf Prozent deutlich ein und waren damit Indexschlusslicht. Auch Hensoldt gaben deutlich nach.
Die Stimmung gegenüber Rüstung sei gegenwärtig durchwachsen, hieß es von der kanadischen Bank RBC. Die Analysten verwiesen auf Unsicherheit mit Blick auf Verteidigungsbudgets. Dies belaste vor allem Papiere großer Hersteller. Tagessieger waren Aktien des Sportwagenbauers Porsche AG, die nach einem positiven Analystenkommentar rund 3,3 Prozent zulegten.
Auch die T-Aktie gab im DAX wegen einer Personalie nach. Denn die wachstumsstarke US-Tochter der Telekom steht einem Zeitungsbericht zufolge vor einem Führungswechsel. Der Chef von T-Mobile, Mike Sievert, werde sein Amt voraussichtlich in diesem oder kommenden Jahr vorzeitig aufgeben, um sich eine Auszeit zu nehmen, schrieb das "Handelsblatt" unter Berufung auf Insider. Aussichtsreichster Kandidat für seine Nachfolge sei Srini Gopalan, der aktuell das Tagesgeschäft des Mobilfunkers verantwortet.
In der Debatte um eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch die italienische Großbank Unicredit hat sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hinter das deutsche Geldhaus gestellt. "Ich teile die Ansicht des Bundesministers der Finanzen, dass ein unabgestimmtes und unfreundliches Vorgehen wie das der UniCredit Group nicht akzeptabel ist", schrieb Merz an den Vorsitzenden des Commerzbank-Konzernbetriebsrates, Sascha Uebel.
Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck und der japanische Autobauer Toyota legen wie geplant die Lastwagen-Geschäfte der Töchter Mitsubishi Fuso und Hino zusammen. Die Konzerne wollen an einer neuen börsennotierten Holding jeweils 25 Prozent der Anteile halten. Rund 50 Prozent des Unternehmens sollen also an Investoren gehen. Die Holding soll im April 2026 starten und in Tokio an der Börse notiert werden.
Der Technologiekonzern Kontron hat einen weiteren millionenschweren Auftrag im Bereich Transport von der tschechischen Bahn erhalten. Das von der staatlichen Infrastrukturgesellschaft SZ (Sprava zeleznic) in Auftrag gegebene Projekt auf der Strecke zwischen der Grenze zu Deutschland und den Städten Dolni leb, Kralupy und Vltavoumit habe einen Wert von rund 26 Millionen Euro, teilte das Unternehmen mit. Bereits Ende 2024 hatte Kontron einen 34 Millionen Euro schweren Auftrag für den Ausbau eines GSM-R-Kommunikationssystems in Tschechien erhalten.
Kundinnen und Kunden von Apple können sich zum Herbst auf eine frische Optik der Bedienoberfläche für das iPhone und andere Geräte des Konzerns einstellen. Neue Funktionen mit Künstlicher Intelligenz unter der Haube sind quer über verschiedene Apps und Aufgaben verteilt. Dazu gehören Echtzeit-Übersetzungen von Video-Anrufen und Telefonaten sowie die Möglichkeit, mit einer Bildschirm-Aufnahme eine Google-Suche dazu zu starten, was gerade auf dem Display zu sehen ist.