Zahlen der EU-Statistikbehörde Euro-Länder machen weniger Schulden

Stand: 23.04.2012 15:31 Uhr

Die Neuverschuldung der Euroländer ist 2011 um ein Drittel geringer ausgefallen als im Vorjahr. Sie betrug nur noch 4,1 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die größten Defizite haben Irland, Griechenland und Spanien. Der öffentliche Schuldenberg im Euroraum wächst unterdessen weiter.

Die Sparbemühungen im Euroraum zeigen Wirkung: Die Neuverschuldung in den 17 Euro-Ländern ist 2011 laut EU-Statistikbehörde Eurostat auf 4,1 Prozent der Wirtschaftsleistung gefallen. Im Vorjahr hatte sie noch 6,2 Prozent betragen. Das größte Budgetdefizit meldet Irland mit 13,1 Prozent (2010: 31,2 Prozent). Griechenland folgt mit 9,1 Prozent auf Platz zwei (2010: 10,3 Prozent).

Auf Platz drei kommt nach Angaben der Luxemburger Behörde erstmals Spanien mit 8,5 Prozent. Das Haushaltsloch war zwar kleiner als im Vorjahr mit 9,3 Prozent, doch deutlich größer als angestrebt. Die Regierung in Madrid hatte mit der EU-Kommission vereinbart habe, in diesem Jahr ein Ziel von 5,3 Prozent zu erreichen. Dafür soll ein drastisches Sparprogramm sorgen. 2013 will Spanien dann den zulässigen Höchstwert von drei Prozent einhalten.

Spanien gilt als Sorgenkind der Euro-Zone und leidet unter Spekulationen, doch noch internationale Hilfen zu benötigen. Das Land befindet sich in einer Rezession, die Wirtschaftsleistung ging im ersten Quartal um 0,4 Prozent zum zweiten Mal in Folge zurück – nach einem Rückgang von 0,3 Prozent im Vorquartal.

T. Weingärtner, HR Brüssel, 23.04.2012 19:53 Uhr

Musterschüler Deutschland

Deutschland zählt mit einem Defizit von einem Prozent zu den Musterschülern der Eurozone. Bessere Werte wiesen nur Finnland, Luxemburg, Estland, Ungarn und Schweden aus. Bei Deutschlands wichtigstem Partner Frankreich betrug das Budgetdefizit 2011 dagegen 5,2 Prozent. Erlaubt sind drei Prozent.

Schuldenberg wächst weiter

Gleichzeitig stieg der gesamte öffentliche Schuldenberg im Euroraum aber von 85,3 auf 87,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Am ungünstigsten ist die Schuldenlage in Griechenland (165,3 Prozent), Italien (120,1) und Irland (108,2). Nach dem europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt darf der Schuldenstand höchstens 60 Prozent der Wirtschaftsleistung betragen.

Auch der französische Schuldenstand lag mit 85,8 Prozent höher als erlaubt. Deutschland schneidet mit 81,2 Prozent kaum besser ab.

Zweifel an Zahlen aus Dublin

Große Unsicherheit besteht über die Zahlen aus Irland. Eurostat äußerte einen speziellen Vorbehalt, da die Umstrukturierungsvorhaben für Allied Irish Banks und Irish Life & Permanent bisher nicht abgeschlossen seien. Nach irischen Angaben war das Budgetdefizit 2011 deutlich niedriger als von Eurostat gemeldet. Irland erhält wie Griechenland und Portugal Hilfen aus den Euro-Rettungsfonds. Bisher galt das Land als Musterbeispiel für eine erfolgreiche Budgetsanierung.