Containerterminal im Hafen von Lianyungang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu.

Chinas Ausfuhren brechen ein Exportweltmeister unter Druck

Stand: 08.08.2023 08:45 Uhr

Auch in China blickt man mit Sorge auf den Abschwung der Konjunktur. Nach der Angst vor einer Deflation kommen heute schlechte Zahlen aus dem Außenhandel hinzu, der im Juli eingebrochen ist.

Für China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, trüben sich die Wachsumsaussichten immer mehr ein. So sind die Ex- wie Importe Chinas im Juli schneller als erwartet zurückgegangen. Nach bereits starken Rückgängen in den Vormonaten sanken die Exporte im Juli im Jahresvergleich in Dollar gemessen um 14,5 Prozent, wie die Zollbehörde am heute in Peking mitteilte. Die Importe verzeichneten einen ähnlich deutlichen Rückgang um 12,4 Prozent. Beide Werte fielen noch schlechter aus als von Analysten erwartet.

Nach einem kräftigen Start ins Jahr verlangsamt sich die Wirtschaft spürbar, und auch deutsche Unternehmen sind von den Erwartungen enttäuscht. Die chinesische Wirtschaft verzeichnete im zweiten Quartal nur ein langsames Wachstum, da die Nachfrage sowohl im In- als auch im Ausland nachließ.

Mit einem Wachstum von 6,3 Prozent im zweiten Quartal klingt das chinesische Bruttoinlandsprodukt auf den ersten Blick positiv. Doch die vergleichsweise hohe Zahl hing vor allem mit der niedrigen Ausgangslage im Vorjahreszeitraum zusammen: Damals befanden sich etliche Städte des Landes im Corona-Lockdown, die Finanzmetropole Shanghai war gar zwei Monate lang vollständig abgeriegelt. Wesentlich aufschlussreicher zur Erfassung des Status quo ist der Vergleich mit den vorangegangenen Monaten: Vom ersten auf das zweite Quartal 2023 hat das BIP in China lediglich 0,8 Prozent zugelegt.

Chinas Bedeutung für Exportsektor

Für deutsche Exporteure verliert der chinesische Markt an Bedeutung. Trotz der Hoffnung auf einen Handelsschub nach der Aufhebung der Pandemiebeschränkungen machten die Exporte nach China im ersten Halbjahr nur 6,2 Prozent der gesamten deutschen Exporte aus - der niedrigste Anteil seit 2016. Carsten Brzeski, ING-Chefvolkswirt, sagte aber, es sei zu früh, vom Ende des China-Booms zu sprechen, da sich die chinesische Wirtschaft noch erholen und die US-Wirtschaft abkühlen könne, was die Handelsdynamik verändern würde. "Langfristig wird der Anteil Chinas an unseren Exporten jedoch deutlich zurückgehen, und wir sollten uns darauf einstellen, dass China unseren Exportsektor nicht mehr retten wird", so Brzeski.

China leidet unter schwacher globaler Nachfrage

Obwohl die chinesische Regierung Ende des letzten Jahres ihre strenge "Null-Covid"-Strategie aufgegeben hat, bleiben viele wirtschaftliche Probleme weiter bestehen. Die exportorientierte Wirtschaft leidet unter der aktuell schwachen globalen Nachfrage, Problemen am Immobilienmarkt und einem niedrigen Binnenkonsum. Zusätzlich belasten geopolitische Spannungen mit den USA, die China mit technologischen Sanktionen belegt haben.

Dies hat die chinesische Führung dazu veranlasst, weitere politische Unterstützung in Aussicht zu stellen. Peking sucht nach Möglichkeiten, den Binnenkonsum anzukurbeln, ohne die Geldpolitik zu sehr zu lockern, um nicht große Kapitalabflüsse auszulösen, während andere große Volkswirtschaften die Zinssätze anheben, um die steigende Inflation einzudämmen. Es scheint fraglich, ob die chinesische Regierung ihr selbst ausgegebenes Wachstumsziel von fünf Prozent für das Jahr 2023 erreichen wird.

Stärkerer Rückgang der Auslandsnachfrage

Die aktuellen schwachen Import- und Exportzahlen deuten darauf hin, dass das Wachstum im dritten Quartal weiter abnehmen könnte. Rückläufige Aktivitäten im Baugewerbe, verarbeitenden Gewerbe und Dienstleistungssektor, zurückgehende ausländische Direktinvestitionen und sinkende Industriegewinne tragen alle zu dieser Entwicklung bei.

"Die meisten Messgrößen für die Exportaufträge deuten auf einen weitaus stärkeren Rückgang der Auslandsnachfrage hin, als dies bisher in den Zolldaten zum Ausdruck kam", so Julian Evans-Pritchard, Leiter des Bereichs China Economics bei Capital Economics. "Und die kurzfristigen Aussichten für die Verbraucherausgaben in den Industrieländern bleiben schwierig, da in vielen Ländern die Gefahr einer - wenn auch milden - Rezession noch in diesem Jahr besteht."

Der chinesische Yuan fiel auf ein Drei-Wochen-Tief und die asiatischen Aktien tendierten nach den Daten schwächer.

Eva Lamby-Schmitt, ARD Shanghai, tagesschau, 08.08.2023 09:31 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. August 2023 um 09:01 Uhr.