Eine Straßenbahn steht an einer Haltestelle während im Hintergrund ein Bus vorbeifährt.
Überblick

Tarifverhandlungen Wo am Freitag im Nahverkehr gestreikt werden soll

Stand: 29.01.2024 20:18 Uhr

Die Gewerkschaft ver.di hat für Freitag zu Warnstreiks im Nahverkehr aufgerufen. Wo müssen sich Fahrgäste auf Einschränkungen bei Bus und Bahn einstellen - und wo nicht? Ein Überblick.

In rund 80 Städten kommen am Freitag erhebliche Einschränkungen auf Fahrgäste zu: Busse, U- und Straßenbahnen sollen dann meist ganztägig im Depot bleiben. Die Gewerkschaft ver.di hat ganztägige Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr in fast allen Bundesländern angekündigt. Bayern ist ausgenommen, weil dort derzeit nicht verhandelt wird.

Hintergrund sind parallele Tarifverhandlungen im ÖPNV. Die ersten Gesprächsrunden sind überall beendet. Ergebnisse gibt es keine. Der Zeitpunkt sei deshalb gekommen, mehr Druck auf die Arbeitgeber zu machen, sagte die stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende Christine Behle.

Auf Fahrgäste kommen damit Einschränkungen vor allem im Berufsverkehr zu. Von der Tarifrunde sind laut ver.di mehr als 130 kommunale Unternehmen in rund 40 Landkreisen sowie insgesamt 90.000 Beschäftigte betroffen. Zu den Kernforderungen in den meisten Bundesländern gehören mehr Urlaub im Jahr und eine Begrenzung der Schichtlängen, mit mehr Ruhezeit zwischen den Schichten. Die Forderungen unterscheiden sich aber in den Einzelheiten.

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Schleswig-Holstein und Hamburg

In Hamburg sollen mehr als 2.000 Beschäftigte der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein VHH ganztägig ihre Arbeit niederlegen. Das sagte die zuständige Fachbereichsleitern des ver.di-Bezirks Hamburg, Irene Hatzidimou.

Die Busse bedienen hauptsächlich das Hamburger Umland in Schleswig-Holstein und den Stadtrand, fahren aber auch ins Zentrum. Über einen Warnstreik bei der Hamburger Hochbahn hat ver.di noch nicht entschieden. Dort soll in der laufenden Tarifrunde über einen neuen Manteltarifvertrag verhandelt werden. Ver.di will dazu auch ein eigenes Angebot vorlegen. Erst dann werde eine Entscheidung fallen, sagte Hatzidimou.

Mecklenburg-Vorpommern

Ver.di-Pressesprecher Frank Schischefsky wollte für Mecklenburg-Vorpommern noch nicht konkret bestätigen, dass am Freitag gestreikt wird. Es könne auch Sonnabend oder Sonntag sein. Die Gewerkschaft wolle am Dienstagmittag bekannt geben, wann, wie und wo sie ihre Mitglieder aufruft, die Arbeit niederzulegen.

Bremen und Niedersachsen

Betroffen sind laut ver.di sechs kommunale Unternehmen in Niedersachsen und eines in Bremen. In Niedersachsen sollen die Beschäftigten der Braunschweiger Verkehrsgesellschaft, der Göttinger Verkehrsbetriebe, von Osnabus und SWO-Mobil in Osnabrück, Stadtbus Goslar, Üstra Hannover sowie der Wolfsburger Verkehrsgesellschaft ihre Arbeit niederlegen, in Bremen die Arbeitnehmer der Bremer Straßenbahn AG. Am Freitag ist eine zentrale Kundgebung in Hannover geplant.

Berlin und Brandenburg

In Berlin soll der Warnstreik von Betriebsbeginn am frühen Morgen bis 10 Uhr dauern, teilte die Gewerkschaft mit. Auch darüber hinaus müsse mit Einschränkungen gerechnet werden. In Brandenburg werde der ÖPNV ganztägig bestreikt. "Wir sind sicher, dass dieser Arbeitskampf deutlich zeigen wird, wie ernst es den Kolleginnen und Kollegen ist", sagte Verhandlungsführer Jeremy Arndt. Das Unternehmen äußerte sich "irritiert" zur Ankündigung der Gewerkschaft. "Angesichts der konstruktiven Gespräche halten wir Warnstreiks in Berlin für unangemessen", so die BVG.

Nordrhein-Westfalen

Die Warnstreiks werden voraussichtlich am Freitagmorgen beginnen. Neben Pendlern sind unter anderem auch Schüler von den Warnstreiks betroffen, die üblicherweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihren Schulen fahren. Das NRW-Schulministerium verwies darauf, dass trotz des ganztägigen Warnstreiks die Schulpflicht gelte.

Der ADAC Nordrhein rät Pendlern, nach Möglichkeit das Fahrrad zu nutzen oder Fahrgemeinschaften zu bilden, wenn man auf das Auto ausweichen müsse. In den Großstädten und auf Stadtautobahnen sei mit einem erhöhten Staurisiko zu rechnen. Ein Teil der Arbeitnehmer werde wegen des Warnstreiks von Zuhause aus arbeiten.

Der Streik betrifft den Gewerkschaftsangaben zufolge unter anderem die Duisburger Verkehrsgesellschaft, die Rheinbahn (Düsseldorf), WSW mobil (Wuppertal), Stadtwerke Solingen GmbH (Solingen), Stadtwerke Remscheid GmbH (Remscheid), die Kölner Verkehrs-Betriebe, Stadtwerke Bonn GmbH (SWB), die Ruhrbahn (Essen) und die Stadtwerke Münster.

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

In Sachsen ruft ver.di die Beschäftigten der kommunalen Verkehrsunternehmen in Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zwickau am Freitag zu einem ganztägigen Warnstreik auf. In Sachsen-Anhalt werden die kommunalen Verkehrsunternehmen in Dessau, Halle, Magdeburg und dem Burgenlandkreis bestreikt.

In Thüringen sind die kommunalen Verkehrsunternehmen in Erfurt, Gera, Jena, Mühlhausen, Nordhausen, Sondershausen, Suhl/Zella-Mehlis, Weimar, dem Landkreis Weimarer Land und dem Saale-Holzland-Kreis betroffen.

Hessen

Hauptsächlich betroffen seien die Städte Kassel, Wiesbaden, Frankfurt und Offenbach, teilte ver.di Hessen mit. Zum Streik aufgerufen seien die Fahrerinnen und Fahrer von Bussen, sofern diese öffentlich betrieben werden, außerdem von U-Bahnen und Straßenbahnen.

Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

In Baden-Württemberg sind laut der Gewerkschaft die Beschäftigten der kommunalen Verkehrsbetriebe in Stuttgart, Karlsruhe, Heilbronn, Freiburg, Baden-Baden, Esslingen und Konstanz zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Ver.di rechnet damit, dass in diesen Städten den ganzen Freitag über keine Busse und Bahnen der bestreikten Verkehrsbetriebe fahren.

Betroffen davon sind sämtliche Betriebe und Standorte der KRN-Kommunalverkehr Rhein-Nahe GmbH, der Mainzer Verkehrsgesellschaft mbH, der Stadtwerke Pirmasens Verkehrs-GmbH, der SWK Stadtwerke Kaiserslautern Verkehrs-AG und der SWT AöR der Stadt Trier.

Eine zentrale Streikkundgebung soll am Freitag ab 11 Uhr auf der Theodor-Heuss-Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden stattfinden. Dort sollen Streikende aus Hessen und Rheinland-Pfalz sowie aus Baden-Württemberg und dem Saarland zusammenkommen.

Saarland

Bereits ab Donnerstagabend wird hier gestreikt, betroffen sind unter anderem die Bussparte der Saarbahn und die Saarbahn Netz GmbH in Saarbrücken, die Neunkircher Verkehrsgesellschaft (NVG), FSN Fahrzeugservice Neunkirchen, die Völklinger Verkehrsbetrieben (VVB) und den Kreisverkehrsbetrieben Saarlouis (KVS) und Lebach sowie die Subunternehmer in den jeweiligen Betrieben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 29. Januar 2024 um 20:00 Uhr.