Ein Krankenpfleger schiebt in einer Klinik in Berlin ein Krankenbett durch den Flur.

Trotz Konjunkturflaute Zahl der Beschäftigten auf Rekordhoch

Stand: 02.01.2024 11:30 Uhr

In Deutschland waren noch nie so viele Menschen erwerbstätig wie im Jahr 2023. Ungeachtet der schwachen Wirtschaftslage gingen im Durchschnitt knapp 46 Millionen Menschen einer Arbeit nach.

Im Jahresdurchschnitt 2023 waren trotz Konjunkturflaute rund 45,9 Millionen Menschen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Das teilte das Statistische Bundesamt heute nach vorläufigen Berechnungen mit. "Das waren so viele wie noch nie seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990", hieß es dazu.

Der alte Rekord von 2022 wurde damit um 0,7 Prozent oder 333.000 Personen übertroffen - obwohl Europas größte Volkswirtschaft den führenden Instituten zufolge im abgelaufenen Jahr geschrumpft ist. 2020 hatte die Corona-Krise den zuvor über 14 Jahre anhaltenden Anstieg der Erwerbstätigenzahl beendet und zu einem Rückgang um 361.000 geführt, seither geht es wieder bergauf.

Zuwanderung und höhere Erwerbsbeteiligung als Gründe

"Eine Ursache für die Beschäftigungszunahme im Jahr 2023 war die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte", so das Statistikamt. Hinzugekommen sei eine gesteigerte Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung.

"Diese beiden Wachstumsimpulse überwogen die dämpfenden Effekte des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt, der mittelfristig zu einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter führen wird", betonte das Statistikamt.

Dienstleistungssektor als Jobmotor

Neun von zehn der zusätzlichen Beschäftigten 2023 fanden einen Job im Dienstleistungssektor. Mit einem Zuwachs von 295.000 Menschen oder 0,9 Prozent erreichte die Branche insgesamt rund 34,6 Millionen Erwerbstätige. Besonders stark stiegen die Beschäftigtenzahlen bei Öffentlichen Dienstleistern, in der Erziehung und in Gesundheitsberufen sowie im Handel, Verkehr und Gastgewerbe.

Das Produzierende Gewerbe (ohne Bau) verzeichnete einen leichten Anstieg um 0,3 Prozent auf rund 8,1 Millionen Erwerbstätige, während im Baugewerbe der Zuwachs 0,6 Prozent betrug auf rund 2,6 Millionen. Hingegen gab es in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Fischerei einen Rückgang um 0,4 Prozent auf 555.000 Erwerbstätige.

Entscheidend für die insgesamt positive Entwicklung war die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Sie wuchs 2023 um 363.000 oder 0,9 Prozent auf 42,1 Millionen. "Bei den Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger setzte sich im Jahr 2023 dagegen der seit nunmehr zwölf Jahren andauernde Abwärtstrend fort", hieß es. Ihre Zahl sank um 30.000 auf 3,9 Millionen (minus 0,8 Prozent).

"Erwerbstätigkeit erreicht bald ihren Zenit"

Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge könnte die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr die Marke von 46 Millionen knacken und 2025 dann auf 46,082 Millionen steigen. "Wir erwarten, dass die Erwerbstätigkeit bald ihren Zenit erreichen wird", heißt es in der aktuellen Konjunkturprognose des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW).

Das Potenzial an Erwerbspersonen werde alterungsbedingt und trotz voraussichtlich überdurchschnittlich hoher Zuwanderung in nicht allzu ferner Zukunft zu schrumpfen beginnen, so die Experten. "Die wirtschaftliche Erholung in den kommenden beiden Jahren dürfte dem vorübergehend etwas entgegenwirken", erklärte das IfW.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 02. Januar 2024 um 09:00 Uhr.