Monatszahlen der Bundesagentur Arbeitslosigkeit saisonbedingt gestiegen

Stand: 28.01.2010 15:12 Uhr

Der Winter hat die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Januar um 342.000 auf 3,617 Millionen in die Höhe getrieben - deutlich weniger als zunächst befürchtet. Nach Einschätzung von BA-Chef Weise zeigt sich der Arbeitsmarkt auch zum Jahresbeginn weiter robust. Für das laufende Jahr gab sich Weise optimistisch.

Die Arbeitslosigkeit ist zum Jahresanfang deutlich gestiegen. Aufgrund des strengen Winters nahm die Zahl der Menschen ohne Job im Januar um 342.000 auf 3,617 Millionen zu, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat beträgt der Zuwachs 129.000. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,8 Punkte auf 8,6 Prozent zu.

"Auch zum Jahresbeginn zeigt sich der deutsche Arbeitsmarkt weiter robust. Die Arbeitslosigkeit ist lediglich im jahreszeitlich üblichen Umfang gestiegen. Die Wirtschaftskrise hat sich bislang weniger stark als befürchtet auf den deutschen Arbeitsmarkt ausgewirkt", sagte der BA-Vorstandsvorsitzende Frank-Jürgen Weise. Das wird auch an den saisonbereinigten Zahlen deutlich. Ohne witterungsbedingte Effekte wäre die Arbeitslosenzahl in Deutschland im Januar lediglich um 6000 auf 3,429 Millionen gestiegen.

Diese Ansicht wurde auch von Volkswirten bestätigt: Der Jahreswechsel sei ein beliebter Kündigungstermin; zudem schlage der kalte und schneereiche Winter stark auf dem Arbeitsmarkt durch. Vor allem auf dem Bau oder in Gärtnereien ruhe witterungsbedingt die Arbeit. Viele Beschäftigte verloren deshalb vorübergehend ihren Job oder freie Stellen blieben zunächst unbesetzt.

Weise für 2010 optimistisch

Bisher war die Bundesbehörde von einer durchschnittlichen Jahresarbeitslosigkeit von 4,1 Millionen ausgegangen, so Weise. Nach der positiven Entwicklung der vergangenen Monate hatte sich bereits abgezeichnet, dass diese Prognose nach unten korrigiert werden müsse.

BA-Chef Frank-Jürgen Weise

BA-Chef Weise erwartet einen Anstieg auf vier Millionen Arbeitslose.

Weniger Neuanmeldungen für Kurzarbeit

Noch immer puffere die Kurzarbeit die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise ab, sagte Weise. Im Januar waren nach Schätzungen der BA knapp eine Million Beschäftigte in Kurzarbeit. Die Zahl der Neuanmeldungen habe zum Jahresauftakt zwischen 70.000 und 100.000 gelegen. Damit sei die Nachfrage nach diesem Instrument leicht gesunken.

Arbeitsministerin und Arbeitgeber erwarten mehr Arbeitslose

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen erwartet für 2010 mehr Arbeitslose. "Zum einen wird die Arbeitslosigkeit weiter steigen. Zum anderen werden Unternehmen auch bei verbesserter Auftragslage zunächst nicht neu einstellen", sagte sie. Grund sei die große interne Flexibilität der Betriebe, die mit dem Abbau von Arbeitszeitkonten und Überstunden an ihrer Belegschaft festgehalten hätten. Die Arbeitgeber sprachen von einer erfreulichen Entwicklung, allerdings gebe es noch keinen Grund zur Entwarnung.

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen sieht keinen Grund zur Entwarnung

"Nach allen Prognosen wird sich die stärkste Belastung des Arbeitsmarktes erst in diesem Jahr und zum Teil auch noch 2011 ergeben", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt. Zahlreiche Unternehmen würden erst jetzt oder in nächster Zeit von den Auswirkungen der Krise erfasst.

Gewerkschaft beklagt Verlust von Vollzeitstellen

Ähnlich vorsichtig äußerten sich die Gewerkschaften. "Dass sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar im saisonüblichen Rahmen hält, darf nicht als Entwarnung missverstanden werden", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Sorgen bereite vor allem der deutliche Rückgang von Arbeitsplätzen in Vollzeit, während Teilzeitarbeit und vor allem Minijobs weiter zulegten.

Die Partei Die Linke warf der Bundesagentur vor, mit falschen Zahlen zu arbeiten. "Lässt man alle statistischen Spielereien außen vor, sind in Deutschland 4,811 Millionen Menschen ohne Arbeit", sagte Linke-Arbeitsmarktexperte Dietmar Bartsch. Das sei "ein gesellschaftlicher Skandal".