Nadelzweige mit und ohne Reif

Wetterthema Weihnachtstauwetter

Stand: 20.12.2023 07:57 Uhr

Milde Atlantikluft lässt die Chancen auf weiße Weihnachten schwinden.

Von Tim Staeger, ARD-Wetterkompetenzzentrum

In etwa sieben von zehn Jahren stellt sich hierzulande pünktlich zu Weihnachten eine milde Westlage ein – das sogenannte Weihnachtstauwetter, auch dieses Jahr bestimmen atlantische Tiefs in den kommenden Tagen unser Wetter. Damit sinken vielerorts die Chancen auf weiße Weihnachten gegen Null. Zudem wird es vor allem am Donnerstag und Freitag stürmisch, vor allem im Norden. Auf den Bergen drohen dann Orkanböen, an der Nordsee Sturmfluten.

Häufig stellet sich vor den Feiertagen eine Milderung ein und beschert dann verbreitet grüne Weihnachten, selbst wenn vorher bereits eine geschlossene Schneedecke vorlag. Besonders ausgeprägt war das beispielweise 1999 der Fall, als am 23.12. in der Mitte und im Süden noch Dauerfrost herrschte. Am 25.12. fegte dann in einer ausgeprägten Westströmung der kleinräumige Orkan Lothar über Süddeutschland und brachte einen Schwall deutlich milderer Luft mit sich. Die Höchstwerte an diesem Tag lagen verbreitet zwischen 7 und 11 Grad.

Aber auch in 1997, 1998, 2002, 2004, 2006 stellte sich immer ziemlich genau zum Weihnachtsfest eine markante Milderung ein. 2012 wurden am 24.12. in Freiburg im Breisgau sogar 18,9 Grad registriert, ein Jahr später waren es 17,2 Grad und 2015 kam es dort am 24.12. mit 16,8 Grad erneut zu einer extremen Wärmeanomalie. Auch 2017 sowie 2019 und 2020 wurden über Weihnachten verbreitet Plusgrade verzeichnet. 2021 gab es zwar am 24. ebenfalls bundesweit Plusgrade, im Südwesten sogar zweistellige, am 1. Weihnachtsfeiertag setzte sich jedoch im Nordosten Frostluft durch. Weitere sehr markante Weihnachstauwetter der jüngeren Vergangenheit gab es zudem in 1983 und 1977.

Jahresgang der Temperatur in Deutschland

Es gibt aber auch Gegenbeispiele, wie 2010, als ganz Deutschland unter einer geschlossenen Schneedecke lag, was davor zuletzt 1981 der Fall gewesen war. Zwar gab es vor allem in den 60iger Jahren eine Häufung Weißer Weihnachten, dass jedoch früher alles besser war und an Weihnachten fast ausnahmslos Schnee lag ist natürlich etwas übertrieben und hängt möglicherweise mit der subjektiven Überhöhung angenehmer Erinnerungen zusammen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit für Weiße Weihnachten naheliegender Weise sehr stark von der Höhenlage abhängig. In Hamburg beispielsweise gab es seit 1954 in 17 Jahren an mindestens einem der Feiertage Schnee, in München war dies in 28 Jahren der Fall.

Das Weihnachtstauwetter ist nicht der einzige Witterungsregelfall im Jahresverlauf. Die Schafskälte Mitte Juni oder die Hundstage, hochsommerliche Hitzewellen werden ebenfalls sehr häufig beobachtet. Dagegen treten die Eisheiligen, letzte Nachtfröste Mitte Mai, in den vergangenen Jahrzehnten immer seltener auf. Möglicherweise zeichnet sich der langfristige Erwärmungstrend dafür verantwortlich. Die Ursache dieser Regelhaftigkeit ist noch nicht verstanden und künftige Untersuchungen könnten hier möglicherweise mehr Klarheit schaffen.