Dunkler Wald bei Regen

Wetterthema Varus, gib mir meine Legionen wieder!

Stand: 29.08.2023 10:08 Uhr

Welche Rolle spielte das Wetter bei der Varusschlacht?

Von Tim Staeger, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Im Spätsommer des Jahres 9 n. Chr. vernichtete ein Zusammenschluss germanischer Stämme unter der Führung des Cheruskerfürsten Arminius drei römische Legionen, etwa 25.000 Menschen, in einem Hinterhalt. Der Römische Senator Publius Quinctilius Varus schlug alle Warnungen in den Wind und führte sein Heer in den Untergang. Möglicherweise wurden die Germanen von einem Gewitter oder starkem Regen unterstützt.

Über den Schauplatz der dramatischen Ereignisse wird nach wie vor gestritten. Wahrscheinlich trafen die Heere in einem Gebiet aufeinander, welches irgendwo zwischen Detmold, Minden und Osnabrück liegt. Neuere Ausgrabungen in Bramsche-Kalkriese bei Osnabrück haben diesen Ort zum derzeitigen Favoriten gemacht. Das genaue Datum ist leider auch nicht überliefert, bei den römischen Geschichtsschreibern ist jedoch von September, an anderer Stelle vom Spätsommer die Rede.

Gut überliefert ist die Vorgeschichte: Arminius plante den Hinterhalt von langer Hand und einte die sonst so streitsüchtigen germanischen Stämme um die Römer langfristig aus dem rechtsrheinischen Territorium zu vertreiben. Varus war mit seinen Legionen auf dem Weg ins Winterquartier westlich des Rheins, als er von einem Aufstand in einem den Römern unbekannten Territorium hörte – eine Finte Arminius‘ um die römischen Besatzer in unzugängliches und dicht bewaldetes Gelände zu locken, wo diese ihre gefürchteten Schlachtordnungen nicht einnehmen konnten.

Der Plan ging auf, wohl auch, weil Varus seinen Gegner sträflich unterschätzte und sogar Warnungen eines Rivalen Arminius‘ ignorierte. Das riesige Heer musste sich als schmale, vielleicht 20 km lange Kolonne durch dichte Wälder quälen um zu den angeblichen Aufständischen zu gelangen. Die Germanen griffen in dem ihnen vertrauten Gelände die Flanken der Römer an und teilten den Zug in mehrere Abschnitte auf, die sich nicht mehr gegenseitig zu Hilfe kommen konnten.

Die Schriften des römischen Geschichtsschreibers Cassius Dio berichten zudem von Regen und Sturm, der die Römer weiter zerstreute. Schlüpfriger Boden erschwerte das Vorankommen und abgebrochene Baumkronen verwirrten die Soldaten. Das deutet auf ein schweres Gewitter hin, welches den Angreifern zu Gute kam, zudem sie Blitz und Donner als gutes Omen ihres Gewittergottes Thor, dem Donnerer interpretiert haben könnten. Die Legionäre wiederum sahen in dem Unwetter möglicherweise den Zorn Jupiters, des römischen Göttervaters, der nach ihrer Vorstellung durch Donnerschläge seinen Willen kundtat.

Wie es sich auch immer abgespielt haben mag, leider war kein Chronist selbst bei dem Untergang der römischen Legionen Vorort, der Ausgang dieser gigantischen Schlacht war ausschlaggebend für die weiteren Expansionspläne des Römischen Reiches, welches sich nie mehr das Gebiet zwischen Rhein und Elbe einverleiben konnte, wie ursprünglich geplant. Und vielleicht spielte ja das Wetter bei dieser historischen Weichenstellung eine entscheidende Rolle.