Mittlere tägliche Sonnenscheindauer im Jahresverlauf für 4 deutsche Orte

Wetterthema Die Sonnenscheindauer im Jahresverlauf

Stand: 16.11.2023 10:56 Uhr

Der November zeigte sich bisher unbeständig, die Sonnenscheindauer war unterdurchschnittlich. Doch wie viel Sonnenstunden sind jetzt eigentlich normal und wie sieht es in den anderen Monaten aus?

Von Ingo Bertram, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Unsere Grafik zeigt die langjährig gemittelte, tägliche Sonnenscheindauer für eine Auswahl deutscher Orte, basierend auf Daten des Deutschen Wetterdienstes.

Die theoretisch mögliche Sonnenscheindauer schwankt zwischen etwa 8 Stunden am 21. Dezember und 16 ½ Stunden am 21. Juni. Zur Zeit der Sonnenwenden unterscheidet sie sich zwischen Nord- und Süddeutschland jedoch um über eine Stunde. So ist der Tag am 21. Dezember in Flensburg 7 Stunden 13 Minuten lang, in Oberstdorf aber immerhin 8 Stunden 27 Minuten. Die Tageslänge am 21. Juni liegt zwischen 17 Stunden 20 Minuten in Flensburg und 15 Stunden 58 Minuten in Oberstdorf.

Eigentlich wäre zu erwarten, dass zwischen Sonnenauf- und Untergang im Durchschnitt genau 12 Stunden vergehen. Diese Zeitspanne ist aber etwas länger, da als Sonnenauf- und Untergang der Augenblick definiert ist, an dem nicht der Mittelpunkt, sondern der Oberrand der Sonne den Horizont berührt. Außerdem wird die Sonne durch Brechung der Lichtstrahlen beim Eintritt in die Atmosphäre etwas „angehoben“. Daher sieht man sie noch eine gewisse Zeit lang, auch wenn sie sich in Wirklichkeit schon etwas unter dem Horizont befindet.

Diese Effekte beeinflussen die Sichtbarkeit der Sonne nur leicht und sind bei den Angaben der theoretischen Sonnenscheindauer oben berücksichtigt worden. Auf das ganze Jahr hochgerechnet könnte die Sonne theoretisch über 4400 Stunden scheinen. Real beobachtet man in Deutschland nach dem Flächenmittel des Zeitraums 1991 bis 2020 durchschnittlich aber nur 1660 Sonnenstunden pro Jahr, also etwas mehr als ein Drittel des Möglichen. Ein Grund dafür ist, dass der Horizont an nur wenigen Messstationen wirklich frei ist. Meist muss die Sonne erst über Häuser, Bäume oder Berge steigen, ehe sie beobachtet werden kann. Der Hauptgrund für die verringerte Sonnenscheindauer sind aber Wolken.

Im Dezember scheint die Sonne im deutschen Flachland im Mittel täglich gerade einmal 1 bis 2 Stunden, was gemessen an den theoretisch möglichen 8 Stunden sehr wenig ist. Häufig herrscht wolkenreiches Tiefdruckwetter. Und wenn sich ein Hochdruckgebiet breit macht, ist es in den Niederungen oft neblig-trüb. Die Zugspitze hat im Winter wesentlich mehr Sonnenstunden, da sie über die winterlichen Nebelfelder hinausragt.

Im Sommer scheint die Sonne im Flachland mit 7 bis 8 Stunden pro Tag im Mittel zumindest halb so lange wie theoretisch denkbar. Was die Zugspitze im Winter gut macht, verliert sie im Sommer wieder, da sich über den Bergen häufig Quellwolken bilden. Der Juni ist auf der Zugspitze lediglich der achtsonnigste Monat des Jahres. Dort ist es Ende September und Anfang Oktober am sonnigsten, also während des sogenannten „Altweibersommers“. Bei herbstlichen Hochdrucklagen hat die Sonne nicht mehr genug Kraft zur Bildung von Quellwolken. An den Küsten ist die sonnigste Zeit bereits vor dem 21. Juni, wie die Grafik am Beispiel von List auf Sylt zeigt. Zu dieser Zeit dämpft das noch kühle Wasser die Bildung von Quellwolken stärker als im Hochsommer. In der Südhälfte ist meist der Juli am sonnigsten, da er etwas beständiger ist als der Juni mit seiner Schafskälte.

Jetzt Mitte November kann man im Flachland durchschnittlich mit 2 Stunden Sonnenschein pro Tag rechnen. Nach dem Dezember und dem Januar ist der November damit der drittsonnenärmste Monat des Jahres. Er trägt seinen schlechten Ruf als trüber Monat also ein Stück weit zu Recht.