Fotos von Reif, Raureif und Raueis

Wetterthema Reif, Raureif und Raueis

Stand: 12.01.2024 10:47 Uhr

Einige Wochen Winter liegen noch vor uns. Neben dem Schnee gibt es noch andere Arten von festem Niederschlag, durch den Bäume und andere Gegenstände einen winterlichen Anstrich bekommen können.

Von Ingo Bertram, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Fester Niederschlag, der aus den Wolken heraus zum Boden fällt, kann Schnee, Graupel oder Hagel sein. Unser Thema heute ist jedoch nicht der fallende Niederschlag, sondern fester Niederschlag, der sich direkt am Boden oder Gegenständen ablagert. Hierbei unterscheidet man zwischen Reif, Raureif und Raueis.

Reif entsteht bevorzugt in klaren Winternächten (Abbildung oben links). Ohne eine schützende Wolkendecke entweicht Wärme über die langwellige Ausstrahlung des Bodens in den Weltraum. Dadurch kühlt sich die Erdoberfläche ab und daran die Luft. Kalte Luft kann weniger Wasserdampf aufnehmen als wärmere, so dass dieser abgeschieden wird. Bei Temperaturen über Null Grad entsteht Tau, bei Frost Reif. Der Wasserdampf geht dabei direkt von der gasförmigen in die feste Phase über, was man Resublimation nennt. Es entstehen kristalline Strukturen. Reif kann nach vielen klaren Winternächten beobachtet werden.

Raureif wächst ebenfalls in Form von Kristallen durch Resublimation (Abbildung oben rechts). Entscheidend für die Entstehung ist ein leichter Wind. Außerdem muss die Luft mindestens -8 Grad kalt und recht feucht sein. Am besten funktioniert es bei leichtem Nebel. Durch den Wind wird die Feuchtigkeit zu Gegenständen hin transportiert. Die Kristalle wachsen dabei dem Wind entgegen, da die Luft bei ihrem Eintreffen an einem Gegenstand noch mehr Wasserdampf enthält als kurz danach beim Überstreichen der vom Wind abgewandten Seite. Eine Besonderheit von Eiskristallen ist die, dass sie auch bei Luftfeuchten von unter 100 Prozent weiterwachsen, sofern sie erst einmal entstanden sind. Durch Raureif können Bäume, Büsche und andere Gegenstände mit nadelförmigen Eiskristallen in Form sechsstrahliger Dendriten geschmückt werden. Der Wind darf nicht zu stark sein, damit die filigranen Strukturen nicht gleich wieder zerstört werden. Raureif ist wegen der speziellen Entstehungsbedingungen eher selten zu beobachten.

Das wesentlich häufigere Raueis entsteht bei Nebel und höheren Windgeschwindigkeiten, typischerweise, wenn sich die Gipfel von Gebirgen bei windigem Tiefdruckwetter tagelang in dichten Wolken befinden (Abbildung unten links und rechts). Es wächst durch Anlagerung von Nebeltröpfchen als nicht-kristalline weißliche Schicht dem Wind entgegen. Durch Raueis können Bäume und Gegenstände vollständig in eine poröse Eisschicht eingepackt werden, wodurch mitunter eine erhebliche Belastung durch das zusätzliche Gewicht entsteht.