Windsack

Wetterthema Herbststürme

Stand: 02.11.2023 09:53 Uhr

Ein Orkantief  sorgt am Donnerstag vor allem im Ärmelkanal für gefährliche Böen

Von Tim Staeger, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Am Donnerstag zieht das Tief EMIR (Int. CIARAN) durch den Ärmelkanal in die Nordsee und brachte bereits in der Nacht auf Donnerstag in der Bretagne extreme Orkanböen bis 180 km/h und bis zu 10 m hohe Wellen! Hierzulande ist EMIR im Westen und Nordwesten bis Donnerstagabend mit Spitzenböen bis etwa 80 km/h deutlich abgeschwächt spürbar.

Warum häufen sich in unseren Breiten vor allem im Herbst und Winter schwere Stürme? Aktuell verkürzen sich die Tage in den hohen Breiten bereits deutlich, und die Temperatur sinkt in den länger werdenden Nächten entsprechend stark ab. In südlicheren Gefilden hält sich die Wärme auch aufgrund der thermisch trägen Meere länger. Hier verringert sich die Sonneneinstrahlung ebenfalls, jedoch eben nicht in dem Maße wie im hohen Norden, wo die tief stehende Sonne im Winter dann fast keine Wärme mehr liefern kann.

Nun versucht die Atmosphäre diese großen Unterschiede auszugleichen, indem warme Luft nach Norden und kalte nach Süden transportiert wird. Diese Umverteilung geschieht in den mittleren Breiten am effektivsten durch Tiefdruckwirbel, deren Entstehung im Detail recht kompliziert ist, die jedoch prinzipiell von Temperaturunterschieden angetrieben wird.

Zudem verlagern sich die Zugbahnen der Tiefs im Winterhalbjahr weiter nach Süden und kommen so dem europäischen Festland mitunter gefährlich nahe. In seltenen Fällen, wie beispielsweise beim verheerenden Orkan Lothar vom 25.12.1999, ziehen die Stürme auch über Land und richten dann mitunter großen Schaden an. Jedoch ist das Zerstörungspotential solcher Orkane noch deutlich geringer als bei tropischen Wirbelstürmen, die ihre Energie aus gigantischen Feuchtigkeitsmengen beziehen, die über warmen Meeresoberflächen tropischer Ozeane verdunsten.

Der Temperaturausgleich, den ein außertropisches Sturmtief bewirkt hält jedoch nicht lange vor, so dass es im Laufe des Herbstes und Winters wiederholt zu starken Stürmen kommen kann, bevor im Frühling die Sonne die hohen Breiten erneut mit Wärme versorgt und sich die Temperaturunterschiede wieder abbauen.