
Korruptionsaffäre bei Fußballverband Strafverfahren gegen FIFA-Chef Blatter
Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen FIFA-Chef Blatter eröffnet. Ihm wird vorgeworfen, zwei Millionen Franken an den UEFA-Präsidenten Platini zulasten der FIFA gezahlt zu haben. Blatter und Platini wurden vernommen.
In der Korruptionsaffäre um den Fußball-Weltverband FIFA ermittelt die Bundesanwaltschaft in der Schweiz jetzt auch gegen Verbands-Präsident Joseph Blatter. Das teilte die Behörde mit. Man habe "ein Strafverfahren wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie - eventueller - wegen Veruntreuung eröffnet", hieß es in einer Mitteilung der Bundesanwaltschaft.
Blatter sei nach der Sitzung des Exekutivkomitees in Zürich vernommen worden. Zudem wurde in der FIFA-Zentrale Blatters Büro durchsucht und Datenmaterial sichergestellt, teilte die Behörde mit.
Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe
Es bestehe der Verdacht, dass Blatter im September 2005 mit der Karibischen Fußball-Union und deren Präsident Jack Warner, der auch FIFA-Vizepräsident war, einen für die FIFA ungünstigen Vertrag abgeschlossen habe, teilte die Schweizer Bundesanwaltschaft mit. Zudem soll der 79-Jährige im Februar 2011 eine "treuwidrige Zahlung" von zwei Millionen Schweizer Franken an seinen früheren Intimus Michel Platini geleistet haben. Dabei sei es um geleistete Dienste zwischen Januar 1999 und Juni 2002 gegangen.
Erst vor einer Woche war FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke wegen Korruptionsvorwürfen suspendiert worden. Er steht im Verdacht, Schmiergelder in Höhe von zehn Millionen Euro an Ex-FIFA-Funktionär Jack Warner autorisiert zu haben, der sich im Gegenzug für die WM-Vergabe nach Südafrika 2010 eingesetzt haben soll.
Auch Platini befragt
UEFA-Präsident Michel Platini wurde "gleichzeitig als Auskunftsperson von Vertretern der Bundesanwaltschaft befragt", hieß es in der Presseerklärung. Für Blatter gelte, wie für alle Beschuldigten, die Unschuldsvermutung, teilte die Bundesanwaltschaft weiter mit.

Auch UEFA-Präsident Michel Platini wurde von den Ermittlern vernommen.
Dem Fußball-Weltverband droht mit dem neuerlichen Tiefpunkt im Korruptionsskandal der vollkommene Sturz ins Chaos. Staatsanwälte in der Schweiz und in den USA ermittlen seit Monaten wegen Korruptionsvorwürfen gegen eine ganze Reiche von Fifa-Funktionären. Dabei geht es um umgerechnet bis zu 135 Millionen Euro. Unmittelbar vor Blatters Wiederwahl Ende Mai wurde mehrere von ihnen festgenommen. Zudem hagelt es massive Kritik wegen der Terminierung der WM 2022 in Katar: Sie soll als erstes Turnier der Geschichte im Winter ausgetragen werden.