Israels Premier bei der wöchentlichen Kabinettssitzung
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Nahost-Krieg ++ Netanyahu ruft Hamas zur Kapitulation auf ++

Stand: 10.12.2023 22:36 Uhr

Israels Premier Netanyahu hat die Terroristen der Hamas aufgerufen, sich zu ergeben. Die radikalislamistische Hisbollah-Miliz hat neue Formen des Angriffs gegen Israel angekündigt. Alle Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.

10.12.2023 • 23:59 Uhr

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Israels Wirtschaftskabinett hat gegen eine Arbeitserlaubnis für Palästinenser aus dem Westjordanland in Israel plädiert. Gegen den Widerstand mehrerer rechtsextremer Minister war die Wiederzulassung von Arbeitskräften etwa auf israelischen Baustellen auf die Tagesordnung gesetzt worden, wie israelische Medien berichteten. Jetzt müsse die Angelegenheit dem großen Staatskabinett vorgelegt werden.

Seit dem Terrorangriff der Hamas und dem Kriegsbeginn um Gaza hat Israel seine Grenzen für Bewohner des Westjordanlandes fast komplett gesperrt. Arbeitnehmer etwa aus Bethlehem oder Ramallah dürfen nur mit einer Sondergenehmigung die Checkpoints Richtung Jerusalem passieren, die nur in ganz seltenen Ausnahmefällen vergeben wird. Das bedeutet Verdienstausfälle für viele palästinensischen Familien, aber auch Engpässe in Jerusalemer Sozial- und Pflegeeinrichtungen sowie Stillstand auf Baustellen.

10.12.2023 • 20:16 Uhr

Lage in Chan Yunis

Chan Yunis im Süden des Gazastreifens ist ein Schwerpunkt der israelischen Bodenoffensive. Dort versuchen die Menschen, unter freiem Himmel Schutz vor den Kämpfen zu suchen. Es mangelt an Wasser und sanitären Anlagen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat die Terroristen der militant-islamistischen Hamas aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen. "In den letzten Tagen haben sich Dutzende Hamas-Terroristen unseren Streitkräften ergeben", sagte der Politiker in einer Videobotschaft. Der Krieg werde noch andauern, "aber das ist der Anfang vom Ende der Hamas", fügte er hinzu. "Zu den Terroristen der Hamas sage ich: Es ist aus. Sterbt nicht für (den Chef der Hamas im Gazastreifen, Jihia) Sinwar. Ergebt euch - jetzt."

Die Zeitung "Haaretz" schrieb unter Berufung auf namentlich nicht genannte Vertreter der Sicherheitskräfte, dass unter den bislang mehreren hundert festgenommenen Palästinensern nur rund zehn bis 15 Prozent waren, die der Hamas oder mit ihr verbundenen Organisationen angehörten.

Der Sprecher des bewaffneten Arms der Hamas, Abu Obeida, hatte zuvor eine Fortsetzung der Kämpfe gegen die israelischen Truppen angekündigt. Den Soldaten gelinge es allen Versuchen zum Trotz nicht, den "Widerstand" der Hamas zu brechen, sagte Obeida im Fernsehen. Er kündigte gleichzeitig an, dass keine Geisel den Gazastreifen lebend verlassen werde, wenn die Forderungen seiner Organisation nicht erfüllt würden.

US-Außenminister Antony Blinken hat die Entscheidung seiner Regierung verteidigt, Israel ohne Zustimmung des Kongresses fast 14.000 Schuss Panzermunition zu verkaufen. "Israel befindet sich derzeit im Kampf mit der Hamas", sagte Blinken in Interviews in den US-Sendern ABC und CNN. "Und wir wollen sicherstellen, dass Israel hat, was es braucht, um sich gegen die Hamas zu verteidigen."

Weil die US-Regierung eine Dringlichkeitsklausel im Waffenexportkontrollgesetz anwandte, war eine Zustimmung von Abgeordneten und Senatoren nicht nötig. Blinken betonte, dass die Panzermunition nur einen kleinen Teil der militärischen Verkäufe an Israel ausmache. Den Rest müsse nach wie vor der Kongress bewilligen, betonte er. Er bezog sich damit auf ein mehr als 100 Milliarden Dollar schweres Paket, das unter anderem militärische Hilfe für Israel, aber auch für die Ukraine sowie andere Ausgaben zur nationalen Sicherheit vorsieht. US-Präsident Joe Biden stößt damit aber auf heftigen Widerstand.

Die radikal-islamische Hisbollah-Miliz hat neue Formen des Angriffs gegen Israel angekündigt. Der ranghohe Vertreter Hassan Fadlallah warf Israel eine Eskalation durch Luftangriffe im Süden des Libanon vor. Die Antwort der Hisbollah könne sich nun bezüglich "der Art der verwendeten Waffen oder der angegriffenen Orte" ändern, hieß es in einer Erklärung aus der die Nachrichtenagentur Reuters zitiert.

Mehrere Tausend Menschen haben am Sonntag in Berlin gegen Antisemitismus und Rassismus demonstriert. In der Spitze nahmen einer Sprecherin der Polizei zufolge bis zu 3.200 Menschen an der Demonstration unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt" teil. Ungefähr so viele waren auch angemeldet gewesen. Zur Kundgebung aufgerufen hatten ein breites Bündnis unterschiedlicher Institutionen und Organisationen.

Zeitgleich zog auch eine pro-palästinensische Demonstration unter dem Motto "Solidarität mit Palästina - Keine Waffen für Genozid" durch das Berliner Regierungsviertel. Ihr schlossen sich laut Polizei in der Spitze bis zu 2.500 Menschen an. Beide Kundgebungen verliefen demnach ohne größere Vorkommnisse.

Die EU-Außenminister befassen sich morgen in Brüssel erneut mit dem Nahost-Krieg. Ein Gesprächsthema sollen mögliche Sanktionen gegen gewaltbereite israelische Siedler sein. Im Gespräch sind Einreisebeschränkungen in die EU. Vorbild sind die USA: Sie hatten diese Woche Visa-Sanktionen gegen extremistische jüdische Siedler verhängt, die Gewalt gegen palästinensische Zivilisten im besetzten Westjordanland ausüben. 

Israel bestreitet die Verantwortung für die zunehmende humanitäre Krise im umkämpften Gazastreifen. "Die internationalen Organisationen schaffen es nicht, Hilfsgüter in dem Tempo zu verteilen, wie Israel die Lieferungen inspiziert", sagte Regierungssprecher Eilon Levi. Seit Beginn des Kriegs am 7. Oktober seien 63.000 Tonnen an Hilfsgütern in den abgeriegelten Küstenstreifen gelangt, darunter 6.500 Tonnen an medizinischem Bedarf.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) hatte kurz zuvor erklärt, für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen fast keine humanitäre Hilfe mehr leisten zu können. Es fehle an allem Wesentlichen - an Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und medizinischer Betreuung, sagte Martin Frick, Leiter des Berliner Büros des Programms, in Dubai. Die Organisation betreibt dort ein Warenlager für die Gaza-Hilfe. Frick zufolge ist es zunehmend schwierig, die Güter im Gazastreifen unter Kriegsbedingungen zu verteilen.

Israel befürchtet, dass in den Lastwagen mit humanitärer Hilfe auch Waffen nach Gaza geschafft werden könnten und untersucht sie deshalb. Regierungssprecher Levi sagte, Israel könne derzeit mehr Lkw inspizieren als von den internationalen Organisationen abgefertigt werden könnten. Diese Kapazitäten würden sogar noch erhöht.

Nach der Veröffentlichung von Bildern von nur mit Unterwäsche bekleideten Männern im Gazastreifen durch israelische Medien hat Israels Armee die in Onlinediensten geäußerte Empörung darüber zurückgewiesen. Es handele sich um Routinekontrollen, erklärte die israelische Armee. Bei ihrem seit zwei Monaten andauernden Militäreinsatz gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen sei es "notwendig, dass Terrorverdächtige ihre Kleidung abgeben, damit sie durchsucht werden können und um sicherzustellen, dass sie keine Sprengstoffwesten oder andere Waffen verstecken", hieß es.

Die israelischen Streitkräfte im Gazastreifen würden an "terroristischen Aktivitäten" beteiligte Verdächtige festnehmen und verhören, erklärte die Armee weiter. Die Gefangenen würden im Einklang mit dem Völkerrecht behandelt. Personen, die nachweislich nicht an "terroristischen Aktivitäten" beteiligt seien, würden freigelassen. Mehrere israelische Medien hatten am Donnerstag Aufnahmen von nur mit Unterwäsche bekleideten Männern gezeigt und berichtet, dass es sich dabei um die Kapitulation von Kämpfern der islamistischen Hamas handele. In dem Video waren einige der Männer zu sehen, die offenbar Waffen übergaben. Die Aufnahmen lösten in den Onlinenetzwerken empörte Reaktionen aus.

Der Leiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Philippe Lazzarini, hat Israel in einem Meinungsartikel für die Los Angeles Times vorgeworfen, die massenhafte Vertreibung der im Gazastreifen lebenden Bevölkerung nach Ägypten voranzutreiben. Dies geschehe "unabhängig davon, ob sie dort bleiben oder anderswo angesiedelt werden", schrieb Lazzarini. Die weitreichenden Zerstörungen im Norden des von der Hamas beherrschten  Palästinensergebietes und die daraus resultierenden Fluchtbewegungen seien "die erste Stufe eines solchen Szenarios", erklärte der UNRWA-Chef. Die Vertreibung von Zivilisten aus der näher an der Grenze zu Ägypten gelegenen Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens sei dann der nächste Schritt.

Wenn sich dieser Weg fortsetze und zu dem führe, was viele bereits als eine "zweite Nakba" bezeichneten, "wird Gaza kein Land mehr für Palästinenser sein", erklärte Lazzarini unter Verwendung des arabischen Begriffs "Nakba" für "Katastrophe", der sich auf die Vertreibung von rund 760.000 Palästinensern nach Israels Staatsgründung im Jahr 1948 bezieht.

Ein Sprecher des israelischen Verteidigungsministeriums wies den Vorwurf entschieden zurück. "Es gibt, gab und wird nie einen israelischen Plan geben, die Bewohner des Gazastreifens nach Ägypten umzusiedeln. Das ist einfach nicht wahr."

Ein israelischer Regierungssprecher weist Vorwürfe des jordanischen Außenministers Ayman Safadi zurück, wonach Israel mit dem Krieg gegen die Hamas eine systematische Politik der Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen betreibt. Die Äußerung sei "unerhört und falsch".

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagt, es sei nicht akzeptabel, dass Israel den Hamas-Angriff vom 7. Oktober als Rechtfertigung für eine kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes nutze. Er rief dazu auf, vor Ort internationale Beobachter einzusetzen. Das israelische Militär hatte erklärt, es begrenze den Schaden für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen, indem es sichere Gebiete auf Karten ausweise. Es gibt der Hamas die Schuld am Tod von Zivilisten und wirft ihr vor, diese als menschliche Schutzschilder zu missbrauchen. Die Islamisten weisen das zurück und werfen Israel vor, mittlerweile einen Krieg gegen die gesamte Bevölkerung zu führen.

Bei dem Beschuss eines Wohngebäudes im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben von Sanitätern am Sonntag mindestens 31 Palästinenser getötet worden. Es werde in dem Flüchtlingsviertel Dschabalia nach Verschütteten unter den Trümmern des mehrstöckigen Gebäudes gesucht. Nach palästinensischen Angaben handelte es sich um einen israelischen Luftangriff. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht dazu.

Die von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte unterdessen mit, in das Al-Aksa-Krankenhaus im zentralen Teil des Gazastreifens seien seit Samstagabend 45 Leichen gebracht worden. Es handele sich um Menschen, die bei israelischen Luft- und Artillerieangriffen im Gazastreifen getötet worden seien. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die israelische Armee teilte am Sonntag mit, erstmals seit Beginn des Krieges vor mehr als zwei Monaten seien Truppen der Artillerie auch innerhalb des Gazastreifens im Einsatz, ergänzend etwa zu Panzer- und Bodentruppen. Bislang war die Artillerietruppe von der Grenzlinie aus im Einsatz. Bei Einsätzen im Bereich von Schedschaija seien mehr als 20 Ziele angegriffen worden. Dabei handele es sich um Waffenlager, mit Sprengfallen präparierte Häuser sowie Infrastruktur der islamistischen Terrororganisation Hamas. Extremistische Palästinenser setzten ihrerseits a

Wegen Hinweisen auf mögliche Anschlagspläne gegen Israelis auf Zypern sind zwei Iraner festgenommen worden. Die Männer sollen ausgewiesen werden, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen der Regierung in Nikosia erfuhr. Ein konkretes Anschlagsziel ist den Behörden demnach aber nicht bekannt. Nach den Informationen aus Regierungskreisen wurden die zyprischen Behörden von westlichen Nachrichtendiensten auf die Männer hingewiesen.

Die USA haben Israel nach Worten des Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu "wichtige Munition" für eine Fortsetzung des Gaza-Kriegs geliefert. Netanyahu dankte dem US-Präsidenten Joe Biden zu Beginn einer Kabinettssitzung in Jerusalem für die Militärhilfe sowie das US-Veto im UN-Sicherheitsrat gegen eine Feuerpause. Netanyahu führte nicht weiter aus, auf welche Waffenlieferungen er sich bezog.

An Israels Grenze zum Libanon ist es erneut zu gegenseitigen Angriffen gekommen. Nach libanesischen Medienberichten griff die israelische Artillerie Ziele im südlichen Libanon an. Videoaufnahmen zeigten schwere Explosionen. Im Norden Israels hatten am Morgen die Warnsirenen geheult. Der israelische Kan-Sender berichtete, ein "verdächtiges Flugobjekt" sei aus dem Libanon eingedrungen und von der israelischen Armee abgeschossen worden. Außerdem seien zwei Positionen auf der israelischen Seite vom Libanon aus angegriffen worden. Es gab auf beiden Seiten zunächst keine Angaben zu möglichen Opfern.

Der israelische Nationale Sicherheitsberater Zachi Hanegbi hatte am Samstagabend angedeutet, die Konfrontationen mit dem Libanon könnten sich nach dem Gaza-Krieg ausweiten. Israel werde es nicht länger dulden können, dass Hisbollah-Truppen sich nahe der Grenze aufhalten, sagte Hanegbi dem israelischen Fernsehen. Eine diplomatische Lösung sei vorzuziehen, sollte dies aber nicht gelingen, müsse Israel aktiv werden. "Wir müssen sicherstellen, dass die Lage im Norden sich ändert."

Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu hat internationale Aufrufe zur Beendigung des Gaza-Krieges zurückgewiesen. Dies sei unvereinbar mit dem Kriegsziel, die Terrororganisation Hamas zu vernichten, sagte er bei einer Kabinettssitzung. Er habe den Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Deutschlands und anderer Länder gesagt: "Sie können nicht einerseits die Eliminierung der Hamas unterstützen und uns andererseits dazu drängen, den Krieg zu beenden, was die Eliminierung der Hamas verhindern würde."

Israelische Armee treibt Kämpfe im Süden Gazas an

T. Aßmann, ARD Tel Aviv, B. Buck, NDR, tagesschau24, 10.12.2023 11:00 Uhr

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als zwei Monaten sind nach einem Zeitungsbericht sechs Palästinenser in israelischer Haft gestorben. Von der israelischen Gefängnisbehörde und der Armee gab es zunächst keine Reaktion auf den Bericht der Zeitung "Haaretz".

Das Blatt hatte geschrieben, vier Palästinenser seien in israelischen Gefängnissen und zwei in Militärhaft unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Mindestens zwei der Leichen sollen Anzeichen von Gewalteinwirkung aufgewiesen haben. Die israelische Gefängnisbehörde hatte in ihren regelmäßigen Mitteilungen über den Tod palästinensischer Häftlinge am 23. und 24. Oktober sowie am 13. und 18. November Angaben zu Todesfällen gemacht. Es hieß jeweils, die Umstände des Todes würden untersucht.

Palästinensische Organisationen, die Häftlinge unterstützen, bestätigten den Bericht von "Haaretz". Andere palästinensische Häftlinge hatten sich demnach über Gewalt gegen sie beschwert.

Der jordanische Außenminister Ayman Safadi wirft Israel vor, mit dem Krieg gegen die Hamas mit Tausenden zivilen Todesopfern eine systematische Politik der Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen zu betreiben. Auf einer Konferenz in Katars Hauptstadt Doha beschuldigte er Israel zudem, ein "Ausmaß an Hass" geschaffen zu haben, das "die Region heimsuchen" und "künftige Generationen bestimmen" werde.

Katars Ministerpräsident Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani warnte auf der Konferenz, es bestehe die Gefahr, dass eine ganze Generation im Nahen Osten durch den Krieg im Gazastreifen radikalisiert werde.

Katar will sich trotz ungünstiger Aussichten weiter um die Vermittlung einer neuen Waffenruhe im Gaza-Krieg bemühen. Zwar würden die Chancen schwinden, doch wolle Katar weiterhin Druck auf Israel und die Terrororganisation Hamas ausüben, um eine Feuerpause zu erreichen, sagte Ministerpräsident Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani. Die bisher von der Hamas freigelassenen Geiseln seien aufgrund von Verhandlungen und nicht aufgrund israelischer Militäreinsätze freigekommen, betonte er.

Die Umgebungen des europäischen Krankenhauses und des Al Amal-Krankenhauses im Süden des Gazastreifens sind nach Informationen des UN-Nothilfebüros OCHA wiederholt unter Beschuss gekommen. Dutzende Verletzte hätten deshalb die Notaufnahmen nicht erreichen können, berichtete OCHA.

Die beiden Krankenhäuser gehören zu zwölf, die im Süden des Kriegsgebiets noch teilweise arbeiten. Sie sind nach OCHA-Angaben völlig überfüllt. Zudem hielten sich auf dem Gelände des europäischen Gaza-Krankenhauses 70.000 Vertriebene auf, die dort Zuflucht gesucht haben.

Karte Gazastreifen mit den von der israelischen Armee kontrollierten Gebieten

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee

Außenministerin Annalena Baerbock sieht durch den Hunger in Gaza eine wachsende Gefahr für Terrorismus. "Wir sehen auf dramatische Art und Weise nicht nur das Leid, sondern der Hunger nährt auch weiteren Terrorismus", sagte die Grünen-Politikerin in Dubai bei einem Besuch eines Warenlagers, über das ein Großteil der Hilfe des Welternährungsprogramms für den Gazastreifen läuft.

"Deswegen ist es im zentralen Sicherheitsinteresse von Israel, dass die Menschen mit Lebensmitteln, mit Wasser, mit Medikamenten versorgt werden können", sagte Baerbock. Der Hunger nähre Hass und Terrorismus.

Annalena Baerbock, Außenministerin, mit Appell zur Lage in Gaza am Rande der Weltklimakonferenz in Dubai

tagesschau24, 10.12.2023 11:00 Uhr

Der Leiter des UN-Flüchtlingshilfswerks für die Palästinenser, Philippe Lazzarini, fordert eindringlich eine neue Waffenruhe für den Gazastreifen. Eine sofortige Waffenruhe sei nötig, um die "Hölle auf Erden" in dem dicht besiedelten Palästinenser-Gebiet zu beenden, sagte der UNRWA-Chef. Die humanitäre Lage dort sei "in jeder Hinsicht" schlimmer als er es je zuvor gesehen habe. Die Arbeit des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nation dort stehe kurz vor dem Zusammenbruch.

Zugleich kritisierte er das Verhalten zahlreicher Staaten: Eine Entmenschlichung der Palästinenser habe es der internationalen Gemeinschaft ermöglicht, die anhaltenden israelischen Angriffe im Gazastreifen zu ertragen, sagte Lazzarini.

Die israelische Armee hat ihr Bombardement von Zielen im Gazastreifen fortgesetzt. Am Samstag seien mehr als 250 Ziele am Boden, aus der Luft und vom Meer aus angegriffen worden, teilte die Armee mit. In den Stunden zuvor hätten die Truppen Waffenlager und Tunnel zerstört sowie gezielte Vorstöße auf Militäranlagen vorgenommen.

Kampfflugzeuge hätten zudem in der Nacht im Verbund mit Bodentruppen eine neben einer Moschee im Süden des Gazastreifens gelegene militärische Kommunikationsanlage der Terrororganisation Hamas getroffen.

Nach ihrer Freilassung aus der Gewalt der islamistischen Hamas haben Israelis die schlimmen Umstände ihrer Geiselhaft beschrieben. "Jeder Tag dort ist wie die Hölle", erzählte die 21-jährige Mia Regev in einem Video, das bei einer Solidaritätskundgebung für die im Gazastreifen verbliebenen Geiseln in Tel Aviv gezeigt wurde. Sie habe ständig "schreckliche Angst" gehabt und nachts kaum geschlafen.

Die 77-jährige Ofelia Roitman sagte, sie sei zu Beginn zwei Wochen allein gewesen und habe das Gefühl gehabt, verrückt zu werden. Sie habe das wenige Brot, das sie bekommen habe, rationiert. "Es hat mich an den Holocaust erinnert."

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) kann nach eigenen Angaben für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen fast keine humanitäre Hilfe mehr leisten. "Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte Martin Frick, Leiter des Berliner Büros des Programms. Seit Kriegsbeginn am 7. Oktober sind nach seinen Angaben insgesamt nur gut 1.800 Lastwagen in den Gazastreifen gelangt. "Zu Friedenszeiten waren das 10.000 pro Monat", sagte er.

Nun fehle im Gazastreifen seit Wochen alles Wesentliche, so Frick weiter: Lebensmittel, Wasser, Medikamente, medizinische Betreuung. "Es ist wirklich eine humanitäre Katastrophe, was sich da abspielt. Und wenn das so weitergeht, ist natürlich Hunger eine der größten Gefahren."

"Wasser, Nahrung - all das ist schwierig", Nadja Armbrust, ARD Tel Aviv, zu humanitärer Lage in Gaza

tagesschau24, 10.12.2023 09:00 Uhr

Die Zahl der Toten im Gazastreifen im Zuge des Krieges zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel soll auf mehr als 17.700 gestiegen sein. Das gab das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium bekannt. Bei etwa zwei Dritteln der Todesopfer handele es sich um Frauen und Kinder.

Eine französische Fregatte hat nach Armee-Angaben im Roten Meer zwei aus dem Jemen abgefeuerte Drohnen abgefangen. Die Drohen seien von der Küste aus in Richtung der "Languedoc" geflogen, teilte der französische Generalstab mit. Sie seien als Bedrohung eingeschätzt und zerstört worden. Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbsternannten "Achse des Widerstands". Dazu gehören auch weitere vom Iran unterstützte Gruppen wie die radikal-islamische Hamas und die schiitisch-islamistische Hisbollah-Miliz im Libanon.

Tim Aßmann, ARD Berlin, zzt. Tel Aviv, tagesschau, 10.12.2023 05:59 Uhr

Die israelische Armee hat den Tod von fünf weiteren Soldaten bekanntgegeben. Vier von ihnen seien bei Kämpfen im südlichen Gazastreifen getötet worden, schrieb das Militär auf der Plattform X. Ein fünfter sei an seinen Verletzungen gestorben, die er sich bei Kämpfen am 7. Oktober zugezogen habe - also am Tag des Terrorangriffs der militant-islamistischen Hamas.

Nordkoreas Vize-Außenminister für internationale Organisationen, Kim Son Gyong, hat die USA für das Blockieren der UN-Resolution für einen sofortigen humanitären Waffenstillstand im Gazastreifen kritisiert. "Dass die Vereinigten Staaten ihr Vetorecht missbrauchen, um einen Verbündeten zu schützen, der Zehntausende von Zivilisten massakriert hat, ist nicht nur Ausdruck einer illegalen und unangemessenen Doppelmoral, sondern auch der Gipfel des unmenschlichen Übels", sagte der Minister der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA zufolge.

Nach massivem öffentlichen Druck ist die Präsidentin der Universität Pennsylvania, Magill, zurückgetreten. Kanzler Scholz hat bei Israels Premier Netanyahu eine bessere Versorgung des Gazastreifens angemahnt. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 09. Dezember 2023 um 07:00 Uhr.