Ein Mobilfunkmast ist auf einem Haus im Gazastreifen zu sehen.
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Krieg in Nahost ++ Gaza erneut ohne Internet und Telefon ++

Stand: 14.12.2023 23:58 Uhr

Im Gazastreifen ist die Telekommunikation erneut komplett ausgefallen. Israelische Siedler, die Gewalt gegen Palästinenser ausüben, sollen nicht mehr nach Großbritannien einreisen dürfen. Die Entwicklungen vom Donnerstag zum Nachlesen.

  • Gazastreifen erneut ohne Internet und Telefon
  • Cameron: Einreiseverbot für gewalttätige Siedler in Großbritannien
  • Netanyahu: Israel wird "bis zum Sieg" weiterkämpfen
  • Palästinenser: mehrere Tote in Dschenin
  • Israels Militär: Hamas nutzt Zivilisten als menschliche Schutzschilde
14.12.2023 • 23:58 Uhr

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14.12.2023 • 23:58 Uhr

US-Sicherheitsberater trifft Abbas

Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, will während seines Aufenthalts im Nahen Osten auch den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas treffen. Das Gespräch sei für Freitag in Ramallah geplant, erfuhr die Nachrichtenagentur AP aus US-Regierungskreisen. Ebenfalls am Freitag soll Sullivan auch den israelischen Präsidenten Izchak Herzog treffen.

Zuvor hatte er mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu und dessen Verteidigungsminister Joav Gallant gesprochen. Gallant hatte zuvor erklärt, der Krieg gegen die Hamas werde noch Monate dauern.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat das Rote Kreuz aufgefordert, mehr Druck auszuüben, um Zugang zu Hamas-Geiseln im Gazastreifen zu erhalten. "Sie haben jede Möglichkeit, jedes Recht und jede Erwartung, öffentlichen Druck auf die Hamas auszuüben", sagte Netanyahu bei einem Treffen mit der Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Mirjana Spoljaric, in Tel Aviv. Dabei überreichte er ihr ein Paket mit Medikamenten und forderte das IKRK auf, "seine Aufgabe zu erfüllen und diese an die Geiseln in Gaza zu liefern".

14.12.2023 • 23:10 Uhr

Israel stockt Haushalt auf

Israel hat in einem Nachtragshaushalt für 2023 das Budget für den Krieg gegen die radikal-islamistische Hamas deutlich aufgestockt. Das Parlament verabschiedete zusätzliche Finanzmittel in Höhe von rund 30 Milliarden Schekel (etwa 7,4 Milliarden Euro) mit 59 Ja- zu 44 Nein-Stimmen. 17 Milliarden Schekel sind für die Kriegsführung vorgesehen, der Rest soll in die Unterstützung der vom Konflikt betroffenen Zivilbevölkerung fließen.

Das Westjordanland und der Gazastreifen müssen nach Darstellung der USA unter eine gemeinsame Regierung gebracht werden. Der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sagt dem israelischen Sender Channel 12, die Palästinenser-Regierung müsse dazu "umgestaltet und neu belebt" werden.

Die auch als Autonomiebehörde bekannte Regierung kontrolliert gegenwärtig das Westjordanland, während die radikal-islamistische Hamas im Gazastreifen herrscht.

Bei einer Protestveranstaltung von pro-palästinensischen Aktivisten an der Freien Universität Berlin kam es zu Rangeleien. Die von der Universitätsleitung herbeigerufene Polizei räumte den besetzten Hörsaal. Zwei Personen wurden laut Polizei leicht verletzt.

Die libanesische Terrororganisation Hisbollah hat nach Angaben des israelischen Militärs seit dem 7. Oktober Hunderte von Raketen auf Israel abgefeuert. Dabei sei eines von fünf Geschossen im Libanon selbst eingeschlagen, teilen die Streitkräfte Israels mit. Die vom Iran unterstützte schiitische Miliz im Libanon schade mit ihren Angriffen israelische und libanesische Zivilisten gleichermaßen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israels sephardischer Oberrabbiner Jitzchak Josef hat die israelischen Soldaten aufgerufen, die religiösen Gefühle von Angehörigen anderer Religionen nicht zu verletzen. Das meldet die Nachrichtenagentur KNA. Das gelte für das Betreten von Moscheen wie von Häusern von Palästinensern, betonte er laut Medienberichten in einem Brief an den Militär-Oberrabbiner Eyal Karim.

Josef bezog sich auf eine Reihe von Reihe von Vorfällen, bei denen Soldaten dabei gefilmt wurden, wie sie palästinensisches Eigentum im Gazastreifen und im Westjordanland entweiht hätten, Geschäfte zerstörten und über den Lautsprecher einer Moschee im Westjordanland Anwohner ansprachen. Das Volk Israel sei "ein tugendhaftes Volk und es benimmt sich nicht wie die Mörder, die gnadenlos massakrierten, plünderten, korrumpierten und alles entweihten, was uns heilig und teuer ist", so der Oberrabbiner.

Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, hat nach Angaben des Weißen Hauses mit der israelischen Führung über einen möglichen Übergang zu militärischen "Operationen geringerer Intensität" in Gaza gesprochen. Dies sei ein Thema für "irgendwann in der nahen Zukunft", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, in Washington. "Ich möchte mich nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt festlegen." Man wolle der radikal-islamistischen Hamas auch nicht mitteilen, was in den den kommenden Wochen oder Monaten auf sie zukommen werde.

Wie eine solche militärische Operation aussehen könnte, sagte Kirby nicht und verwies auf die israelische Regierung. Sullivan hatte bei seinem Besuch in Israel unter anderem Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant getroffen. Galant hatte die USA auf einen noch "mehr als ein paar Monate" dauernden Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen eingeschworen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat seinen US-Amtskollegen Joe Biden aufgefordert, sich für einen Waffenstillstand im Gazastreifen einzusetzen. Ein solcher könnte rasch möglich sein, wenn Washington seine bedingungslose Unterstützung für Israel aufgebe, wurde Erdogan in einer Erklärung des türkischen Kommunikationsdirektorats zitiert.

Während des heutigen Telefongesprächs mit Biden sagte Erdogan demnach auch, dass es die historische Verantwortung der Vereinigten Staaten sei, einen dauerhaften Waffenstillstand in der Region zu gewährleisten. "Die Verschärfung und Verlängerung der israelischen Angriffe kann negative regionale und globale Folgen haben", sagte Erdogan laut der Erklärung zu Biden.

Im Gazastreifen sind die Telekommunikationsdienste nach Angaben des Anbieters Paltel erneut ausgefallen. Alle Kommunikations- und Internetdienste seien wegen der "anhaltenden Aggression" vollständig eingestellt worden, schrieb das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen auf Facebook.

Seit Beginn des Kriegs sind die Kommunikationsnetze in dem abgeriegelten Küstengebiet mehrfach ausgefallen. Verbindungen nach außen waren dabei nur noch mit Satellitenhandys und mitunter von hohen Gebäuden im Süden des Gazastreifens mit israelischen Sim-Karten möglich.

Bei einem seit Dienstag andauernden israelischen Militäreinsatz in der Stadt Dschenin im Westjordanland sind palästinensischen Angaben zufolge drei weitere Menschen getötet worden. Bei zwei der Opfer handelt es sich um Jugendliche, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Ein 17-Jähriger starb demnach durch einen Schuss in die Brust. Die beiden anderen Palästinenser seien bei einem Drohnenangriff auf ein Haus ums Leben gekommen, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Insgesamt wurden bei dem israelischen Armeeeinsatz seit Dienstag demnach elf Menschen getötet.

Nach Angaben der israelischen Armee handelt es sich bei den "mehr als zehn" Toten um Terroristen. Das Militär habe zwei Terrorgruppen aus der Luft angegriffen, die Sprengsätze auf die israelischen Einsatzkräfte geschleudert und auf sie geschossen hätten. Sieben israelische Militärangehörige seien bei dem Einsatz verletzt worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Schtajjeh hat die US-Regierung aufgefordert, konkrete Schritte für eine Zweistaatenlösung im Nahost-Konflikt zu unternehmen. Schtajjeh sagte der Nachrichtenagentur AP, für die Vereinigten Staaten sei es Zeit, energischer mit Israel umzugehen. Gebraucht würden konkrete Maßnahme zur Umsetzung der Zweistaatenlösung, nicht nur der Glaube an eine solche Lösung.

Israels rechte Regierung ist gegen eine palästinensische Eigenstaatlichkeit. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu lehnt jegliche Rolle der international anerkannten Palästinensischen Autonomiebehörde im Gazastreifen ab. Die Autonomiebehörde, der auch Mohammed Schtajjeh angehört, hat ihren Sitz im Westjordanland.

Der Krieg zwischen Israel und der radikalIslamistischen Hamas wird nach Überzeugung des israelischen Verteidigungsministers "mehr als einige Monate" andauern. "Die Hamas ist eine Terrororganisation, die sich über ein Jahrzehnt hinweg aufgebaut hat, um Israel zu bekämpfen", sagte Verteidigungsminister Joav Gallant nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit dem Nationalen Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, in Tel Aviv. Die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas habe "Infrastrukturen unter und über der Erde errichtet", weswegen es nicht leicht sei, sie zu zerstören, sagte Gallant. Letzten Endes werde Israel jedoch gewinnen und die Hamas vernichten.

Sullivan war heute zu Gesprächen mit der israelischen Regierung nach Tel Aviv gereist. Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu veröffentlichte ein Foto, auf dem sich beide Männer die Hände schütteln. Weiter seien Gespräche mit Mitgliedern des israelischen Kriegskabinett geplant, hieß es im Onlinedienst X.

In Deutschland und den Niederlanden sind insgesamt vier mutmaßliche Mitglieder der radikalislamistischen Hamas festgenommen worden, die Anschläge geplant haben sollen. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe gab es drei Festnahmen in Berlin und eine in Rotterdam. Die Festgenommenen stehen demnach unter dem Verdacht, dass sie ein Waffendepot ausfindig machen und für Anschläge auf jüdische Einrichtungen bereithalten wollten.

In Dänemark festgenommene Terrorverdächtige haben nach Angaben des israelischen Auslandsgeheimdienstes Verbindungen zur Hamas. Sie hätten im Auftrag der Terrororganisation gehandelt, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unter Berufung auf den Auslandsgeheimdienst Mossad mit. Die Behörden hätten damit "einen Anschlag vereitelt, dessen Ziel es war, unschuldige Zivilisten auf europäischem Boden zu töten".

Den Angaben nach wurden insgesamt sieben Personen festgenommen. Der dänische Geheimdienst PET hatte am Donnerstag von drei Festnahmen im Land sowie einer weiteren in den Niederlanden gesprochen. Zu Hintergründen und einem möglichen Ziel des geplanten Anschlags äußerten sich die dänischen Behörden bislang nicht.

14.12.2023 • 16:03 Uhr

Gespräche über weitere Feuerpause

Vermittler im Gaza-Krieg sind nach Aussagen der islamistischen Hamas in "ernsthaften Gesprächen über eine Feuerpause". Ein hochrangiger Hamas-Funktionär sagte der Nachrichtenagentur dpa, es werde keinen Austausch von Geiseln und Gefangenen geben, bevor eine Waffenruhe in Kraft trete. Hamas-Chef Ismail Hanija hatte zuvor gesagt, er sei offen für Gespräche zu "allen Ideen oder Initiativen, die zur Beendigung der Aggressionen führen". Gemeint sind die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen als Reaktion auf einen brutalen Terrorüberfall der Hamas und anderer Extremisten auf Israel am 7. Oktober.

Die Hamas sei offen für Gespräche, die zu einem "politischen Weg führen könnten, der das Recht des palästinensischen Volkes auf einen unabhängigen Staat mit Jerusalem als Hauptstadt sichert", schrieb die Gruppierung auf ihrem Telegram-Kanal. Unter der Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA hatten sich Israel und die islamistische Hamas Ende November auf eine mehrtägige Feuerpause im Gaza-Krieg geeinigt, was zur Freilassung von Geiseln und zur Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen führte.

Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat die USA aufgefordert, UN-Resolutionen für eine Waffenruhe im Gazastreifen nicht erneut zu blockieren. "Wir erwarten, dass die Vereinigten Staaten die Entscheidungen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen nicht weiter behindern", sagte Fidan. Derzeit stünden nur die USA zwischen einer Waffenruhe und einem Massaker im Gazastreifen.

Der Minister kündigt an, er werde morgen als Teil einer gemeinsamen Delegation der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit nach Norwegen reisen, um auf eine Waffenruhe zu drängen. In Oslo werde er sich mit Vertretern aus Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, Island, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg treffen, sagte Fidan. Die Vereinigten Staaten hatten am Freitag eine Resolution mit der Forderung nach einer Waffenruhe im Gazastreifen mit ihrem Veto im Sicherheitsrat verhindert.

Während die Angehörigen der von der Terrorgruppe Hamas verschleppten Geiseln immer neuen Druck auf die israelische Regierung ausüben, sich um weitere Freilassungen zu bemühen, scheinen die Verhandlungen derzeit ausgesetzt. Israels Kriegskabinett habe das Angebot von Geheimdienst-Chef David Barnea, zu weiteren Verhandlungen über Geiselbefreiungen nach Katar zu reisen, abgelehnt, melden israelische Medien.

Die Familien der noch 138 festgehaltenen Geiseln äußerten sich "schockiert" über diese Ablehnung und forderten die Regierung zur sofortigen Rückkehr zu Verhandlungen auf, wie das Forum "Abducted and Missing Families" erklärte. Die Familien glaubten, dass jeden Abend Geiseln von Hamas-Terroristen ermordet würden.

Im Gazastreifen wird es nach UN-Angaben angesichts der Vielzahl an hungernden Menschen immer schwieriger, Hilfsgüter bis in die Notunterkünfte zu transportieren. "Die Menschen halten Hilfslieferungen an, nehmen die Lebensmittel und essen sie sofort", sagt der Leiter des Palästinenser-Hilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA), Philippe Lazzarini, in Genf.

Menschen sammelten sich zu diesem Zwecke vor den Unterkünften. "In den vergangenen Wochen hat sich der Hunger ausgebreitet, und wir treffen immer mehr Menschen, die seit ein, zwei oder drei Tagen nichts mehr gegessen haben", sagt Lazzarini.

Seit Beginn des Nahost-Krieges sind rund 135 Mitarbeiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge getötet worden. Keine zivile Einrichtung des Hilfswerks im umkämpften palästinensischen Gaza-Streifen biete Schutz und Sicherheit vor Angriffen, sagte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini n Genf.

Eine Rakete aus dem Rebellengebiet im Jemen hat ein Containerschiff in der Einfahrt in das Rote Meer verfehlt. Die Rakete schlug in der Straße von Bab el-Mandeb in der Nähe der "Maersk Gibraltar", einem Containerschiff unter der Flagge von Hongkong, ins Wasser ein, wie ein US-Vertreter sagte, der anonym bleiben wollte.

Das Schiff war auf dem Weg von Salah im Oman nach Dschidda in Saudi-Arabien und wurde nicht beschädigt. Zuvor hatte die britische Militärbehörde United Kingdom Maritime Trade Operations, die die Schifffahrtswege im Nahen Osten überwacht, eine Warnung für die Meerenge herausgegeben, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet.

Israels Militär bietet Augenzeugen zufolge Bewohnern des Gazastreifens Geld für Informationen zu Hamas-Führern. Demnach verteilt die Armee Flugblätter, auf denen sie unter anderem für Hinweise zum Chef der Islamistenorganisation im Gazastreifen, Jahia Sinwar, 400.000 US-Dollar bietet. Für dessen Bruder Mohammed Sinwar stellt das Militär demnach 300.000 US-Dollar, für Mohammed Deif, den Kommandeur des bewaffneten Hamas-Arms, den Kassam-Brigaden, 100.000 US-Dollar in Aussicht. Die Führungsspitze der islamistischen Palästinenserorganisation steht seit dem Massaker am 7. Oktober ganz oben auf der Abschussliste Israels.

Israels Armee hat nach eigenen Angaben Dutzende Terroristen rund um das Krankenhaus Kamal Aduan im Norden des Gazastreifens festgenommen. Das Militär veröffentlichte Aufnahmen, die bewaffnete palästinensische Männer zeigen, die mit erhobenen Händen das Krankenhaus verlassen. Auf Fotos und Videos waren mehrere Männer mit freiem Oberkörper zu sehen, die Waffen über den Kopf halten und diese sowie ihre Ausrüstung daraufhin niederlegen. Israelische Truppen hätten zuvor in Zusammenarbeit mit dem Inlandsgeheimdienst Schin Bet in den vergangenen Tagen ein von Hamas-Terroristen genutztes Gebäude in der Nähe des Krankenhauses ausfindig gemacht, hieß es in einer Mitteilung.

Das Militär fand bei dem Einsatz zudem Waffen. Die insgesamt rund 70 Männer hätten sich ergeben und seien nach den Festnahmen einer Geheimdiensteinheit der Armee sowie der israelischen Sicherheitsbehörde übergeben worden, hieß es weiter. Die Armeeangaben sind nicht unabhängig überprüfbar.

Seit Beginn des Nahost-Krieges im Oktober sind nach Angaben der Hisbollah-Miliz 100 ihrer Mitglieder an der libanesisch-israelischen Grenze getötet worden. Die Gruppe meldete am Donnerstag den Tod eines Kämpfers, mit dem die Zahl von 100 Getöteten erreicht wurde. Die Zusammenstöße verschärften sich in den vergangenen Wochen, blieben aber weitgehend auf wenige Grenzorte beschränkt.

Tausende Anwohner auf beiden Seiten der Grenze flohen aus der Region. Die libanesische Regierung, die Friedenstruppen der Vereinten Nationen und internationale Vermittler bemühen sich, ein Übergreifen des Krieges im Gazastreifen auf den benachbarten Libanon zu verhindern.

Israel und die Hisbollah hatten sich im Jahr 2006 einen einmonatigen Krieg geführt, der mit einem Patt endete. Israel betrachtet die Hisbollah als seine größte Bedrohung und schätzt, dass die vom Iran unterstützte Gruppe über etwa 150.000 Raketen verfügt, die auf Israel gerichtet sind.

Großbritanniens Außenminister David Cameron kündigt ein Einreiseverbot für israelische Siedler an, die Gewalt gegen Palästinenser ausüben. "Wir verbieten denjenigen, die für Siedlergewalt verantwortlich sind, die Einreise nach Großbritannien, um sicherzustellen, dass unser Land keine Heimat für Menschen sein kann, die diese einschüchternden Taten begehen", schreibt Cameron auf X. Der Außenbeauftragte der Europäischen Union (EU), Josep Borrell, sagte Anfang der Woche, er werde ähnliche Sanktionen auf EU-Ebene vorschlagen.

Eine Gruppe von EU-Staaten setzt sich beim Gipfeltreffen in Brüssel für eine kritischere Haltung gegenüber Israel im Nahostkonflikt ein. "Wir werden darauf drängen, dass der Gipfel eine stärkere Sprache zum Gazastreifen findet", sagte Irlands Ministerpräsident Leo Varadkar. Es brauche eine "klare Botschaft, dass das unnötige Töten von Zivilisten aufhören muss", sagte sein belgischer Amtskollege Alexander De Croo.

Israels Armee hat eine vierstündige "taktische" Kampfpause in einem Viertel in Rafah im Süden des Gazastreifens verkündet. Diese Pause aus humanitären Gründen solle dazu dienen, der Zivilbevölkerung die Möglichkeit zu geben, Vorräte wie Nahrungsmittel und Wasser aufzufüllen, teilte die für Kontakte mit den Palästinensern zuständige israelische Cogat-Behörde auf X (ehemals Twitter) mit.

Die Kampfpause beschränkt sich demnach auf das Al-Salam-Viertel in der Stadt mit einem Grenzübergang zu Ägypten, über den die Transporte von Hilfsgütern für die notleidende Zivilbevölkerung transportiert werden. Sie soll bis 14.00 Uhr (13.00 Uhr MEZ) anhalten.

Die israelische Botschafterin im Vereinigten Königreich, Tzipi Hotovely, schließt eine Zweistaatenlösung im Anschluss an den Krieg gegen die Hamas aus. In einem Interview mit dem britischen Nachrichtensender Sky News sagte sie auf mehrfache Nachfrage, eine Zweistaatenlösung komme "absolut nicht" infrage für die Zeit nach dem Nahost-Krieg.

"Es ist Zeit, dass die Welt begreift, dass das Oslo-Paradigma am 7. Oktober gescheitert ist", sagte die ultrarechte Ex-Politikerin, die bereits mehrere Kabinettsposten in ihrer Heimat bekleidete. Der Osloer Friedensprozess sei gescheitert, weil die Palästinenser nie einen eigenen Staat an der Seite Israels gewollt hätten, sondern einen, der das Staatsgebiet Israels umfasse, so Hotovely weiter.

Der israelische Minister für soziale Gleichheit, Amichai Chikli, von der Regierungspartei Likud schloss sogar die Errichtung von israelischen Siedlungen im Gazastreifen nicht aus. Das sagte der rechte Politiker angesprochen auf die Zukunft des abgeriegelten Küstenstreifens nach dem Krieg im Gespräch mit der israelischen Nachrichtenseite ynet. Die Palästinensische Autonomiebehörde solle nach dem Krieg nicht an der Verwaltung von Gaza beteiligt sein.

Alle Nachkriegspläne für den Gazastreifen, die nicht die Hamas einbeziehen, sind nach Auffassung des Chefs der islamistischen Terrorgruppe eine "Illusion" und eine "Fata Morgana". Das sagte Ismail Hanija in einer Ansprache, wie es auf dem Telegram-Channel der Hamas am Mittwochabend hieß. Hanija bestätigte demnach weiterhin, er sei offen für Gespräche zu "allen Ideen oder Initiativen, die zur Beendigung der Aggressionen führen". Gemeint sind die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen.

Die Hamas sei außerdem offen für Gespräche, die zu einem "politischen Weg führen könnten, der das Recht des palästinensischen Volkes auf einen unabhängigen Staat mit Jerusalem als Hauptstadt sichert".

Bei einem israelischen Militäreinsatz in der Nacht sind in Dschenin im Westjordanland nach palästinensischen Angaben zwei Menschen getötet worden. Sie seien bei einem Drohnenangriff auf ein Haus in der Stadt getroffen worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit. Ein dritter Mensch erlag demnach wenig später seinen schweren Verletzungen. Unter den Toten war auch ein Minderjähriger. Von der israelischen Armee gab es zu dem Vorfall zunächst keine Informationen. Der Militäreinsatz des israelischen Militärs läuft nach palästinensischen Angaben bereits seit Dienstag. Insgesamt seien dabei nunmehr zehn Menschen getötet sowie mehrere Menschen verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium weiter mit.

Seit den Massakern der militant-islamistischen Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober hat sich die Sicherheitslage auch im Westjordanland massiv verschlechtert. Vor allem in den Städten Dschenin und Nablus, die von der palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet werden und als Hochburgen von Terrorgruppen gelten, finden regelmäßig Razzien des israelischen Militärs statt. Dabei kommt es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen.

Nach Berichten von der radikal-Islamistischen Hamas nahestehenden Medien sind bei einem israelischen Angriff auf zwei Häuser im Zentrum der Stadt Rafah im Gazastreifen 24 Menschen gestorben. Es gab zunächst keine Bestätigung der palästinensischen Behörden. In Rafah im südlichen Gazastreifen befindet sich der einzige Grenzübergang nach Ägypten.

Karte Gazastreifen mit den von der israelischen Armee kontrollierten Gebieten

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Von der israelischen Armee kontrollierte Gebiete.

Im Nahost-Krieg sind seit Anfang Oktober laut einer Zählung von Menschenrechtlern mindestens 17 Journalisten wegen ihrer Arbeit ums Leben gekommen, die meisten davon in Gaza. Das berichtete die Organisation Reporter ohne Grenzen in ihrer jüngsten Jahresbilanz der Pressefreiheit. Mit Blick auf Gaza sprach Reporter ohne Grenzen von einer "erschreckend hohen Zahl". "Mindestens 17 Medienschaffende wurden seit dem 7. Oktober in den Palästinensischen Gebieten - dort ausschließlich im Gazastreifen (13) -, in Israel (1) und im Libanon (3) im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet."

Weltweit seien im laufenden Jahr bereits 45 Medienschaffende im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit getötet worden - 23 davon in Kriegsgebieten. Im Vorjahr belief sich die Zahl der in Kriegsgebieten Getöteten auf 20, so der Bericht.

Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat inmitten wachsender internationaler Kritik am Vorgehen im Gazastreifen bekräftigt, sein Land werde "bis zum Sieg" über die Hamas weiterkämpfen. "Nichts wird uns stoppen", sagte Netanyahu in einer Videobotschaft. Er sage dies auch angesichts des "internationalen Drucks", fügte er hinzu: "Wir machen bis zum Ende weiter, bis zum Sieg, nichts weniger als das." Außenminister Eli Cohen bekräftigte, Israel werde den Krieg gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas "mit oder ohne internationale Unterstützung" fortsetzen.

Die UN-Vollversammlung hatte am vergangenen Dienstag mit großer Mehrheit eine nicht bindende Resolution für eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen verabschiedet.

Die israelische Luftwaffe setzte in der Nacht ihre Luftangriffe auf den Gazastreifen fort. 

"Das könnte dort noch sehr lange dauern", Tim Aßmann, ARD Tel Aviv, zu Kriegs-Lage in Nahost

tagesschau24, 14.12.2023 09:00 Uhr

Der Terrorangriff der Hamas hat das Misstrauen zwischen Israelis und Palästinensern verschärft. So sehr, dass letztere auf israelischem Gebiet kaum noch Jobs bekommen - obwohl dort die Wirtschaft am Boden liegt.

Angesichts der wachsenden Kritik an den zahlreichen zivilen Opfern der Militäroffensive im Gazastreifen haben die israelischen Streitkräfte der militant-islamistischen Hamas erneut vorgeworfen, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. "Unsere Truppen haben große Waffendepots und Tunnel in mehreren Schulen gefunden. Sie haben sogar versteckt in einem Teddy-Bären ein Scharfschützengewehr entdeckt", sagte Militärsprecherin Keren Hajioff. "In einer Moschee haben wir ein Gelände für das Trainieren mit Schusswaffen ausfindig gemacht."

Die militant-islamistische Hamas feuert nach Angaben der israelischen Streitkräfte weiterhin Raketen aus der von Angriffen ausgenommenen "humanitären Zone" im Gazastreifen ab. Seit der Einrichtung der Schutzzone für Zivilisten am 18. Oktober seien aus dem Gebiet rund um die Ortschaft Al-Mawasi an der Mittelmeerküste 116 Raketen auf Israel abgeschossen worden, teilte das Militär mit. 38 Geschosse seien innerhalb des Gazastreifens eingeschlagen.

"Die Hamas nutzt die humanitäre Zone weiterhin, um terroristische Aktivitäten auszuüben und bringt damit das Leben von Zivilisten im Gazastreifen und in Israel in Gefahr", hieß es in der Mitteilung der Streitkräfte weiter.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Ein großes Trümmerteil einer von Israels Luftabwehr abgefangenen Rakete aus dem Gazastreifen ist in einen Supermarkt der Küstenstadt Aschdod gestürzt. Auf den Bildern einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie das etwa zwei Meter lange Metallrohr die Decke des Gebäudes durchschlägt und zusammen mit Dachtrümmern in die Auslagen stürzt. Zum Glück sei niemand verletzt worden, weil Kunden und Angestellte des Geschäfts in die Schutzräume gegangen seien, schrieb der Leiter des Supermarktes auf der Plattform X.

Aschdod liegt rund 30 Kilometer nordöstlich des Gazastreifens. Die israelische Regierung gibt die Zahl der seit dem Hamas-Überfall am 7. Oktober auf Israel abgeschossenen Raketen mit mehr als 12.000 an. Die meisten wurden von der Raketenabwehr Iron Dome (Eisenkuppel) noch in der Luft zerstört.

Die Webseite des israelischen Militärs ist am Mittwoch kurzzeitig von einer propalästinensischen Gruppe gehackt worden. Auf der Hauptseite erschien ein knapp gehaltener Brief einer Gruppe oder Einzelperson namens "Anonymous Jo", in dem diese mit weiteren Attacken drohte. Die "Arroganz und Ungerechtigkeit" der Streitkräfte Israels "gegenüber unserem Volk in Gaza wird euch nur schaden, durch Terror, Tötungen und Krieg, ob zu Land, in der Luft oder elektronisch", hieß es. Zudem wurde im Schreiben zur Befreiung Palästinas aufgerufen.

Angehörige der acht in den Gazastreifen verschleppten US-Bürger wurden von US-Präsident Biden im Weißen Haus empfangen. Deutschland nimmt seine Entwicklungszusammenarbeit mit den Palästinensischen Gebieten wieder auf.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 14. Dezember 2023 um 09:00 Uhr.