Jafar Panahi

Filmfestival von Cannes Goldene Palme für Jafar Panahi

Stand: 24.05.2025 20:37 Uhr

Rache, Zweifel, Gewalt: In "Un Simple Accident" verarbeitet Jafar Panahi eigene Erfahrungen mit dem iranischen Regime. Sein Werk erhielt in Cannes die Goldene Palme. Den Preis der Jury bekam die deutsche Regisseurin Mascha Schilinski.

Die Goldene Palme der Filmfestspiele Cannes geht an den iranischen Regisseur Jafar Panahi für seinen Film "Un Simple Accident". Das gab die Jury bekannt.

Der Film handelt von einer Gruppe ehemaliger Gefangener, die ungeplant den Agenten entführen, der sie mutmaßlich in einem iranischen Gefängnis gefoltert hat. Eines der Folteropfer sieht den Geheimagenten zufällig wieder und kidnappt ihn in seinem Bus mit dem Ziel, sich zu rächen und ihn umzubringen. Dann kommen dem Mann allerdings Zweifel. Er sucht eine Reihe anderer Folteropfer auf. Gemeinsam versuchen sie zu verifizieren, dass es ganz sicher der Mann ist, dessen Opfer sie wurden.

Daraus entwickelt sich eine Art chaotischer Roadtrip, auf dem die Gruppe in hitzige Diskussionen darüber gerät, was eine angemessene Form der Rache ist. Öfter geht es um die zutiefst gewaltvollen Erfahrungen, die die Beteiligten in Gefangenschaft gemacht haben.

Für seinen Film ließ Panahi sich von seinen eigenen Haftaufenthalten im Iran inspirieren. Der Regisseur war selbst mehrfach wegen seiner Arbeit im Gefängnis. Mit früheren Filmen hatte er bereits die Hauptpreise des Filmfests Venedig und der Berlinale gewonnen.

Preis der Jury geht an deutsche Regisseurin

Die Berlinerin Mascha Schilinski wurde für ihren Film "In die Sonne schauen" mit dem Preis der Jury ausgezeichnet. Der Film spielt auf einem abgelegenen Hof in der ostdeutschen Altmark, auf dem sich die Lebensgeschichten von vier Frauen verschiedener Generationen kreuzen. "Wir wollten herausfinden, wie Traumata über Generationen hinweg unsere Körper prägen", sagte Schilinski. Die 41-Jährige teilt sich die Auszeichnung mit Oliver Laxe für den Film "Sirât".

Mascha Schilinski

Für einen Film über die Lebensgeschichte von vier Frauen erhielt Mascha Schilinksi den Preis der Jury.

Der Große Preis der Jury, nach der Goldenen Palme die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals, ging an "Sentimental Value" des norwegischen Regisseurs Joachim Trier.

Die Preise wurden von einer internationalen Jury unter dem Vorsitz der französischen Schauspielerin Juliette Binoche vergeben. Moderiert wurd die Preisverleihung von dem französischen Schauspieler Laurent Lafitte.

Geplanter Ablauf trotz Stromausfall

Die Veranstaltung fand wie geplant statt, nachdem es in Cannes am Samstag vorübergehend einen größeren Stromausfall gegeben hatte. Örtliche Behörden hatten ein Feuer in einer Umspannstation und Beschädigungen an einem Hochspannungsmast gemeldet. 160.000 Haushalte seien laut Stromnetzbetreiber RTE in der Stadt und in umliegenden Kommunen betroffen gewesen. Der Festivalpalast hat eine eigene, unabhängige Stromversorgung. Der Betrieb lief daher größtenteils normal weiter. Wenige Stunden vor der großen Abschluss-Gala in Cannes war die Stromversorgung zudem wieder hergestellt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 24. Mai 2025 um 20:00 Uhr.