Donald Trump zeigt beim Besuch des südafrikanischen Präsidenten Ramaphosa Bilder im Oval Office
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Trump und Südafrika Inszenierte Provokation und kalkulierte Ablenkung

Stand: 22.05.2025 06:29 Uhr

In Washington geriet Südafrikas Präsident Ramaphosa in einen diplomatischen Hinterhalt. Denn wie so oft ging es Trump nicht um sein Gegenüber, sondern um die eigene Wählerschaft.

Es war ein diplomatischer Hinterhalt, in den Cyril Ramapohsa in Washington geraten ist. Der Präsident von Südafrika war zwar glänzend vorbereitet, auf den offensichtlich vorher geplanten Themenwechsel im Weißen Haus, hin zum Verschwörungsmythos eines angeblichen Massenmords an weißen Landbesitzern in Südafrika.

Doch wie bei so vielen Provokationen und kalkulierten Tabubrüchen des US-Präsidenten ist das eigentliche Publikum seiner Inszenierung nicht sein Gegenüber - sondern seine Wählerschaft. Hier sind es jene, die sich von gesellschaftlichen Veränderungen und Debatten über Rassismus und Minderheitenrechte in den USA abgehängt fühlen. Und das geht vielen Menschen hier so, zumeist ärmeren Weißen in ländlichen Gebieten, die sich vor allem selbst als Opfer empfinden und zum größten Teil Trump gewählt haben.

Große Gesten zur Ablenkung

Wer sich in den USA ungerecht behandelt fühlt und wird, kann von Donald Trump zwar keine echte Veränderung erwarten, dafür eine große Show und starke Emotionen. Trump agiert wie ein Bühnenzauberer, der mit seinen Händen große Gesten vollführt, um die Aufmerksamkeit seines Publikums davon abzulenken, was er tatsächlich gerade in seinem Ärmel verschwinden lässt.

In diesem Fall eine ganze Boeing 747 aus Katar sowie die größte Kürzung von Sozialleistungen in der jüngeren Geschichte dieses Landes. Über die diskutiert der Kongress in Washington gerade kontrovers. Aber bevor das ultrarechte und häufig ultraarme Milieu in den USA mitbekommt, was ihr Präsident da gerade mit ihrer Krankenversicherung anstellt, erzählt der ihnen lieber das Märchen vom Völkermord am anderen Ende der Welt.

Sich auf diesen Moment im Weißen Haus vorzubereiten war für Cyril Ramaphosa nicht weiter schwer. Denn der US-Regierungsberater und in Südafrika geborene Elon Musk verbreitet diesen Unsinn ja bereits seit Monaten auf seiner eigenen Onlineplattform. Doch selbst die eleganteste Replik hätte dem Präsidenten von Südafrika nichts genützt. Denn dass sich Donald Trump weder für statistische Wahrheiten interessiert, noch für Minderheitenschutz oder Flüchtlingsrechte, daran lässt seine aktuelle Politik keinen Zweifel.

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