Eine Polizistin bei einer Grenzkontrolle in Brandenburg

Zahlen für November Weniger unerlaubte Einreisen

Stand: 07.12.2023 07:26 Uhr

Im vergangenen Monat ist die Zahl der illegalen Einreisen nach Deutschland stark gesunken - von 18.384 im Oktober auf 4.353 im November. Das zeigen Zahlen der Bundesregierung. Die Grenzkontrollen sind aber wohl nicht der Hauptgrund dafür.

Die Zahl der unerlaubten Einreisen nach Deutschland ist im November im Vergleich zum Vormonat stark zurückgegangen. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Abgeordneten Clara Bünger (Linke) hervorgeht, stellte die Bundespolizei vom 1. bis zum 23. November an den Landesgrenzen insgesamt 4.353 unerlaubte Einreisen fest und ordnete 2.299 Zurückweisungen an.

Im Monat Oktober waren an den deutschen Landesgrenzen 18.384 unerlaubte Einreisen gezählt worden - davon der Großteil in der ersten Monatshälfte.

Auch der Vergleich zu den Monaten der Vorjahre verdeutlicht die niedrigen Zahlen: Im November 2021 hatte die Bundespolizei an allen Grenzen 7.543 unerlaubte Einreisen festgestellt, im November vergangenen Jahres waren es 12.538 unerlaubte Einreisen gewesen.

Herkunftsländer: Türkei, Syrien, Afghanistan

Einen erheblichen Rückgang gab es in den ersten Novemberwochen den Angaben zufolge nicht nur an den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz, wo es seit dem 16. Oktober feste Grenzkontrollen gibt, sondern auch an der Grenze zu Österreich. Dort waren solche stationären Kontrollen bereits im Herbst 2015 angeordnet und seither immer wieder verlängert worden.

Laut vorläufigen Zahlen der Bundespolizei wurden an der deutsch-österreichischen Grenze zwischen dem 1. und dem 23. November 921 unerlaubt eingereiste Menschen festgestellt und 493 Zurückweisungen angeordnet. Im Monat davor waren dort noch mehr als 6.921 unerlaubt Eingereiste angetroffen worden.

Die wichtigsten Herkunftsländer waren die Türkei, Syrien, Afghanistan und Marokko.

Polizei: Grenzkontrollen nicht Ursache für Rückgang

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vermutet allerdings, dass der starke Rückgang in den vergangenen Wochen nur zu einem geringen Teil auf die von Bundesinnenministerin Nancy Faeser Mitte Oktober angeordneten Grenzkontrollen zurückzuführen ist. Sie sieht eher einen gewissen "Dominoeffekt", also dass Anrainerstaaten und deren Nachbarn in der Folge ihren eigenen Grenzschutz verstärkt haben. Andreas Roßkopf, bei der GdP zuständig für Bundespolizei und Zoll, merkt an, dass Österreich und die Slowakei zuletzt ihre Grenzkontrollen zu Ungarn intensiviert hätten.

Er führt den Rückgang der festgestellten unerlaubten Einreisen zudem auf einen vorübergehenden Sondereffekt zurück. "Unseren Erkenntnissen nach haben sich rivalisierende Schleuserorganisationen eine heftige Auseinandersetzung geliefert. Somit sind auch hier viele Migranten zunächst nicht weiter geschleust worden." Dass die verschiedenen Netzwerke bald versuchen werden, neue Wege zu finden, um Menschen gegen Geld nach Deutschland zu bringen, sei allerdings zu erwarten.

Union für mehr Abschiebungen

Der "Dominoeffekt" bei den Grenzkontrollen sei jedoch durchaus erwünscht, sagt der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm. Er bezeichnet die Grenzkontrollen - ebenso wie Faeser - daher als erfolgreich. Der CDU-Politiker betont jedoch auch: "Grenzkontrollen sind kein Allheilmittel." Deutschland müsse auch bei der Rückführung abgelehnter Asylbewerber besser werden. Um falsche Anreize zu vermeiden, sollten Ausländer, die in einem anderen EU-Staat bereits einen Asylantrag gestellt haben, seiner Meinung nach in Zukunft nur noch ein Übergangsgeld erhalten "und die Reisekosten, damit sie in dieses Land zurückkehren".

Linken-Politikerin Bünger sieht die Polizeipräsenz an den Außengrenzen dagegen kritisch: "Grenzkontrollen verhindern nicht, dass Menschen Asyl brauchen, sie machen die Fluchtwege nur noch gefährlicher", sagte sie. Dass Schutzsuchende nun bei Minusgraden und Schneechaos auf andere Routen ausweichen müssten, sei schon aus humanitären Gründen untragbar.

Werden Grenzkontrollen verlängert?

Grenzkontrollen sind innerhalb des Schengen-Raums eigentlich nicht vorgesehen und müssen in Brüssel gemeldet werden. Handelt es sich um einen kurzen Zeitraum, kann dies mit kurzer Frist getan werden. Diese Möglichkeit endet allerdings nach zwei Monaten, im Falle Deutschlands am 15. Dezember. Beobachter erwarten jedoch - nicht zuletzt weil Bundeskanzler Olaf Scholz dies im Bundestag so angekündigt hat -, dass Faeser zumindest an den Grenzen zu Polen und Tschechien auch längerfristig an den Kontrollen festhalten und die EU-Kommission darüber bald informieren wird.

Bünger plädiert hier - so wie auch mehrere Abgeordnete der Grünen - für eine Umkehr. Dass stationäre Kontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze inzwischen zu einem Dauerzustand geworden seien, verstoße gegen EU-Recht und müsse beendet werden - anstatt diese Praxis auf weitere Grenzabschnitte auszuweiten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. Dezember 2023 um 09:26 Uhr.