Wartende Reisende im Bahnhof Hannover

Sturmtief "Ylenia" Bahn stellt Fernverkehr teilweise ein

Stand: 17.02.2022 07:24 Uhr

Die Bahn hat wegen des Sturmtiefs "Ylenia" den Fernverkehr in mehreren Bundesländern eingestellt. Betroffen sind Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg. An der Nordsee gab es Sturmfluten.

Das Sturmtief "Ylenia" hat zunächst vor allem den Norden und Osten Deutschlands getroffen. In mehreren Bundesländern sorgte es laut der Deutschen Bahn für einen kompletten Ausfall des Zug-Fernverkehrs. Dieser wurde in Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg eingestellt. Auswirkungen gebe es auch in anderen Bundesländern.

"Fahrgäste müssen bundesweit mit Einschränkungen rechnen", Achim Stauß, Deutsche Bahn

tagesschau24 11:00 Uhr

Die Deutsche Bahn arbeitet daran, Störungen zu beseitigen. Bahnreisenden steht für Informationen die kostenlose Hotline unter 08000 99 66 33 zur Verfügung.

Die Lufthansa strich vorsorglich 20 Flüge, wie das Unternehmen in der Nacht auf Anfrage mitteilte. Reisenden wurde empfohlen, sich auf der Website der Airline über den Status ihres Fluges zu informieren. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt sind nach Betreiberangaben Verbindungen mit Berlin, Hamburg und München betroffen.

Die Feuerwehren und Polizeileitstellen berichteten am frühen Morgen von zahlreichen Einsätzen, größere Schäden blieben voerst aber aus. Zuvor hatte der Deutsche Wetterdienst für Mittwochabend bis Donnerstagabend Unwetterwarnungen hauptsächlich für die nördliche Hälfte des Landes herausgegeben.

Sturmflut überschwemmt erneut Hamburger Fischmarkt

Der Hamburger Fischmarkt wurde am Morgen erneut überflutet. "Am Pegel St. Pauli wurde gegen 5.00 Uhr ein Wert von 1,98 Meter über dem mittleren Hochwasser (MHW) gemessen", sagte ein Sprecher des Sturmflutwarndienstes des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. An der Nordseeküste spricht das BSH ab 1,5 Meter über MHW von einer Sturmflut. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen.

An der schleswig-holsteinischen Nordseeküste gab es in einigen Orten eine Sturmflut - in Husum etwa wurde ein Pegelstand von 1,64 Meter über dem mittleren Hochwasser gemessen. An vielen anderen Pegeln blieben die Wasserstände allerdings unter dem Wert einer Sturmflut. So fehlten in Dagebüll drei Zentimeter für eine Sturmflut (1,47 Meter über MHW) und auch in Büsum blieb der Wert mit 1,45 Meter knapp unter einer Sturmflut. In Hörnum auf Sylt wurden nur 1,35 Meter über dem mittleren Hochwasser gemessen.

Wie vom BSH erwartet, kam es an der niedersächsischen Nordseeküste nicht zu einer Sturmflut. Es wurde allerdings mit Pegelständen von etwa 1 Meter höher als das mittlere Hochwasser (MHW) gerechnet. Auf Borkum lagen die Wasserstände nach Angaben eines BSH-Sprechers mit etwa 84 Zentimeter über dem mittleren Hochwasser darunter. Auf Norderney stieg das Wasser demnach auf 1,01 Meter über MWH. In Emden wurden Werte von 1,15 Metern erreicht, in Wilhelmshaven von 1,09 und in Cuxhaven von 1,35 Metern.

Auch für das Mittags- beziehungsweise Nachmittagshochwasser warnte das BSH vor erhöhten Wasserständen. Im Hamburger Elbgebiet können es dann wieder 1,5 bis 2 Meter über dem mittleren Hochwasser werden. An der ostfriesischen Küste könnte das Hochwasser etwa 1 Meter höher als das mittlere Hochwasser werden, an der schleswig-holsteinischen Küste und im Weser- und Elbegebiet bis zu 1,5 Meter.

Ausnahmezustand in Berlin

Die Feuerwehr Berlin rief am frühen Morgen wegen des Sturmtiefs "Ylenia" den Ausnahmezustand aus. Seit 2.00 Uhr sei ein starker Anstieg an wetterbedingten Einsätzen zu verzeichnen. Mehrere Freiwillige Feuerwehren seien in den Dienst gerufen worden, um die Berufsfeuerwehr zu unterstützen. In Lichterfelde seien beispielsweise drei Bäume auf mehrere parkende Autos gefallen und auch ein Lichtmast sei mitgerissen worden. Meldungen von Verletzten lagen aus Berlin zunächst nicht vor.

Eine Corona-Teststation in Kleve am Niederrhein hielt dem Sturm am Abend nicht stand. Der Wind zerstörte das Zelt des Drive-in-Testzentrums in Nordrhein-Westfalen, wie die Feuerwehr mitteilte. Verletzt wurde nach Feuerwehrangaben niemand.

Böen von bis zu 152 km/h auf dem Brocken

Auf dem exponiert liegendem Brocken im Harz wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zwischen 00.30 und 1.00 Uhr durchschnittliche Windgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern gemessen. Die Windspitze in dem Zeitraum lag hier bei 152 Kilometern pro Stunde. Auch in anderen Teilen Deutschlands gab es in exponierten Lagen wie Bergspitzen zum Teil Orkanböen und orkanartige Böen: So wurden im oben genannten Zeitraum auf dem Feldberg im Schwarzwald Windgeschwindigkeiten von durchschnittlich 87 km/h gemessen, in Spitzen 125 km/h. Schwere Sturmböen gab es beispielsweise am Kap Arkona auf Rügen (77 km/h, 105 Spitze) und am Leuchtturm Kiel (79 km/h, 101 km/h in der Spitze).

In Nordrhein-Westfalen sagte Landesschulministerin Yvonne Gebauer (FDP) den Unterricht für Donnerstag ab. Auch in mehreren Regionen Niedersachsens oder etwa Bayerns dürfen Schülerinnen und Schüler am Donnerstag wegen der Wetter-Gefahren zu Hause bleiben.

Freitag wartet bereits das nächste Orkantief

Ab Donnerstagnachmittag lässt der Wind von Tief "Ylenia" laut DWD zwar langsam nach. Die Verschnaufpause dürfte jedoch nur kurz sein. Bereits für Freitagmittag wird das nächste Orkantief - "Zeynep" genannt - von den Britischen Inseln kommend erwartet. Laut DWD wird wahrscheinlich wieder vor allem die nördliche Hälfte betroffen sein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete am 17. Februar 2022 die tagesschau und Deutschlandfunk in den Nachrichten um 08:00 Uhr.