Landesgartenschau 2027 Wettbewerb in Wittenberg: Spielplatz bauen per Minecraft

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• 'Über das Spiel Minecraft sucht die Lutherstadt Wittenberg Ideen für einen neuen Spielplatz.
• Kinder und Jugendliche können in einer Pixel-Vorlage ihre Vorschläge einbauen.
• Die Stadt hofft, dass viele Ideen umgesetzt werden können.

Der Jugendclub Techna liegt etwas versteckt zwischen Wittenberger Stadthalle und Hundertwasserschule. Ein unscheinbarer Zweckbau, der von der Volkssolidarität betrieben wird. Doch wird die Tür zum Jugendclub geöffnet, ist sofort eine Geräuschkulisse zu hören: Stimmengewirr von Kindern und Jugendlichen.

Der 15-jährige Luick sitzt am Computer und ist gerade dabei, in der Minecraft-Welt einen Spielplatz zu entwerfen, seinen Spielplatz. "Ich bin noch nicht sehr weit, habe aber schon Ideen, wie er aussehen könnte. Bei Minecraft habe ich meine besondere Bauweise, mal sehen, was kommt. Es gibt tausende Clips im Internet, mit denen du kreative Sachen machen kannst. Minecraft ist perfekt dafür", erzählt Luick.

In der virtuellen Minecraft-Umgebung ist eine Fläche vorgegeben, in der der Spielplatz entworfen werden kann. Bildrechte: Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt

Wie solch ein Spielplatz aussehen könnte, ist am Nachbartisch schon zu sehen. Der 13-jährige Erik hat sich einen ganzen Tag in der dreidimensionalen Welt getummelt, die würfel-artigen Blöcke angeordnet und damit Bauwerke geschaffen. "Das Trampolin war schwer, alles andere war einfach", sagt der Junge, ohne vom Bildschirm aufzublicken. Seine Finger tippen unermüdlich auf der Tastatur umher. Sein virtueller Spielplatz erinnert an ein Piratenschiff. Außerdem gibt es eine steile Rutsche sowie Pavillons für Kinder und Erwachsene. Auch Mülleimer und Sträucher hat er nicht vergessen.

Praktisch ist auch Collin veranlagt, der überdachte Sitzbänke entworfen hat, dazu kommen diverse Klettergerüste und Schaukeln. Gini, ein 19-jähriges Mädchen, das viel lacht und als Praktikantin im Wittenberger Techna-Club arbeitet, unterstützt die Minecraft-Baumeister. "Früher habe ich gern Minecraft gespielt, weil du da deiner Kreativität freien Lauf lassen kannst. Die Jungs hier haben richtig gute Sachen entworfen. Ich hoffe, dass davon irgendwas umgesetzt wird."

Das hat Tobias Thiel von der evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt auf jeden Fall vor. Der Studienleiter gibt zu, von Minecraft keine Ahnung zu haben. Er findet das Spiel sogar etwas befremdlich. Dennoch hat er die Bau-Challenge für eine Fläche im Westen der Wittenberger Kuh-Lache ausgerufen.

Sie trägt den Titel "Dein neuer Lieblingsplatz an der Elbe". Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Alter von sechs bis 27 Jahren können Vorschläge einreichen, die dann als Blaupause für einen echten Entwurf dienen sollen. "Ich bin auf die Idee gekommen", erzählt Thiel, "weil Minecraft extrem beliebt ist." 17 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen würden es regelmäßig spielen. Außerdem funktioniere es wie ein digitaler Lego-Baukasten. Alles soll so real wie möglich ablaufen. Deshalb kann das Kuh-Lache-Gebiet auf der Internetseite der Akademie als Map heruntergeladen werden. Somit wissen die jungen Baumeister, welche Besonderheiten das Gelände bietet.

Studienleiter Thiel freut sich, dass die Aktion bei den Wittenberger Kindern und Jugendlichen viel Zuspruch findet. Noch vor den Osterferien sollen die Projekte eingereicht werden, versehen mit Screenshots sowie Audio- und Textdateien, um die Entwürfe zu erklären. Mitte April kommt dann eine Jury zusammen, die die besten fünf Entwürfe küren wird.

"Es ist eine Art Experiment, es ist ein Kreativitäts-Tool. Deshalb werden auch Kinder und Jugendliche in der Jury sitzen und darüber entscheiden, wer zu den Preisträgern gehören wird." Dabei gehe es später nicht um eine Eins-zu-eins-Umsetzung, sondern darum, möglichst viele gute Ideen zu sammeln.

Damit ist Thiel auf einer Linie mit dem Wittenberger Rathauschef Torsten Zugehör. Die Landesgartenschau, die für 2027 vorbereitet wird, soll nach Willen der Stadtverwaltung ganz nah an der Bevölkerung sein. "Wir wollen die Bürgerbeteiligung breit aufstellen. Das machen wir in allen Formaten", kündigte der Oberbürgermeister an. "Deshalb ist es klug und richtig, auch wenn es außergewöhnlich erscheinen mag, bei einem Minecraft-Projekt die Kinder und Jugendlichen über ihre Sprache und ihre Gedanken teilhaben zu lassen."

Luick vom Techna-Club jedenfalls würde es schon cool finden, wenn er seine Ideen auf dem Spielplatz später entdecken könnte. Da wäre er schon stolz, erzählt er mit einem Grinsen im Gesicht, damit könnte man fast ein bisschen angeben.