Rheinland-Pfalz FAQ zur Asiatischen Tigermücke in RLP: "Brütet in Städten und nicht in Auwäldern"

Stand: 24.04.2024 08:01 Uhr

Einst eingeschleppt, ist die Asiatische Tigermücke seit Jahren sesshaft in Rheinland-Pfalz - und breitet sich aus. Sie kann schwere Infektionskrankheiten übertragen.

Wo kommt die Asiatische Tigermücke eigentlich her?

Ursprünglich stammt die Asiatische Tigermücke aus Süd- und Südostasien. Daher der Namenszusatz "Asiatische". Schon lange hat sie sich im Mittelmeerraum ausgebreitet und man geht davon aus, dass sie sich durch Reise- und Warenverkehr seit den 1990ern in Mitteleuropa ausbreitet. Seit 2007 ist sie in Baden-Württemberg nachgewiesen.

Woran erkenne ich die Tigermücke?

Die Asiatische Tigermücke ist auffällig schwarz-weiß gemustert. Sie ist für eine Stechmücke relativ klein, nach Angaben des Umweltbundesamtes erreicht sie selten die maximale Körpergröße von 9 mm. Wie bei anderen Stechmückenarten stechen nur die Weibchen und saugen Blut.

Während unsere heimischen Stechmücken vor allem in der Dämmerung aktiv sind, ist die Tigermücke auch tagsüber aggressiv. Da sie oft wache Wirte sticht, ist sie vorsichtig, unterbricht ihr Saugen häufig bei Störungen und zieht weiter. Daher sticht sie oft mehrere Wirte hintereinander, weshalb die Tigermücke so effizient Krankheiten überträgt.

Wo kommt die Mücke in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg vor?

In Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ist die Asiatische Tigermücke im Oberrheinebene von Basel bis Mainz verbreitet, aber auch am Bodensee. Aber anders als viele denken, gehören die Auwälder und Bruchwälder, in denen die heimischen Schnaken zu Hause sind, nicht zu den Brutgebieten der Tigermücke. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Städte oder Ballungsräume. "Die Asiatische Tigermücke ist ein Kulturfolger und brütet bevorzugt in urbanen und suburbanen Gebieten", erklärt Xenia Augsten, Biologin und Pressereferentin der KABS, Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V..

Vermehrt Tigermücken gibt es daher im Raum Stuttgart und auch in Ludwigshafen. Die Tigermücke legt ihre Larven dort in Wasserstellen. "Das können Vogeltränken, leere Aschenbecher auf dem Gartentisch, Regentonnen, aber auch Straßenabläufe oder Rinnen vor Garagen sein", sagt Augsten. "Überall dort wo das Wasser mehr als eine Woche in Gefäßen steht." Es ist wichtig, solche Brutstätten zu vermeiden, denn nur so könne die Population in Schach gehalten werden.

So wird die Verbreitung von Tigermücken ermittelt

  • Die KABS stellt Fallen auf, ist aber auch auf die Mitwirkung von Bürgern angewiesen, die Stechmücken melden.
  • Die Größe des Verbreitungsgebietes, in dem Tigermücken gefangen oder gemeldet wurden wird ermittelt.
  • Als kleinste befallene Fläche wurden aktuell vier Hektar festgestellt.
  • Als größte befallene Fläche zählt zurzeit die Stadt Kehl mit 800 Hektar. Die Tigermücken kommen höchstwahrscheinlich aus dem benachbarten Straßburg.

Wie groß ist das Problem?

"Das Problem nimmt zu, aber es ist beherrschbar", sagt Prof. Dr. Philipp Zanger, Tropenmediziner und Seuchenhygieniker am Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz. Es sei ganz entscheidend, die Mückenpopulationen klein zu halten. "Erst wenn sich die Tigermücke in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz flächendeckend ausbreiten kann, haben wir ein großes Problem."

Das Risiko von einer Asiatischen Tigermücke hierzulande mit dem Virus des Dengue- oder Chikunguna-Fiebers infiziert zu werden ist derzeit sehr gering. "Dazu müsste erst einmal eine Tigermücke in RLP oder BW einen Menschen stechen, der an einer solchen Krankheit leidet. Das Virus müsste sich bei günstigen Bedingungen in der Tigermücke entwickeln. Und erst nachdem mehrere Tage vergangen sind, kann die Mücke das Virus mit einem Stich auf einen anderen Menschen übertragen", erklärt Zanger.

In Deutschland habe es noch keinen einzigen Fall gegeben. Anders sehe es dagegen in Italien aus. 2023 infizierten sich dort 82 Menschen durch einen Mückenstich mit dem Dengue-Fieber. In Südfrankreich waren es im selben Jahr 43 Fälle.

Welche Krankheiten kann die Tigermücke übertragen?

Die Asiatische Tigermücke kann gefährliche Viren übertragen. Nachgewiesen wurden die Krankheitserreger des West-Nil-Virus, des Gelbfiebervirus, der St.-Louis-Enzephalitis, des Dengue- sowie des Chikunguna-Fiebers. Sie soll auch das Zika-Virus übertragen können.

All diese Krankheiten sind in Deutschland nicht endemisch, heißt sie sind quasi nicht "heimisch". Nur erkrankte Reiserückkehrer tragen hierzulande diese Viren für kurze Zeit in sich. Entsprechend können Tigermücken sie auch seltener aufnehmen und verbreiten als etwa in Gegenden der Welt, wo diese Krankheiten verbreiteter sind.

Wie schütze ich mich am besten?

Tropenmediziner Zanger empfiehlt sich grundsätzlich vor Mückenstichen zu schützen.
Wer nach Italien oder Südfrankreich reist, sollte sich mit entsprechenden Präparaten ausrüsten. "Die Wirkstoffe Icaridin und Diethyltoluamid (DEET) haben in kontrollierten Studien gut Ergebnisse gezeigt", sagt Zanger. Sie können als Spray oder Lotion auf die Haut aufgetragen werden und halten Mücken fern.

Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Globale Gesundheit informiert, wie Reisende sich darüber hinaus im Ausland vor Infektionen durch Mückenstichen schützen können.

Was kann ich als Privatperson zur Eindämmung der Tigermücke tun?

Die Asiatische Tigermücke legt ihre Eier an die Ränder von Gefäßen mit stehendem Wasser. In den eigenen Gärten, auf Balkonen, rund ums Haus kann man ihnen diese Brutmöglichkeiten nehmen, indem man stehendes Wasser aus Blumentöpfen und dergleichen regelmäßig leert, Regentonnen abdeckt und generell verhindert, dass sich Regenwasser sammelt und über längere Zeit steht.

Im Kampf gegen die Tigermücke wird der Wirkstoff BTI eingesetzt - als Granulat, Tabletten oder Pulver. BTI besteht aus Proteinen, die aus einem Bakterien gewonnen werden. Sie zerstören den Darm der Tigermücke und sind nach Angaben der KABS nur für wenige Mückenfamilien gefährlich. Auch für Vögel sei BTI verträglich, so dass man auch die Vogeltränke damit behandeln könne, sagt die Sprecherin der KABS.

Es hilft auch schon, Gefäße alle drei bis vier Tage zu leeren. "Das Wasser sollte man dann auf dem Rasen oder der Erde ausschütten", rät Augsten, "damit die Larven dort vertrocknene und absterben."

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