Künstliche Intelligenz am Beckenrand in Gummersbach

Lokalzeit aus Köln 10.04.2024 03:02 Min. Verfügbar bis 10.04.2026 WDR Von Frank Piotrowski

Nach tödlichen Unfällen: KI soll Badegäste in Gummersbach schützen

Stand: 11.04.2024, 10:08 Uhr

Künstliche Intelligenz unterstützt seit Januar die Beckenaufsicht in der Gummersbacher Badelandschaft. Sie soll helfen, im Getümmel den Überblick zu behalten. WDR-Reporter Frank Piotrowski hat den Selbsttest gemacht.

Mehr als 40 Sekunden liegt WDR-Reporter Frank Piotrowski auf dem Beckenboden. Eine gefährliche Situation, wäre der Schwimmer tatsächlich bewusstlos. Zwischen planschenden Kindern und zügigen Schwimmern im Sportbecken ist ein regungsloser Körper, der lautlos unter der aufgewirbelten Wasseroberfläche auf den Beckenboden sinkt, nur schwer erkennbar.

Smartwatch zeigt genaue Position

Die Smartwatch am Handgelenk des Bademeisters beginnt zu klingeln und vibriert: Das Display zeigt den Umriss des Beckens und die mit einem roten Punkt markierte Position des reglosen Tauchers.

KI lernt Schwimmverhalten

Eine künstliche Intelligenz scannt seit Januar mithilfe von Kameras die fünf Becken der Gummersbacher Badelandschaft. Bei ungewöhnlichem Verhalten schlägt sie Alarm. Seit November wird die KI trainiert, damit sie normales und unnormales Schwimmverhalten erkennen kann.

Eine Person hält in der linken Hand eine Smartwatch und in der rechten Hand ein Smartphone.

In der Gummersbacher Badelandschaft unterstützt jetzt künstliche Intelligenz den Bademeister bei der Beckenaufsicht.

38 Warnsignale löste das System bisher aus, keins davon war ein ernsthafter Notfall. Nach jedem Alarm gibt das Aufsichtspersonal auf der Smartwatch eine Rückmeldung, ob sie richtig reagiert hat.

Selbsttest zeigt Grenzen der KI

Der WDR-Reporter testet weitere Situationen: Bäuchlings auf der Wasseroberfläche treibend und strampelnd simuliert er ungewöhnliches Schwimmverhalten. Diesmal schlägt das System nicht an.

Der Betriebsleiter der Stadtwerke Gummersbach, Harald Kawczyk, erklärt: "Es ist eine Simulation, es ist keine Echtsituation." Mit jedem Einsatztag verbessere sich das System, so die Erwartung.

Für die Betreiber ist klar: Die KI kann nur unterstützend am Beckenrand eingesetzt werden. "Wenn Sie auf der Oberfläche treiben oder hektische Bewegungen machen, werden Sie sofort von der Beckenaufsicht erkannt."

Bad soll immer sicherer werden

Abgeschaut hat sich das Gumbala die digitale Beckenaufsicht von einem Hallenbad in Lippstadt, das schon mehrere Jahre künstliche Intelligenz am Beckenrand nutzt. Die Verantwortlichen sind überzeugt von dem Einsatz der KI. "Es ist eine zusätzliche Sicherung und ein weiterer Aspekt, Besucher zu schützen", erklärt Kawczyk.

Seit der Eröffnung vor über 20 Jahren ertranken in dem Familienbad zwei Kinder. "Wir wollen immer sicherer werden", sagt der Betriebsleiter mit Blick auf die zwei tragischen Unfälle. "Vielleicht wäre einer der Unfälle nicht passiert, das kann man mit Bestimmtheit rückwirkend nicht mehr betrachten. Aber wir hoffen natürlich, dass wir solche Fälle zukünftig ausschließen können."

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter im Selbsttest
  • WDR-Reporterin vor Ort
  • Harald Kawczyk, Betriebsleiter der Stadtwerke Gummersbach