Hessen Führerschein wird für viele junge Menschen zum teuren Spaß
Immer mehr Fahranfänger rasseln in Hessen durch die Prüfung. Das geht ans Geld - ebenso wie gestiegene Kosten bei den Fahrschulen. Ist der Führerschein für viele mittlerweile Luxus?
Matthieu Meitzner hat keine Lust mehr, seinen Führerschein zu machen. Der 18-Jährige wohnt auf dem Land, im nordhessischen Bad Arolsen-Wetterburg (Waldeck-Frankenberg). Zur Schule fährt er mit seinem E-Bike. Und das bleibt wohl auch so: Denn die Fahrschule ist ihm zu teuer.
"Ich hatte so mit 2.500 bis 3.000 Euro gerechnet", sagt er. "Als ich nachgeschaut habe, lag der Preis aber schon bei 4.000 Euro. Da war mir unwohl, das ist eine Menge Geld." Mit seinem Gefühl steht Meitzner nicht allein da.
Matthieu Meitzner ist der Führerschein zu teuer. Er fährt weiter mit dem E-Bike nach Bad Arolsen.
Führerschein kostet oft mehr als 3.000 Euro
Die Kosten für Führerscheine sind in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen. Ende 2023 zahlten laut ADAC mehr als die Hälfte aller Fahrschüler in Deutschland zwischen 2.500 und 4.500 Euro für ihre Fahrlizenz, zwei Prozent sogar noch mehr. Nur noch etwa ein Drittel bekam den Schein für weniger als 2.500 Euro.
- An dieser Stelle befindet sich externer Inhalt, der hier nicht dargestellt werden kann. Hier gelangen Sie zum Original-Beitrag auf hessenschau.de.
Sprit, Material, Inflation: Alles wird teurer
Die Gründe dafür sind vielfältig. Für den gestiegenen Grundpreis seien laut ADAC die steigenden Kosten für Autos, Sprit und das Personal sowie die Inflation verantwortlich. Auch würden immer mehr Fahrstunden und Hilfe bei der Finanzierung nötig. Letztere übernähmen dann meist die Eltern.
Das kann Fahrschullehrer Andreas Scheele bestätigen. "Während wir früher für 80 Cent getankt haben, sind wir heute bei 1,80 Euro", erklärt der Fahrlehrer, der seit über 30 Jahren seinen Beruf ausübt. Auch der Standard sei gestiegen: "Einen VW-Golf kriegen wir heute nicht mehr unter 50.000 Euro. Als wir angefangen haben, hat der noch 25.000 Euro gekostet", sagt Scheele.
Auch in seiner Fahrschule steigen die Kosten stetig: Fahrlehrer Andreas Scheele.
Mehr Fahrstunden, höhere Durchfallquote
Dass Fahrschülerinnen und Fahrschüler immer mehr Fahrstunden absolvieren müssen, liegt allerdings nicht an der Inflation. Die Durchfallquoten sind in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Das betrifft sowohl die Praxis als auch die Theorie, wie Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes zeigen.
- An dieser Stelle befindet sich externer Inhalt, der hier nicht dargestellt werden kann. Hier gelangen Sie zum Original-Beitrag auf hessenschau.de.
Woran liegt das? In der Theorie müssten die Fahrschüler eigentlich nur büffeln, um zu bestehen, sagt Fahrlehrer Scheele: "Warum fallen so viele durch? Wahrscheinlich weil sie zu wenig lernen."
Straßenverkehr wird insgesamt komplexer
Doch die praktischen Fahrstunden würden tatsächlich immer herausfordernder, weiß seine Tochter Gea Scheele. Sie ist ebenfalls Fahrlehrerin: "Man merkt, dass der Straßenverkehr schon deutlich komplexer wird. Die Regeln sind immer schwieriger umzusetzen. Andere Verkehrsteilnehmer halten sich zum Teil gar nicht an die Regeln."
Besonders die Prüfungsfahrt selbst sei seit einer Reform im Jahr 2021 deutlich anspruchsvoller als früher. Sie dauert nun 55 statt 45 Minuten, und der Fahrprüfer füllt während der Prüfung ein bundesweit einheitliches Protokoll auf seinem Tablet-PC aus. Danach gibt er dem Prüfling intensives Feedback.
Garantie für Unabhänigkeit und Mobilität
Fahrschüler Jonas Kuhn wird bald 17 und absolviert gerade seine ersten Praxisstunden. Er war von den Preisen am Anfang geschockt, hat sich aber damit arrangiert: "Ich musste dafür sparen und in Ferienjobs arbeiten, aber das ist der Führerschein dann auch wert."
Der Führerschein sei inzwischen ein Luxusgut, meint auch Fahrlehrer Andreas Scheele: "Zumindest hier auf dem Land ist er aber trotzdem unumgänglich."
Matthieu Meitzner ist der Führerschein zu teuer. Er fährt weiter mit dem E-Bike nach Bad Arolsen.
Der Bad Arolser Matthieu Meitzner braucht ihn noch nicht. "Ich habe vor, bald zu studieren und in der Stadt ist es mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich einfacher irgendwo hinzukommen", sagt er. Den Führerschein könne er auch später noch machen.