Fast jeder 2. Tatverdächtige im Land Bremen ist Ausländer

Eine Polizistin legt einer Frau Handschellen an.

Kriminalstatistik: Mehr Verdächtige sind Ausländer – auch in Bremen

Bild: dpa | Marcus Brandt

Die Bundesinnenministerin stellt heute die polizeiliche Kriminalstatistik vor. Besonderer Fokus liegt dabei auf den Straftaten, die von Menschen ohne deutschen Pass begangen worden sind.

Genau wie im Bund ist auch in Bremen der Anteil nicht deutscher Verdächtiger bei Straftaten angestiegen. Am Vormittag will Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) die bundesweite Kriminalstatistik für das vergangene Jahr vorstellen. Vorab wurde zudem bekannt, dass es ein Plus bei Verdächtigen mit ausländischem Pass gibt sowie einen deutlichen Anstieg bei der Kinder- und Jugendkriminalität.

Im Land Bremen waren im vergangenen Jahr von 28.000 Tatverdächtigen fast 13.000 Nichtdeutsche. Das entspricht knapp 46 Prozent. Bei Diebstahl und Raub sind Ausländer – laut Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) – in der Stadt Bremen überdurchschnittlich beteiligt: mit 55 und sogar 60 Prozent. Für die Kriminalitätsbelastung macht Mäurer auch die "Migrationsdynamik" verantwortlich.

Linke: Ursachen und Umstände für Entwicklung beachten

Dem widerspricht die Linke in der Bürgerschaft: Es gebe keinen Zusammenhang zwischen Migration und Kriminalität, sondern nur von Armut sowie Perspektivlosigkeit und Kriminalität – so Linksfraktionschef Nelson Janßen. Der allgemeine Kriminalitätsanstieg lasse sich durch verschärfte soziale Notlagen erklären.

Auch der Grünen-Innenpolitiker Michael Labetzke warnt trotz des bremischen "Negativ-Rekords" davor, steigende Kriminalität von Ausländern allein mit dem Nicht-Deutsch-Sein zu erklären. Insgesamt seien vermehrt Gewaltdelikte von jungen Männern – jeglicher Nationalität – zu beobachten. Für steigende Jugendkriminalität macht der Bundespolizist außerdem einen "Nach-Corona-Effekt" verantwortlich.

Bündnis Deutschland spricht von "Zuwanderungskriminalität"

Die CDU-Fraktionsvize Wiebke Winter wirft dem Bremer Senat Versagen bei der Integration von Flüchtlingen vor. Straffälligkeit müsse sich zudem auf deren Aufenthaltsstatus auswirken. Der Liberale Marcel Schröder (FDP) sieht die Ursachen wachsender Kriminalität auch darin, dass Bremen mehr Flüchtlinge aufnehme als das Land müsse.

Jan Timke von Bündnis Deutschland sieht einen "direkten Zusammenhang zwischen Armutseinwanderung und Zuwanderungskriminalität". Auf Bundesebene müsse die unkontrollierte Einwanderung gestoppt werden, Bremen müsse Intensivtäter schneller in ihre Heimatländer zurückführen, so Timke.

Menschen ohne deutschen Pass häufiger kriminell?

Zur Einordnung: Der Bevölkerungsanteil von Menschen, die keinen deutschen Pass haben, beträgt in Bremen und Bremerhaven 19,2 Prozent. Insgesamt beträgt der Anteil nicht-deutscher Tatverdächtiger beim Kriminalitätsgeschehen im Land Bremen 45,6 Prozent (siehe oben). Rechnet man diejenigen Vergehen heraus, die nur von Ausländern begangen werden können (zum Beispiel Verstöße gegen das Aufenthalts-, Asyl- und das Recht auf Freizügigkeit), dann sinkt deren Anteil auf 41,8 Prozent. 

Ausländer sind bei bestimmten Straftaten – zum Beispiel Diebstahl und Raub, und besonders wenn Gewalt im Spiel ist – aber auch im Land Bremen nach Angaben von Polizei und Innenbehörde überproportional vertreten. Dabei handelt es sich meistens um (junge) Männer.

Viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verweisen darauf, dass trotz der Zahlen kein ursächlicher Zusammenhang zwischen Herkunft und Kriminalität besteht. Allerdings seien Migrantinnen und Migranten überproportional oft von Faktoren betroffen, die Kriminalität begünstigen: Etwa die soziale und ökonomische Lage. Auch belastende Lebensbedingungen erhöhten das statistische Risiko, Straftaten zu begehen, heißt es in einer Migrationsstudie der Bundeszentrale für Politische Bildung. So seien beispielsweise das Armutsrisiko höher und die Möglichkeiten der Teilhabe – zum Beispiel am Arbeitsmarkt – geringer. Auch Gewalterfahrungen im Herkunftsland und auf der Flucht zählen demnach zu den belastenden Faktoren.

Polizei veröffentlicht Zahlen: Straftaten in Bremen stark angestiegen

Bild: Radio Bremen

Autor

  • Folkert Lenz
    Folkert Lenz

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 9. April 2024, 6 Uhr