Eine Straßenbahn und Autos fahren morgens im Berufsverkehr durch die Stadt.

Bremen An diesen Orten ist Bremen besonders laut

Stand: 24.04.2024 08:11 Uhr

In Bremen sind vergleichsweise viele Menschen von Lärm betroffen. Das kann krank machen. Am Tag gegen den Lärm klären wir, wo die Hotspots sind – und wie Bremen leiser werden soll.

Von Lieselotte Scheewe

Sie sehen aus wie dicke, dunkellila Adern: die großen Bremer Straßen, die auf der Lärmkarte eingezeichnet sind. Und dunkellila, das heißt: Es ist zu laut, über 75 Dezibel. Seit 2007 erstellt Bremen Lärmkarten und von den dunkellila gefärbten Bereichen gibt es einige.

Bremen als Stadt gehört zu den höher belasteten Regionen in Deutschland, vergleichbar vielleicht mit Frankfurt, Köln, was einfach die Zahl der Betroffenen in Bremen angeht.
(Lärmforscher Hajo Zeeb)

Wenn es darum geht, wie viele Menschen von Lärm belastet sind, schneidet die Stadt nicht gut ab. "Eben aufgrund der Dichte der Verkehrswege. Wir haben viele Autobahnen um uns herum, wir haben den Flughafen, all das macht das aus", sagt der Lärmforscher Hajo Zeeb.

Klicken Sie auf die Kategorien Straßenlärm, Schienenlärm und Co., um sich die stark belasteten Bremer Gebiete auf der Grafik anzeigen zu lassen.

Tatsächlich belastet Straßenlärm mehr als 300.000 Menschen in Bremen. Davon müssen 19.700 Menschen Straßenlärm von über 70 Dezibel ertragen, 1.900 sogar über 75 Dezibel. Nachts betrifft der Lärm durch Verkehr 228.900 Menschen, 1.100 Menschen werden nachts mit über 70 Dezibel beschallt. In Wohngebieten sollte es eigentlich unter 50 Dezibel laut sein, nachts unter 35, erst dann geht man nicht von Lärmbelastung aus. Rein statistisch gesehen leiden 9.900 Bremerinnen und Bremer unter starken Schlafstörungen, die von Straßenlärm von Hauptverkehrsstraßen verursacht werden.

Nicht jeder Lärm macht gleich krank. "Wir können uns an vieles gewöhnen. Aber Dauerlärm auf jeden Fall, auch starker beruflicher Lärm kann der Gesundheit schaden", sagt Hajo Zeeb. Das Risiko für Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch psychische Störungen ist für Menschen, die mit dauerhaftem Lärm leben, erhöht. Zudem trifft Straßenlärm häufig Menschen mit geringem Einkommen. "Der Sozialstatus ist insofern entscheidend, weil ich häufig mit meinem Sozialstatus in bestimmten Bereichen verhaftet bin. Ich lebe häufig, wenn ich wenig Geld habe in etwas günstigeren, oder muss in günstigeren Wohnungen und Häusern leben. Und die sind häufig auch da, wo es nicht so schön und wo es besonders laut ist", sagt der Lärmexperte.

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Tempo 30 gegen den Lärm?

Im Lärmaktionsplan der Stadt Bremen stehen verschiedene Punkte, die den Lärm in der Stadt mindern sollen. Eine grüne Welle bei 30 km/h kann den Geräuschpegel zum Beispiel um vier Dezibel verringern. Lkw-Leitkonzepte um zwei Dezibel, ein Lärmschutzwall an einer Bahnlinie um acht bis zehn Dezibel. Außerdem senken natürlich weniger Autos mit Benzin- und Dieselmotor und dafür mehr Fahrräder, E-Autos und insgesamt mehr Öffentlicher Nahverkehr den Geräuschpegel.

An drei Straßen, Osterdeich und Hastedter Osterdeich, Lilienthalter und Borgfelder Heerstraße und am Kommodore-Johnsen-Boulevard prüft die Stadt, ob Tempo 30 eingeführt wird. Im Aktionsplan werden elf weitere Straßen genannt, die zukünftig möglicherweise zu Tempo-30-Zonen werden könnten. Außerdem geht es um Maßnahmen im Schienen- und Flugverkehr wie Lärmschutzwände und um das Stahlwerk und den Industriehafen. Durch die Umstellung des Stahlwerks zu kohlendioxidfreiem, "grünem Stahl" aus Wasserstoff soll sich die Lärmbelastung in Seehausen und Burglesum verringern. Der erhöhte Einsatz von Eisenschrott wird voraussichtlich aber zu mehr Lärm im Bremer Westen führen.

Tag gegen den Lärm

Am 24. April ist der International Noise Awareness Day oder auch "Tag gegen den Lärm". Das ist eine Aktion der Deutschen Gesellschaft für Akustik, die vom Bundesumweltministerium gefördert wird. Die Idee ist, auf lärmbewusstes Verhalten im Alltag aufmerksam zu machen. Den Tag gibt es seit 1998. Er möchte dazu beitragen, dass Bürgerinnen und Bürger sachkundig Lärmprobleme lösen können. Es soll aber auch vermittelt werden, wie wichtig der Schutz des Gehörs ist.

Momentan läuft eine Öffentlichkeitsbeteiligung. Noch bis Mitte Mai können alle Bremerinnen und Bremer bei der Klimasenatorin besonders laute Stellen in Bremen melden. "Wir wollen eben schauen, wo kommt der Lärm eigentlich her, und dann, im nächsten Schritt, und da sind wir eben jetzt, mit unserem Aktionsplan zu schauen, welche Maßnahmen brauchen wir, die dem Schutz der Menschen, dem Gesundheitsschutz an der Stelle dienen", sagt Klimasenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne).

Der Aktionsplan der Umweltbehörde wird dem Senat und den Ressorts in diesem Jahr vorgelegt. Ziel ist es, dass möglichst viel davon umgesetzt wird. Wie viel aber konkret passiert, ist noch unklar.

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Dieses Thema im Programm:
Bremen Zwei, 24. April 2024, 6:20 Uhr