Firma Bosch

Baden-Württemberg Bosch steigert Gewinn um fast ein Drittel

Stand: 18.04.2024 12:24 Uhr

Bosch hat vergangenes Jahr seinen Gewinn von 3,8 Milliarden Euro auf 4,8 Milliarden Euro gesteigert. Trotzdem will der Konzern Stellen abbauen - allerdings wohl weniger als geplant.

Unterschiedliche Sparpläne waren in den vergangenen Monaten bekannt geworden und hatten für Aufruhr in der Belegschaft gesorgt. Über alle Geschäftsbereiche hinweg war von insgesamt rund 7.000 Stellenstreichungen die Rede, davon rund 3.200 in der Autozulieferung. Das sollte ohne betriebsbedingte Kündigungen ablaufen, hieß es. Nach Angaben der Presseagentur Reuters sollen nun bis 2026 weltweit 3.800 der insgesamt fast 430.000 Arbeitsplätze wegfallen. Bosch-Finanzchef Markus Forschner bekräftigte bei der Bilanzpressekonferenz heute in Renningen bei Stuttgart die Pläne zum Stellenabbau. Die Gespräche hierzu zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat seien auf der Zielgeraden, sagte Bosch-Chef Stefan Hartung.

Offen für Alternativen zum Stellenabbau

Die Gewerkschaft IG Metall meint, die Gesprächsbereitschaft des Konzerns sei auch eine Folge des Bosch-Protesttages Ende März in Stuttgart. Durch den Druck der Belegschaft sei Bewegung in die Sache gekommen, so die baden-württembergische IG Metall-Chefin Barbara Resch.

Die IG Metall Baden-Württemberg begrüßt, dass das Bosch-Management endlich mit dem Bosch-Gesamtbetriebsrat verhandelt. Dass sich der Bosch-Konzern für Alternativen zum Stellenabbau offen zeigt, werten wir als positives Signal. Barbara Resch, Chefin IG Metall Baden-Württemberg

Wichtigste Sparte des Bosch-Konzerns bleibt die Automobiltechnik

Bosch konnte 2023 seinen Umsatz um 3,8 Prozent auf 91,6 Milliarden steigern. Wichtigste Sparte des Konzerns bleibt die Automobiltechnik. Sie sorgt für mehr als die Hälfte des Umsatzes - 56,3 Milliarden Euro - und befindet sich mitten im Wandel zur E-Mobilität. Der Technologie-Konzern hat in Deutschland 133.800 Beschäftigte. Die meisten arbeiten im Automobilbereich. Bosch rechnet für dieses Jahr mit einer stagnierenden Fahrzeugproduktion weltweit, nachdem sie vergangenes Jahr um mehr als zehn Prozent auf 93 Millionen gestiegen war. Trotzdem will Bosch im laufenden Jahr 2024 Umsatz und Gewinn leicht steigern.

Unsere Ziele für 2024 sind sehr ambitioniert - wir erwarten keinen konjunkturellen Rückenwind und müssen weiter Kosten senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Markus Forschner, Bosch-Finanzchef am 18.04.2024

Kosten im Unternehmen dauerhaft senken

Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch betonte, man sei offen für Alternativen, um den Personalabbau geringer zu gestalten. Voraussetzung sei aber weiterhin, dass die Kosten im Unternehmen dauerhaft gesenkt werden könnten. Um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben, komme man um einen gewissen Abbau von Stellen nicht vollständig herum. Das sichere "letztlich auch die Beschäftigung am Standort Deutschland", so Grosch.

Zahl der E-Auto-Neuzulassungen steigt langsam wieder

Trotz der zuletzt schwächeren Nachfrage setzt Bosch weiter auf Elektromobilität. Allein in diesem Jahr laufen rund 30 Serienprojekte für E-Fahrzeuge an. Vor allem durch den Wegfall der E-Auto-Prämie sind die Verkäufe von E-Autos in Deutschland zu Jahresbeginn eingebrochen: Nun steigen sie wieder. Nach aktuellen Angaben des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA) wurden im März 31.384 E-Autos neu zugelassen, im Februar waren es 27.279 im Januar 22.472. Im letzten Monat mit E-Auto-Prämie, also im Dezember 2023, gab es rund 55.000 E-Auto-Neuzulassungen, im Dezember 2022 sogar fast 105.000.

Die Elektromobilität kommt - die Frage ist nur, wie schnell in den verschiedenen Regionen der Welt. Stefan Hartung, Boch-Konzernchef am 18.04.2024

Auch Wasserstoff ein Wachstumsmarkt

Nach Einschätzung von Bosch werden 2030 in Europa voraussichtlich 70 Prozent aller Neuwagen reine Elektroautos sein, in China und Nordamerika 40 bis 50 Prozent. Nicht nur der Batterieantrieb, auch Wasserstoff bleibe für den Technologiekonzern ein strategisches Wachstumsfeld, so Hartung.

700 Millionen für Aus- und Weiterbildung Beschäftigter

Bosch hat zugesagt, bis 2027 insgesamt rund 700 Millionen Euro in die Ausbildung und Qualifizierung seiner Mitarbeitenden in der Mobilitätssparte in Deutschland zu investieren. In diesem und im kommenden Jahr sollen dazu weitere vier Milliarden Euro in Maschinen und Anlagen sowie in Forschung und Entwicklung fließen. Das sei ein Bekenntnis zum Standort Deutschland.

Bosch-Chef: Klimaschutz erfordert anhaltende Investitionen

Bosch-Konzernchef Hartung appellierte bei der Präsentation der Bilanz 2023 an die Politik, trotz Spardruck CO2-effiziente Technologien weiter zu fördern. Der Klimaschutz stehe unter dem Eindruck zunehmender sozialer Spannungen in der Gesellschaft nicht mehr allein ganz oben auf der politischen Agenda. Für Bosch bleibe es aber ein zentrales Thema: Klimaschutz erfordere jedoch anhaltende Investitionen vom Staat, von Unternehmen und von jedem Einzelnen.

Sendung am Do., 18.4.2024 9:00 Uhr, SWR Aktuell am Vormittag, SWR Aktuell