Vertreter des Stadtrats treffen im Deutschen Theater in München zusammen.

Studie zur Kommunalpolitik Frauen deutlich unterrepräsentiert

Stand: 21.09.2022 17:09 Uhr

In nur einer deutschen Großstadt besetzen Frauen die Hälfte der Plätze im Stadtrat - in allen anderen sind weniger Frauen vertreten. Das zeigt eine neue Studie zur Verteilung der kommunalpolitischen Ämter.

Frauen sind weiterhin in kommunalpolitischen Ämtern unterrepräsentiert. In den Stadträten deutscher Großstädte ist durchschnittlich nur ein gutes Drittel der gewählten Mitglieder weiblich.

Zu diesem Schluss kommen Forschende der FernUniversität in Hagen. Demnach sind nur in der Stadtverordnetenversammlung im hessischen Kassel die meisten Mitglieder weiblich: ungefähr die Hälfte der 71 gewählten Vertreterinnen und Vertreter.

Am schlechtesten schneidet laut Studie Ingolstadt in Bayern ab. Hier stellen Frauen gerade mal ein Viertel der Stadtratsmitglieder.

Insgesamt 80 Städte analysiert

Für ihre Studie hat ein politikwissenschaftliches Forschungsteam um Lars Holtkamp und Elke Wiechmann 77 deutsche Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern in den Blick genommen. Hinzu kamen die Bezirksversammlungen in den drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen als Kommunalparlamente.

"Wir haben die Internetseiten der Großstädte erfasst, statistisch ausgewertet und fehlende Daten durch Vor-Ort-Recherchen ergänzt", erklärt Holtkamp in einer Pressemitteilung der Universität.

Je wichtiger das Amt, desto weniger Frauen

Dabei seien fünf kommunalpolitische Führungspositionen einbezogen worden: Bürgermeisteramt, Beigeordnete, Fraktionsvorsitze, Ausschussvorsitze und Ratsmitglieder.

"Als zentrales Ergebnis lässt sich festhalten, dass Frauen nach wie vor in allen Positionen unterrepräsentiert sind. Je wichtiger diese Ämter in der Kommunalpolitik werden, desto stärker ist diese Unterrepräsentanz ausgeprägt", fasst Wiechmann zusammen.

Auszug aus dem "Ranking deutscher Großstädte 2022"
Stadt Frauenanteil im Rat
bzw. in Bezirksvertretungen
Kassel 50,70%
Oldenburg 48,00%
Ulm 47,50%
Frankfurt am Main 46,67%
...
München 43,59%
Berlin 42,70%
Potsdam 42,59%
...
Köln 41,86%
...
Hamburg 37,08%
...
Magdeburg 26,42%
Salzgitter 26,09%
Ingolstadt 24,49%

Trend leicht positiv

Die Studie ist die fünfte Auswertung des Forschungsteams seit 2008. Über diesen Zeitraum beobachteten sie nach eigenen Angaben einen leicht positiven Trend. In den Stadträten der Großstädte sei der Frauenanteil gestiegen: von 32,8 Prozent im Jahr 2008 auf 37,7 Prozent im Jahr 2022.

Dieser Trend gilt allerdings nicht für alle Positionen: Während der Frauenanteil im Oberbürgermeisteramt, dem höchsten politischen Amt in der Kommune, gesunken ist, sind laut Studie immer mehr Beigeordnete weiblich. Auch mehr Posten wie Fraktions- oder Ausschussvorsitzende sind demnach in weiblicher Hand.

Auch zwischen den Parteien gibt es Unterschiede: bei CSU, CDU und FDP haben die wenigsten Frauen einen Vorsitz in Fraktionen oder Ausschüssen inne.

Mehr Mandatsträgerinnen mit Frauenquote

Die CDU hat das Thema kürzlich auf ihrem Parteitag debattiert - und die Einführung einer Frauenquote beschlossen. Ab dem kommenden Jahr müssen damit bei Vorständen ab der Kreisebene ein Drittel der CDU-Posten mit Frauen besetzt werden, ab 2024 sind es 40 Prozent und ab Mitte 2025 dann 50 Prozent.

Das könnte sich auf die künftigen Besetzungen von Ämtern auswirken: Die Studie der FernUniversität in Hagen zeigt, dass die meisten Mandatsträgerinnen aus Parteien mit Frauenquoten kommen, bisher also Grüne, Linke und SPD.

Die Studie wurde im Auftrag der Böll-Stiftung durchgeführt und unter dem Titel "Repräsentation von Frauen in der Kommunalpolitik" veröffentlicht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 9. September 2022 um 21:05 Uhr.