Regenbogenfahne

Katholischer Reformprozess "Homosexualität ist gottgewollt"

Stand: 07.09.2022 17:29 Uhr

Der Aachener Bischof Helmut Dieser setzt sich dafür ein, dass homosexuelle Paare gesegnet werden dürfen. Auch für Verhütungsmittel wie Pille und Kondom wünscht er sich eine "Neueinschätzung".

Am Donnerstag beginnt die vierte Synodalversammlung der deutschen Katholiken, wo über den künftigen Kurs entschieden wird. Vorab äußerte sich Bischof Helmut Dieser aus Aachen zu Homosexualität: Er habe dazugelernt und sehe Homosexualität nicht als "Panne Gottes, sondern gottgewollt im selben Maß wie die Schöpfung selbst", sagte er in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt".

Bischof Dieser befürwortet daher die Segnung von homosexuellen Paaren. Ob ein Priester in seinem Bistum homosexuelle Paare segne, sei allerdings eine persönliche Gewissensentscheidung. So geschehe es in Aachen auch.

Neubewertung von Pille und Kondom

Auch die Mittel zur Empfängnisverhütung wie Pille und Kondom müssten neu bewertet werden, fordert Dieser: "Gerade indem wir Empfängnisverhütung empfehlen, stärken wir den Lebensschutz." Tabu blieben jedoch die sogenannte Pille danach "und alle Formen der Tötung des gezeugten menschlichen Lebens".

Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat sich in der Zeitschrift "Publik-Forum" für Änderungen im Umgang mit homosexuellen Paaren in der katholischen Kirche ausgesprochen. Man könne nicht Halbsätze aus der Bibel, die sich auf Homosexualität und deren Bewertung beziehen, als ewig gültiges Wort Gottes behandeln, ohne den Hintergrund zu berücksichtigen.

Bisher gilt Homosexualität als Sünde

Stattdessen fordert Kohlgraf, man müsse von den Humanwissenschaften lernen und könne die Diskussionen nicht mit "autoritären Beschlüssen" verbieten. Er wolle allerdings keine Spaltung der Kirche.

Dennoch widersprechen die Bischöfe mir ihrer Auffassung der Zentrale der katholischen Weltkirche. Diese bezeichnet Homosexualität weiterhin als Sünde und besteht darauf, dass Homosexualität nicht ausgelebt werden dürfe.

Auf der Synodalversammlung der deutschen Katholiken beraten Bischöfe und Laienkatholiken ab Donnerstag über einen Reformprozess. Bischof Dieser leitet das Synodalforum zu Partnerschaft und Sexualität. Er gilt als einer der fortschrittlichsten katholischen Bischöfe in Deutschland.

Was ist der synodale Weg?

Vom 8. bis 10. September findet die vierte Synodalversammlung in Frankfurt statt. Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien. In ihrem Reformdialog auf dem Synodalen Weg wollen die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ausgangspunkt ist eine jahrelangen Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk in der Sendung "Studio 9" am 12. März 2021 um 05:05 Uhr.