Ein Tesla lädt an einer Ladesäule.

Forderung des Sehbehindertenverbands E-Autos sollen besser zu hören sein

Stand: 30.04.2023 16:29 Uhr

Gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten sind E-Autos kaum hörbar - für Menschen mit einer Sehbehinderung ist das gefährlich. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband fordert nun eine Verbesserung des Warnsystems Avas.

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband fordert besser erkennbare Fahrzeuggeräusche bei E-Autos. "Beim Verbrenner kann man hören, wie stark jemand aufs Gas drückt, ob ein Fahrzeug sanft oder kräftig beschleunigt", sagte Präsident Hans-Werner Lange der Nachrichtenagentur dpa.

Beim System Avas mit künstlichen Fahrgeräuschen für E-Autos könne man das nicht so gut heraushören. Es müsse also aussagekräftiger werden. "Dabei wäre es sicherlich hilfreich, wenn die Industrie sich am gewohnten Verbrennergeräusch orientiert." Wichtig sei auch, dass sich das Geräusch nicht bei Erreichen von Tempo 20 abschalten dürfe.

Das Warnsystem Avas (Acoustic Vehicle Alerting System) ist seit 2021 Pflicht, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) erläutert. Um Personen mit einem eingeschränkten optischen Wahrnehmungsvermögen bei der Teilnahme am Verkehr zu unterstützen, erzeugt es ein künstliches Fahrgeräusch - denn gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten könnten E-Autos sonst beinahe lautlos sein.

Eine Studie der Unfallforschung der Versicherer habe nach VDA-Angaben ergeben, dass E-Autos auch mit Avas beim Beschleunigen langsamer eingeschätzt werden, als sie sind. "Das kann zu Fehlentscheidungen führen, wenn es um die Frage geht, ob eine Straße noch sicher überquert werden kann. Und das ist dann natürlich mit großer Gefahr verbunden."

Fokus: Erkennen von Beschleunigung

Der VDA erläuterte, international habe man sich unter Mitwirkung weltweiter Blinden- und Sehbehindertenverbände auf eine einheitliche Bestimmung für die Hörbarkeit geräuscharmer Fahrzeuge verständigt. Hersteller hätten die Möglichkeit, die akustischen Signale innerhalb dieser Vorgabe technisch frei zu gestalten. "Teils werden hierzu auch Geräusche von Verbrennungsmotoren imitiert", sagte der Sprecher.

Die Unfallforschung der Versicherer hatte in einer 2022 vorgelegten Studie eine Optimierung der Avas-Vorgaben empfohlen. Dabei solle der Fokus unter anderem auf das Erkennen von Beschleunigungen gelegt werden. Empfohlen wurde zudem, den Einsatzbereich des Systems auf Geschwindigkeiten über 20 Kilometer pro Stunde auszuweiten.

Der Präsident des Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Lange, sagte mit Verweis auf die Studie, dass das Reifengeräusch ab dem Erreichen von Tempo 20 nicht ausreiche, um gut herauszuhören, ob und wie ein Auto beschleunige.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. April 2023 um 16:00 Uhr.