Ein Davidstern in einem Fenster der Synagoge in Schwerin.

RIAS-Bericht Antisemitische Vorfälle nehmen stark zu

Stand: 29.11.2023 07:22 Uhr

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel ist die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland stark gestiegen. Im Schnitt gebe es 29 Vorfälle pro Tag, berichtet der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus.

Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland ist seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober drastisch angestiegen. Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) dokumentierte einem Bericht zufolge vom 7. Oktober bis zum 9. November 994 solcher Vorfälle. Das sind im Schnitt 29 Fälle am Tag - und damit mehr als vier mal so viele wie der Jahresdurchschnitt 2022. Damals waren es sieben pro Tag.

Die RIAS-Stellen berichten zudem von einem anhaltend hohen Meldeaufkommen. Unter den 994 antisemitischen Vorfällen sind demnach drei Fälle extremer Gewalt, 29 Angriffe und 72 gezielte Sachbeschädigungen. Bei der Mehrheit von 854 Fällen handelte es sich um "verletzendes Verhalten", also zum Beispiel antisemitische Äußerungen. 177 davon waren laut RIAS antisemitische Versammlungen.

Von Schmierereien bis zu zu körperlichen Angriffen

Vermehrt von antisemitischen Vorfällen betroffen waren Jüdinnen und Juden demnach an Orten ihres Alltags wie der Nachbarschaft, ihrem Arbeitsplatz oder an Hochschulen. So wurden den RIAS-Meldestellen allein im direkten Wohnumfeld 59 Fälle bekannt. Diese reichen dabei von antisemitischen Schmierereien über abgelegte antisemitische Flugblätter bis hin zu körperlichen Angriffen.

Zunahme auch an den Hochschulen

An den Hochschulen nimmt der Antisemitismus dem RIAS zufolge ebenfalls zu - in Form von antiisraelischer Propaganda, antisemitischen Schmierereien und Flyern. Insgesamt 37 Vorfälle registrierte der Verband hier. Wenn jüdische Studierende dem Campus aus Sorge vor antisemitischen Erfahrungen fernblieben, erklärte RIAS-Geschäftsführer Benjamin Steinitz, seien ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen aber auch die Hochschulleitungen in der Pflicht. Diese müssten "mit aller Konsequenz gegen Antisemitismus vorgehen".

Der Bericht schlüsselt die dokumentierten Vorfälle auch nach politischem Hintergrund auf. Knapp jeder fünfte der gemeldeten Fälle wurde demnach dem antiisraelischen Aktivismus zugeordnet. Weitere sechs Prozent wurden als islamisch/islamistisch, fünf Prozent als links oder antiimperialistisch eingestuft.

Jeweils knapp zwei Prozent entfallen auf den rechtsextremen und den verschwörungsideologischen Hintergrund. In 63 Prozent der Fälle war der politische Hintergrund hingegen unbekannt. 

Ursula Voßhenrich, RBB, tagesschau, 28.11.2023 21:55 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. November 2023 um 19:08 Uhr.