Ein Kind fasst seinem Vater in den Bart.

Bevölkerungsforschung Männer werden immer später Väter

Stand: 09.04.2024 14:39 Uhr

Der Altersdurchschnitt von Männern bei der Geburt ihres ersten Kindes ist seit der Wende stark angestiegen. Das gab das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung bekannt. Im Jahr 2022 waren Väter demnach 3,7 Jahre älter als 1991.

Männer in Deutschland sind in den vergangenen Jahren immer später Väter geworden. Im Jahr 1991 seien die Männer bei der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich 31,0 Jahre alt gewesen, im Jahr 2022 hingegen waren sie im Schnitt 34,7 Jahre alt - ein Zuwachs von 3,7 Jahren. Das teilte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) mit.

Dieser Trend sei weltweit in vielen Ländern zu beobachten, erklärte das BiB. Eine gemeinsame Studie von BiB-Forschern und der Universität Oldenburg zeige allerdings erstmals, dass das heute verzeichnete Alter der Väter bei Geburt ihrer Kinder im historischen Vergleich nicht ungewöhnlich sei.

Daten für Deutschland liegen erst seit 1991 vor

Das heutige Alter von Vätern bei der Geburt von Kindern liege im Schnitt unter oder nur leicht über den Werten vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Darin ähnelten sich alle Länder, für die Daten über die zurückliegenden 100 Jahre existierten. Für Deutschland seien Aussagen zu Langzeitentwicklungen nicht möglich, da entsprechende Daten erst seit 1991 durchgängig vorlägen.

Als Beispiel nannten die Forscher Frankreich. Dort seien Väter um 1900 bei der Geburt ihrer Kinder im Schnitt 34 Jahre alt gewesen. Bis in die 1970er-Jahre sei das Durchschnittsalter dann bis auf etwa 30 Jahre zurückgegangen. Ab 1980 sei es wieder angestiegen. "Unsere Analysen vermitteln den Eindruck, dass eher die niedrigen Werte in den 1960er- und 1970er-Jahren ungewöhnlich waren", erklärte Studien-Mitautor Sebastian Klüsener vom BiB.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren Väter eher älter

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründeten Männer demnach aus wirtschaftlichen Gründen relativ spät Familien und die Paare bekamen viele Kinder, sodass die jüngsten Nachkommen in einem relativ hohen Alter der Eltern zur Welt kamen.

In den industriell geprägten Gesellschaften der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hätten Erwerbstätige früh im Arbeitsleben höhere Einkommen erzielen können. Dies sei "für eine frühzeitige Familiengründung förderlich" gewesen.

Ab den 1970er-Jahren begannen sich jedoch die Rollenverständnisse von Frauen und Männern zu ändern. Außerdem hätten höhere Anforderungen an die berufliche Qualifikation und bessere Bildungsangebote zu längeren Ausbildungszeiten geführt. Diese und andere Faktoren hätten letztlich zu einem steigenden Alter bei der Geburt von Kindern beigetragen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete WDR5 in der Sendung "Neugier genügt" am 20. Februar 2024 um 10:04 Uhr.