Menschen nehmen in Paderborn an einer Anti-AfD-Demonstration teil.
reportage

Parteiveranstaltung in Paderborn Drinnen AfD, draußen protestieren Tausende

Stand: 24.01.2024 20:40 Uhr

Die AfD lädt Interessierte zu öffentlichen Bürgerdialogen ein. Doch derzeit versammeln sich dort viele Menschen, um gegen diese Veranstaltungen zu demonstrieren. So wie in Paderborn.

Von Philipp Wundersee, WDR, Elke Vieth, WDR

Applaus im historischen Schützenhof in Paderborn, die Reihen sind gut gefüllt. Dicht an dicht sitzen sie an diesem Abend im Saal, größtenteils AfD-Mitglieder und meist Männer. Sie hören dem Bundestagsabgeordneten Roger Beckamp beim AfD-Bürgerdialog zu. "Eines ist gerade wirklich gut. Den Begriff der 'Remigration' haben hier im Saal im Zweifel alle gehört", sagt der AfD-Politiker auf der Bühne.

Inhaltlich geht es bei dem Treffen auch um die Pläne der AfD zur Vertreibung und Abschiebung in Deutschland. "Ich für meinen Teil kann sagen, dass wir gar nichts ändern werden", sagt Beckamp. "Wir sind dankbar dafür bei allem Verzerrten, was da in den Medien widergespiegelt wird, dass der Begriff 'Remigration' gesetzt ist. Das ist für uns in der Wahrnehmung ein Vorteil."

Die Wände im Schützenhof sind mit Holz verkleidet, an den hohen Wänden prangen Gemälde berühmter Persönlichkeiten der Stadt Paderborn. Rund 120 Menschen sind gekommen. Einer der Besucher sagt über die Partei, er fände "nichts Nationalsozialistisches da ist nichts Radikales dabei". Das sei einfach nur "die gutbürgerliche Mitte".

5.000 Menschen wollen ein Zeichen gegen die AfD setzen

Ganz anders sehen das die 5.000 Menschen, die sich draußen mit etwas Abstand vor dem Schützenhof versammelt haben. Direkt gegenüber der AfD-Veranstaltung versammeln sie sich in Paderborn zu einer Demonstration gegen die AfD und gegen Rechtsextremismus. Sie empfinden das, was im Schützenhof besprochen wird, als sehr kritisch.

1.000 Menschen waren angemeldet, fünf Mal so viele sind am Ende laut Polizei gekommen. Sie demonstrieren mehr als zwei Stunden lang mit Musik- und Redebeiträgen. Die Menschen bleiben auf dem Platz und machen den ganzen Abend keine Anzeichen, das Treffen der AfD direkt gegenüber stören zu wollen.

Es regnet in Strömen, doch sie ziehen ihre Kapuzen tief ins Gesicht und halten ihre Plakate hoch in den kalten Abend. "Die Welt ist bunt", "Menschenrechte statt rechte Menschen" und "Ekelh-AfD" ist dort zu lesen.

Willy Ernst vom "Paderborner Bündnis für Demokratie und Toleranz" hat mit diesem Andrang nicht gerechnet. "Wir sind überwältigt und wir sind froh, dass so viele gekommen sind. Viele Leute wurden aufgerüttelt und das ist wichtig", sagt er.

AfD sieht sich diffamiert

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Beckamp fühlt sich durch die Proteste direkt vor dem Schützenhof diffamiert. Der Ton werde rauer gegen seine Partei. Gerade für einfache Mitglieder der Partei und Unterstützer sei dies sicherlich nicht immer einfach. Die Vorwürfe gegenüber der AfD seien falsch, sagt Beckamp.

"Wenn die Hetze so weitergeht, stehen diese Schergen demnächst selbstgerecht mit dem Fackelmarsch gegen rechts vor dem Parteibüro", schreibt der Sprecher der AfD-Ratsfraktion Paderborn, Marvin Weber, in den sozialen Medien.

Veranstaltungen und Gegendemos

Doch davon kann bei den Protesten gegen die Veranstaltung der AfD in Paderborn keine Rede sein. Die Demonstration ist laut und bunt, aber ohne Gewalt. Ähnlich sieht es einen Tag später in Eitorf im Rhein-Sieg-Kreis aus. Laut Polizei sind rund 3.000 Menschen gekommen. Es werde durchweg ohne Zwischenfälle demonstriert. Der Zug der Demonstranten kommt vorbei am Veranstaltungsort der AfD.

Drinnen hört man die Pfiffe und Buhrufe, über dem Eingang des Bürgerzentrums hängt ein Banner "Hass ist keine Meinung", vor dem Bürgerzentrum stehen einige AfD-Unterstützer mit einem Plakat "Migration hat ihre Grenzen".

Eine Frau kommt auf Beckamp zu und steht ihm direkt gegenüber. Sie hält ihm den gestreckten Mittelfinger ins Gesicht. Als die Stimmung etwas rauer wird, stellen sich Polizisten zwischen die Lager und bilden eine Kette. Am Ende zieht der Protestzug mit Sprechchören weiter und endet am Marktplatz. Ein weiteres Aufeinandertreffen von politischen Meinungen mitten in der deutschen Kleinstadt.