Fragen und Antworten Ein neues Studio für die Tagesschau

Stand: 19.04.2014 09:50 Uhr

23,8 Millionen Euro hat die ARD dafür ausgegeben - wofür eigentlich genau? Und warum braucht die Tagesschau ein neues Studio? tagesschau.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie viel hat das neue Studio gekostet und wie setzen sich diese Kosten zusammen?

ARD-aktuell hat beim Umbau des Studios den geplanten Budgetrahmen eingehalten. Die Investition fließt in ein Studio, das voraussichtlich mindestens zehn Jahre lang täglich rund um die Uhr im Einsatz ist. Die Gesamtinvestition beträgt 23,8 Mio. €. Im Branchenvergleich zu anderen Studios verschiedener Sender handelt es sich hierbei um eine durchschnittliche Investitionssumme. Darin enthalten sind: Studiotechnik, Setbau, Design, Schulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Probebetrieb sowie die zusätzliche Wartung für mehrere Jahre.

Zugleich wurde auch der Umstieg auf eine Produktion in HD-Qualität vollzogen. Aus diesem einen Studio werden täglich bis zu 20 Tagesschau-Ausgaben sowie Tagesthemen, Nachtmagazin und Wochenspiegel im Ersten und die Tagesschau im Viertelstundentakt bei tagesschau24 gesendet. Die Produktion sämtlicher Sendungen von ARD-aktuell in einem einzigen Studio spart Ressourcen. Es handelt sich nicht um einen Neubau, sondern um den Umbau eines bestehenden Studios. Die Fläche des Studios umfasst ca. 320 Quadratmeter.

Wie lange dauerte der Umbau des Studios? Wurde der Zeitplan eingehalten?

Mit den Vorplanungen für das neue Studio wurde 2009 begonnen. Die Baumaßnahmen fanden 2011/2012 statt. Ende 2012 wurde mit der Inbetriebnahme begonnen.

Warum ist dann der Start erst 2014?

Nach einem ersten kurzen Probebetrieb zur Jahreswende 2012/13 stellte sich heraus, dass die Programmierung des neuen Designs im Grafiksystem noch nicht die gewünschten Ergebnisse brachte. Das Grafiksystem ist ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Technikpaketes für das neue Studio.

Gemeinsam mit dem Hersteller haben Produktion und Redaktion Anfang 2013 einen zweiten Anlauf unternommen und das Grafiksystem erfolgreich für den Dauerbetrieb bei ARD-aktuell tauglich gemacht. Anfang 2014 wurde damit begonnen, das Zusammenspiel aller Komponenten (Grafiksystem, Redaktionssystem, Sendeautomation, Studiotechnik) unter realistischen Bedingungen zu erproben.

Was genau war das Problem?

Sämtliche Informationsgrafiken bilden sich real im Studio auf einer halbrunden zirka 17 Meter langen Medienwand ab. Das Grafiksystem muss Verzerrungen, die durch die verschiedenen Perspektiven, Kameraeinstellungen und auch Kamerabewegungen entstehen, in Echtzeit korrigieren, um das Kamerabild immer korrekt darzustellen. Das stellt hohe Anforderungen an die Technik und die Programmierung dieses Grafiksystems.

Um den Nutzern eine einfache und sichere Bedienung zu ermöglichen, sieht die Konzeption einen hohen Automations- und Vernetzungsgrad des Grafiksystems mit anderen Systemen im Studio (zum Beispiel den Kameras) vor. Insgesamt handelt es sich um ein neuartiges Konzept, das der Hersteller erstmalig ausgeliefert hat. Diese Aufgabe hat sich für die externe Firma und den NDR im ersten Schritt als komplexer als erwartet erwiesen.

Diese Verzögerung hat doch Mehrkosten ausgelöst?

Die externe Firma hat einen größeren Aufwand für das Grafiksystem betrieben als geplant und dafür keine Mehrkosten geltend gemacht.

Wer trägt die Verantwortung für den Verzug?

Die Verantwortung trägt die Gemeinschaftseinrichtung ARD-aktuell.

Warum wurde gerade jetzt in ein neues Studio investiert?

Um auch weiterhin die Sendesicherheit zu gewährleisten. Das neue Studio ersetzt ein vorhandenes, das älter als zehn Jahre ist. Auch die komplette Studiotechnik (Kameras, Licht, Mischpulte, etc.) wurde erneuert und auf HD umgestellt. Diesen Standard erwarten die Zuschauerinnen und Zuschauer mittlerweile zu Recht.

Was sind die Hauptvorteile des neuen Studios?

Das neue Studio birgt mehrere Vorteile. Die große Medienwand erlaubt eine bessere optische Umsetzung von Nachrichten. Schwierige Sachverhalte können in Form von animierten Grafiken anschaulicher dargestellt werden. Zudem wird die Tagesschau stärker als bisher auf exzellenten Fotojournalismus setzen. Mit den großformatigen Fotos können die Themen ausdrucksstärker, authentischer und emotionaler bebildert werden, was die Verständlichkeit erhöht.

Ziel ist es, den Zuschauerinnen und Zuschauern seriösen Nachrichtenjournalismus in einer ansprechenden und modernen Aufmachung anzubieten.

Was ändert sich mit dem neuen Studio an der Sendung?

Journalistisch ändert sich nichts. Tagesschau bleibt Tagesschau. Die Sendungen von ARD-aktuell stehen weiterhin für eine an Relevanz ausgerichtete Nachrichtenauswahl mit einem Schwerpunkt auf politischen Themen. Was sich ändert, ist die Verpackung. Erstmals sehen die Zuschauerinnen und Zuschauer exakt das Gleiche, was auch die Moderatorin oder der Moderator im Studio vor oder hinter sich hat. Alles ist real vorhanden und anfassbar. Das gibt allen Akteuren im Studio noch mehr Sicherheit.

Warum wurde auf ein virtuelles Studio verzichtet?

Die Tagesschau verzichtet bewusst auf Virtualität. Nachrichten leben von Verlässlichkeit, Sicherheit und Glaubwürdigkeit. Diesem Gedanken folgt auch die Grundidee des neuen Studios. Alles, was die Zuschauerinnen und Zuschauer auf dem Bildschirm sehen, soll real im Studio vorhanden sein. Die Moderatoren sollen Sicherheit ausstrahlen und agieren nicht im "luftleeren Raum". Das "anfassbare Studio" schafft Vertrauen.

Zudem beanspruchen virtuelle Animationen im Studio stets Zeit für Vorproduktionen. Solche Vorproduktionen vertragen sich aber nur schwer mit den Ansprüchen der Aktualität. Zudem ist das Studio von ARD-aktuell permanent on air, so dass Vorproduktionen kaum möglich sind.

Inwiefern ist das Tagesschau-Konzept führend?

Das Studio von ARD-aktuell bietet im Hinblick auf die Fernsehtechnik mehrere bedeutsame Innovationen: Mit der Medienwand ist es möglich, eine rund 17 Meter breite durchgehende Fläche ohne Übergänge oder Stege mit Panoramafotos, Grafiken, Videos und Schrifteinblendungen zu bespielen. Sieben Beamer projizieren von hinten die Bilder auf die Medienwand.

Erstmals können auf einer realen (das heißt zweidimensionalen) Medienwand dreidimensionale Objekte dargestellt werden. Dies ist durch eine Verkoppelung von Grafik- und Kameradaten möglich. Durch die Medienwand entsteht ein "Fenster" von einem realen in einen grafischen Raum.

Im Ablauf aller Sendungen werden ausschließlich vordefinierte und geprüfte Standards (sogenannte Bricks) verwendet. In einem Brick verbergen sich sämtliche produktionstechnischen Informationen. Die Redaktion setzt den Sendungsablauf aus Bricks zusammen. Das Studio wird mit einer Sendeautomation gefahren, die alle Studiokomponenten steuert: Kamera, Licht, Mikro, Teleprompter und Medienwand. Die Sendeautomation fährt während der Sendung den Sendeplan ab, ohne dass es dazu einer aufwändigen Kommunikation in der Regie bedarf. ARD-aktuell erhält damit vielfältige dramaturgische Möglichkeiten im Studio, bei guter Bedienbarkeit und hoher Sendesicherheit.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 18. April 2014 um 23:15 Uhr.