Ein Mann pflegt einen Angehörigen.

Umfrage Die Belastung pflegender Angehöriger steigt

Stand: 21.05.2024 11:22 Uhr

Die etwa fünf Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden hauptsächlich durch Angehörige gepflegt. Eine neue Umfrage zeigt, dass die zeitliche und finanzielle Belastung dabei gestiegen ist.

Wer einen Angehörigen pflegt, muss mit einer höheren Belastung zurechtkommen als noch vor fünf Jahren. Das geht aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Wissenschaftlichen Instituts der AOK hervor.

Im Jahr 2019 gaben die Befragten an, durchschnittlich 43 Wochenstunden für pflegende Tätigkeiten wie Ernährung, Körperpflege und Medikamentengabe zu benötigen. Nun liegt die aufgewendete Zeit bei 49 Stunden.

Auch zeigte sich, dass fast zwei Drittel der Pflegenden keine Unterstützung durch einen Pflegedienst in Anspruch nehmen.

Auch die finanzielle Belastung steigt

Auch die finanzielle Belastung hat trotz gestiegener Leistungen aus der Pflegeversicherung zugenommen: Der mittlere Eigenanteil kletterte von knapp 200 Euro pro Monat im Jahr 2019 auf jetzt 290 Euro im Monat, zeigt die Studie, über die zuerst das "RedaktionsNetzwerk Deutschland" berichtet hatte.

Eigene Arbeit leidet oft darunter

Die zeitliche Belastung wirkt sich nicht zuletzt auf die Berufstätigkeit aus. Nur 46 Prozent der Hauptpflegepersonen arbeiten laut der Umfrage in Vollzeit. 37 Prozent haben eine Teilzeitbeschäftigung. 18 Prozent sind gar nicht beschäftigt.

Unter den Teilzeitbeschäftigten gab mehr als die Hälfte an, die Arbeitszeit wegen der Pflege reduziert zu haben. Unter den Nicht-Erwerbstätigen gaben 28 Prozent die Tätigkeit wegen der Pflege auf.

Antje Schwinger, Leiterin des Forschungsbereichs Pflege meint: "Die Umfrage legt nahe, dass der hohe zeitliche Aufwand von durchschnittlich 49 Wochenstunden direkte Auswirkungen auch auf die Erwerbsarbeit hat und eine Work-Life-Care-Balance für viele schwer zu erreichen ist."

Pflege weiter überwiegend Frauensache

Die Umfrage zeigt deutlich, dass die häusliche Pflege von Angehörigen auch weiterhin noch überwiegend Frauensache ist. Knapp zwei Drittel der pflegenden Angehörigen waren in der Umfrage Frauen.

Für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege können sich Beschäftigte, die einen nahen Angehörigen zu Hause pflegen, bis zu sechs Monate vollständig oder teilweise von der Arbeit freistellen lassen. Diese Option werde aber laut AOK-Studie kaum genutzt.