Abgeordneter im Krankenhaus EU untersucht UKIP-Prügelei

Stand: 07.10.2016 20:47 Uhr

Eine Prügelei zwischen zwei UKIP-Abgeordneten im EU-Parlament hat in Großbritannien für Schlagzeilen gesorgt. Steven Woolfe, Favorit für das Amt des Parteichefs, musste ins Krankenhaus. EU-Parlamentspräsident Schulz leitete eine Untersuchung des Vorfalls ein.

Es habe heftigen Streit unter den UKIP-Abgeordneten im Europäischen Parlament gegeben, sagt Mike Hookem. Darüber, dass sich Steven Woolfe den Tories annähere, und darüber, dass er seine Papiere für die Kandidatur zum Parteivorsitz so spät einreichte, dass er nicht kandidieren konnte.

Dann sei Woolfe aufgestanden, habe das Jackett abgelegt, und ihn, Hookem, quer durch den Raum aufgefordert, die Angelegenheit draußen zu erledigen - Mann gegen Mann. In einem Nebenraum sei Woolfe dann auf ihn losgegangen. Das sei keine richtige Schlägerei gewesen, da seien sinnbildlich eher die Handtaschen geflogen.

Ob sich Steven Woolfe dabei verletzte, ist bislang völlig unklar. Fest steht nur: Kurz darauf brach der 49-Jährige zusammen, seitdem liegt er im Krankenhaus in Straßburg. Angeblich geht es ihm aber körperlich schon wieder gut. Woolfe leide lediglich unter den vielen Croissants und freue sich auf ein englisches Frühstück, sagt Parteisprecher Nathan Gill.

Der UKIP-Abgeordnete Steven Woolfe

Steven Woolfe geht es schon wieder besser.

EU-Parlamentspräsident leitet Untersuchung ein

Die Partei will den Vorfall intern untersuchen, auch EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat eine Prüfung eingeleitet. "Was berichtet wird, ist äußerst schwerwiegend", sagte er. "Respektloses und gewalttätiges Verhalten hat im Europaparlament keinen Platz."

Laut Schulz könnten die Ereignisse einen Verstoß gegen die Parlamentsregeln darstellen. Der "Beratende Ausschuss zum Verhalten von Mitgliedern" werde sich nun mit dem Zwischenfall befassen. Mögliche Strafen könnten sein, dass involvierten UKIP-Abgeordneten Zulagen von bis zu zehn Tagen gestrichen werden.

Schulz

EU-Parlamentspräsident Schulz hat eine Prüfung des Vorfalls eingeleitet.

Die Prügelei im Parlament ist nur der letzte Höhepunkt einer chaotischen Woche bei UKIP. Dienstagabend hatte sich die neue Parteivorsitzende Diane James, ebenfalls Abgeordnete in Brüssel, überraschend wieder zurückgezogen – nur 18 Tage nach ihrer Wahl. Sie habe nicht die nötige Unterstützung ihrer Partei, erklärte sie.

Farage ist zurück

Und schon war Nigel Farage wieder da, der große Zampano der Partei und Wegbereiter des Brexit. Nach dem aus seiner Sicht erfolgreichen Referendum war er zurückgetreten. Jetzt sagt er: "Ich versuche ja weiter, dem zu entkommen, mich hinter einer Mauer zu verstecken oder über die Berge davonzumachen, aber noch bevor ich wirklich in Freiheit bin, haben sie mich zurückgezerrt." Er werde nun weitermachen, bis der Wechsel an der Spitze abgeschlossen sei, sagte Farage.

Manchen UKIP-Mitgliedern, auch Steven Woolfe, wird unterstellt, sie suchten inzwischen die Nähe zu den Tories, den Konservativen, die auf einen harten Brexit-Kurs zusteuern. Das wiederum hat nun Arron Banks auf den Plan gerufen, Multimillionär und Geldgeber von UKIP. Er fordert alle, die mit den Tories liebäugeln, auf: Raus aus der Partei!

Mr. Banks solle sich zurückhalten, sagte der walisische UKIP-Fraktionschef Neil Hamilton. Die Partei brauche sein Geld nicht, sie sei nicht käuflich. Mr. Banks sei nie für irgendwas gewählt worden und sei auch noch in keinem einzigen Ortsverein aufgetaucht.

UKIP fehlen Geld und Nachwuchs

UKIP sei einer schweren Krise, erklärt der Politologe Matthew Goodwin. Die Partei, die bei der Europawahl vor zwei Jahren 28 Prozent in Großbritannien holte und die Briten in den Brexit führte, stehe nicht nur unter Druck durch die nach rechts rückenden Tories. Ihr fehle es außerdem an Geld und an geeignetem Nachwuchs.

Bei UKIP gebe es Verwerfungen zwischen Farage-Anhängern und Farage-Gegnern, zwischen den Parteimitgliedern in den Regionen, innerhalb der UKIP-Gruppe im Europäischen Parlament und auch zwischen einzelnen lokalen Parteigliederungen, sagte Goodwin.

Trotz allem will UKIP bis Ende November einen neuen Parteichef oder eine neue Parteichefin gewählt haben.

Thomas Spickhofen, T. Spickhofen, ARD London, 07.10.2016 19:29 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. Oktober 2016 um 06:26 Uhr.