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Fragen und Antworten Was bislang bekannt ist

Stand: 14.06.2016 05:45 Uhr

Ein Bewaffneter tötet 49 Menschen in einem Nachtclub. Was ist bislang bekannt über den Schützen? Gibt es Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund? Welche Rolle spielte Propaganda im Netz bei dem Motiv des Täters? Ein Überblick über Fakten - und Mutmaßungen.

Was ist geschehen?

Beim bisher schlimmsten Angriff eines Einzeltäters in der US-Geschichte sind in einem Schwulenclub in Florida 49 Menschen getötet und 53 verletzt worden. Zunächst war von 50 Todesopfern die Rede gewesen, die US-Behörden korrigierten die Zahl jedoch, nachdem zunächst der bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötete Attentäter mitgezählt worden war.

Der Polizei zufolge hatte der Angreifer im Club "Pulse" im Herzen Orlandos gegen 2:00 Uhr Ortszeit zu schießen begonnen. Ausgerüstet war er demnach mit einem Sturmgewehr vom Typ AR-15 und einer Handfeuerwaffe. Zunächst habe sich ein einzelner Polizist mit ihm ein Feuergefecht geliefert, dann seien zwei weitere Beamte hinzugekommen. Der Schütze habe dann Geiseln genommen. Nach etwa drei Stunden entschied sich die Polizei für eine gewaltsame Befreiung.

Ob die Polizei früher hätte stürmen können, muss noch geklärt werden. Mindestens 30 Geiseln, so die Polizei, konnten durch die Aktion gerettet werden. Der Täter sei "sehr gut organisiert und vorbereitet gewesen". Der Club war Polizeichef John Mina zufolge mit mehr als 300 Menschen gut besucht.

Anders als den Konzertsaal "Bataclan", einen der Pariser Anschlagsorte, ist das "Pulse" keine Halle mit einer Bühne, sondern ein verzweigtes Gebäude mit vielen Räumen.

Was ist über den Angreifer bekannt?

Der Mann ist identifiziert als Omar Mateen, ein 29-jähriger US-Bürger mit afghanischen Eltern. Geboren wurde er in New York. Er lebte in Port Pierce fast 200 Kilometer südlich von Orlando und arbeitete seit 2007 für den privaten Sicherheitsdienst G4S, einer der weltweit größten Sicherheitsfirmen. Deshalb hatte er auch eine Schusswaffenlizenz. Seine Waffen erwarb er kurz vor der Tat legal. Das ist deswegen bemerkenswert, weil der 29-Jährige zweimal, 2013 und 2014, in Berührung mit dem FBI kam. Die Ermittlungen wurden aber beide Male wieder eingestellt. Im ersten Fall ging es um aufhetzerische Aussagen gegenüber Arbeitskollegen, im zweiten um seine möglichen Verbindungen zu einem amerikanischen Selbstmordattentäter. Aktuell stand er nicht unter Beobachtung des FBI. Er stand auch auf keiner Terrorliste.

Was ist über das Motiv des Mannes bekannt?

Bisherige Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass Omar Mateen sich durch das Internet radikalisiert habe, sagte US-Präsident Obama. Es gebe aber keine "klaren Hinweise" darauf, dass der Angriff aus dem Ausland gesteuert worden sei. Mateen habe offenbar "verschiedenstes extremistisches Material" verschlungen, das er im Netz gefunden habe, sagte der US-Präsident nach einem Treffen mit FBI-Chef James Comey und Heimatschutzminister Jeh Johnson.

Laut FBI rief er während der Geiselnahme beim Polizei-Notruf an und bekannte sich zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Zwar verbreitete die IS-nahe Nachrichtenagentur Amaq eine kurze Erklärung unter Berufung auf eine nicht genannte Quelle, in der sie die Verantwortung für das Massaker für sich reklamierte, doch bisher haben US-Ermittler keine Beweise für eine direkte Kommunikation zwischen dem Schützen und Mitgliedern des IS im Ausland.

Vieles spreche dafür, dass der Angreifer vom IS inspiriert, also ein "einsamer Wolf" gewesen sei, sagte Terrorismusexperte Georg Mascolo in den tagesthemen.

Der Vater des Schützen sagte dem Sender MSNBC, er glaube nicht an ein religiöses Motiv. Stattdessen deutete er an, dass sein Sohn starke Antipathien gegen Schwule gehegt habe. Allerdings soll Mateen Zeugenberichten zufolge häufiger Besucher des vorwiegend von Homosexuellen besuchten Nachtclubs "Pulse" gewesen sein und eine bei Schwulen populäre Dating-App genutzt haben. Seine 2011 von ihm geschiedene Ex-Frau sagte, ihr Mann sei instabil, gewalttätig und unberechenbar gewesen. Sie bezeichnete ihn als nicht sehr religiös.

Hat die Tat Folgen für den US-Wahlkampf?

Der wahrscheinliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Donald Trump, hat das Massaker bereits zum Wahlkampfthema gemacht. Er forderte Obama zum Rücktritt auf, weil dieser es versäumt habe, die Verantwortung für den Anschlag klar dem "radikalen Islam" zuzuschreiben. Trump nahm das Attentat zum Anlass, seine Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime in die USA zu bekräftigen. "Wenn wir jetzt nicht mit Härte und Klugheit reagieren, werden wir bald kein Land mehr haben", warnte er. Er wirft der US-Regierung seit längerem vor, die Gefahren durch radikalislamische Aktivisten zu verharmlosen. Der Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, sieht die USA in einem "Krieg gegen islamistische Terroristen".

Hillary Clinton nannte die Tat einen "Akt des Terrors". Nun müssten die Anstrengungen verdoppelt werden, die USA vor Bedrohungen aus dem In- und Ausland zu schützen, sagte die Ex-Außenministerin, die die Nachfolge von Präsident Obama antreten will. Die USA müssten mehr Maßnahmen ergreifen, um Waffen wie sie bei der Schießerei von Orlando genutzt worden seien, "aus den Fängen von Terroristen und anderen gewalttätigen Kriminellen" fernzuhalten, forderte Clinton weiter.

Auch Obama sprach von einem "Akt des Terrorismus und einem Akt des Hasses". Die Tat mache einmal mehr klar, wie leicht man in den USA an verheerende Waffen komme. Es war das etwa 20. Statement Obamas zu einem der so genannten "shootings" in seiner Amtszeit.

Der amerikanische Muslimverband verurteilte die bewaffnete Attacke auf den Schwulenclub. Bei der Tat handele es sich um ein Hassverbrechen, sagte der Exekutivdirektor des Rats für amerikanisch-islamische Beziehungen CAIR. Die Organisation habe keine Toleranz für Extremismus jeglicher Form. Schwule, Lesben, Trans- und Bisexuelle hätten in der Vergangenheit hinter Muslimen gestanden und heute ständen diese hinter ihnen.