Von der libyschen Küstenwache aufgegriffene Flüchtlinge

Libyen Weniger Flüchtlinge kommen nach Europa

Stand: 16.07.2018 20:16 Uhr

Libyen bleibt Angelpunkt für die Flüchtlingsbewegung nach Europa - auch wenn die Zahl laut EU um 85 Prozent zurückgegangen ist. Dramatisch bleibt auch die Brutalität der Schleuser: In einem Kühllaster erstickten mindestens acht Migranten.

In den vergangenen Monaten sind nach EU-Angaben 28.000 Migranten aus Libyen in ihre Heimatländer zurückgebracht worden. Es handele sich um freiwillige Rückführungen mit Hilfe der Internationalen Organisation für Migration (IOM), die von der Europäischen Union finanziell unterstützt würden, sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. "Diese Arbeit muss fortgesetzt werden", erklärte Mogherini nach einem Treffen der EU-Außenminister.

EU-Außenkommissarin Federica Mogherini

EU-Außenkommissarin Mogherini will das Rückführungsprogramm fortsetzen.

Zugleich seien die Ankünfte der von Libyen aus gestarteten Migranten und Flüchtlinge in Europa um 85 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen, sagte Mogherini. Auch hier müssten die Bemühungen fortgesetzt werden. Sie ergänzte, dass sich die EU-Außenminister bei ihrem Treffen dazu verpflichtet hätten, mehr Geld insbesondere zum sogenannten Treuhandfonds für Afrika beizusteuern. Der Fonds soll unter anderem Fluchtursachen bekämpfen.

Libyen ist ein Haupttransitland für Migranten und Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa. Vom Westen Libyens aus ist Italien nur etwa 300 Kilometer entfernt. Zahlreiche Menschen werden dort in Lagern festgehalten und nach Schilderungen verschiedener Beobachter misshandelt. Inzwischen haben sich große Netzwerke für den Menschenhandel etabliert.

Acht Menschen in Kühllaster erstickt

Nahe der Hafenstadt Suwara erstickten am Montag mindestens acht Menschen in einem Kühllaster. Unter den Todesopfern seien sechs Kinder, erklärten die Sicherheitsbehörden via Facebook. Es war unklar, wie lange die Flüchtlinge bereits in dem Lastwagen ausharrten, als sie entdeckt wurden. Insgesamt hätten rund 100 Flüchtlinge dort ausgeharrt.

Bilder der lokalen Sicherheitskräfte zeigten das Innere des Kühllasters, in dem neben den Flüchtlingen auch Schwimmwesten und zahlreiche Behälter mit Treibstoff untergebracht gewesen seien. Die Menschen kamen nach Angaben der Küstenwache aus afrikanischen und arabischen Ländern, es seien aber auch Migranten aus Pakistan und Bangladesch darunter gewesen.

Nach Angaben der Behörden ließen Schleuser den Lastwagen mit den Flüchtlingen einfach stehen. Die Migranten sollten auf ein Schiff nach Italien warten. Die Überlebenden hätten unter starker Erschöpfung und Atemproblemen gelitten. Viele seien ins Krankenhaus gebracht worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 16. Juli 2018.