Gesundheitspersonal transportieren eine Person mit Symptomen im südindischen Kozhikode.

Indischer Bundesstaat Kerala Vorsichtige Entwarnung beim Nipahvirus

Stand: 22.09.2023 15:34 Uhr

Nach dem Ausbruch des Nipahvirus im indischen Kerala haben die Behörden vorerst Entwarnung gegeben. Doch die Regierung mahnt weiter zur Vorsicht: Noch ist unklar, ob das Virus weiter grassiert.

Von Klara Loser, ARD-Studio Neu-Delhi

Am sechsten Tag in Folge wurde keine neue Infektion mit dem Nipahvirus gemeldet - indische Medien sprechen von einer Entspannung der Lage im südindischen Kerala. Die Regierung des Bundesstaates hat inzwischen die Sperrzonen wieder aufgehoben, die sie vergangene Woche in neun Gemeinden eingerichtet hatte.  

Keralas Gesundheitsministerin Veena George mahnte dennoch zur Vorsicht: Die Menschen sollten weiter Abstand halten und Masken tragen. Wer auf der Liste der 980 Kontaktpersonen steht, solle sich für weitere drei Wochen isolieren.

Weitere Kontrollen und Tests

Die Behörden sind offenbar auch deshalb besonders vorsichtig, weil das Nipahvirus unter Umständen eine lange Inkubationszeit hat. Zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit liegen im Regelfall zwischen vier und vierzehn Tagen. In Extremfällen allerdings können es auch bis zu sechs Wochen sein. Auch Fälle, in denen die Krankheit erst Monate später ausbrach, sind dokumentiert.

Karte: Bundesstaat Kerala, Indien

An den Grenzen zu den benachbarten Bundesstaaten finden deshalb zunächst noch bis zum 10. Oktober Kontrollen statt, um eine Ausbreitung zu verhindern. Das staatliche Forschungsinstitut ICMR hat zudem diese Woche PCR-Schnelltests für das Nipahvirus zugelassen. Verdachtsfälle können so schneller erkannt werden. 

Insgesamt hatten sich bis zur vergangenen Woche sechs Menschen mit dem Nipahvirus infiziert, zwei von ihnen sind gestorben. Vier weitere liegen noch im Krankenhaus. Ihr Zustand hat sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums mittlerweile stabilisiert. Unter ihnen ist auch ein Neunjähriger, dessen Vater an der Krankheit starb. 

 

Virus grassiert vor allem in Südasien

Das Nipahvirus tauchte erstmals 1999 in Malaysia auf. Seitdem kommt es regelmäßig zu Ausbrüchen, vor allem in Bangladesch und Indien. Im betroffenen Bundesstaat Kerala ist es bereits der vierte Ausbruch in den vergangenen fünf Jahren. Die letzten Ausbrüche zeigen dem Wissenschaftsmagazin "Nature" zufolge eine einfachere Übertragung auch von Mensch zu Mensch.

Überträger sind eigentlich Flughunde, größere Verwandte der Fledermäuse, aber an auch kontaminiertem Obst und infizierten Haustieren kann man sich anstecken. Das Nipahvirus sei jedoch nicht so leicht übertragbar wie das Coronavirus, eine globale Pandemie deshalb nicht zu befürchten, so das Magazin.

Die Ausbrüche werden möglicherweise deshalb häufiger, weil Menschen immer weiter in die Lebensräume der Flughunde eindringen. Der häufige Kontakt mit Menschen setzt die Tiere unter Stress. Studien aus Australien legen nahe, dass Flughunde häufiger Viren übertragen, wenn sie gestresst sind.

Um Ausbrüche zu verhindern, könnte es demnach helfen, Waldgebiete zu schützen und mehr Lebensraum für Wildtiere in der Umgebung von Siedlungen zu schaffen.  

Klara Loser, ARD Neu-Delhi, tagesschau, 22.09.2023 14:43 Uhr